Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

irgend haltbare Ort mußte mit dem Degen geöfnet werden, und der Widerstand mehrte sich mit jedem neuen Schritte, den sie machten, weil die Ausschweifungen ihrer Truppen, meistens Ungarn und Wallonen, den Freund zum Abfall und den Feind zur Verzweiflung brachten. Aber auch noch dann, als seine Truppen schon in Böhmen vordrangen, fuhr der Kaiser fort, den Ständen den Frieden zu zeigen, und zu einem gütlichen Vergleich die Hände zu biethen. Neue Aussichten, die sich ihnen aufthaten, erhoben den Muth der Rebellen. Die Stände von Mähren ergriffen ihre Parthey, und aus Deutschland erschien ihnen in der Person des Grafen von Mansfeld ein eben so unverhoffter als tapferer Beschüzer.

Die Häupter der evangelischen Union hatten den bisherigen Bewegungen in Böhmen schweigend, aber nicht müßig zugesehen. Beyde kämpften für dieselbe Sache, gegen denselben Feind. In dem Schicksale der Böhmen ließen sie ihre Bundsverwandten ihr eigenes Schicksal lesen, und die Sache dieses Volks wurde von ihnen als die heiligste Angelegenheit des Deutschen Bundes abgeschildert. Diesem Grundsaz getreu, stärkten sie den Muth der Rebellen durch Beystandsversprechungen, und ein glücklicher Zufall sezte sie in Stand, dieselben unverhofft in Erfüllung zu bringen.

Graf Peter Ernst von Mansfeld, der Sohn eines verdienstvollen Oesterreichischen Dieners, Ernsts von Mansfeld, der die Spanische Armee in den Niederlanden eine Zeit lang mit vielem Ruhme befehligt hatte, wurde das Werkzeug, das Oesterreichische Haus in Deutschland zu demüthigen. Er selbst hatte dem Dienste dieses Hauses seine ersten Feldzüge gewidmet, und unter den Fahnen Erzherzog Leopolds, in Jülich und im Elsaß, gegen die protestantische Religion und die Deutsche Freyheit gefochten. Aber unvermerkt von den Grundsäzen dieser Religion, oder vielmehr von der Gesezlosigkeit, wozu sie ihm ihren Namen

irgend haltbare Ort mußte mit dem Degen geöfnet werden, und der Widerstand mehrte sich mit jedem neuen Schritte, den sie machten, weil die Ausschweifungen ihrer Truppen, meistens Ungarn und Wallonen, den Freund zum Abfall und den Feind zur Verzweiflung brachten. Aber auch noch dann, als seine Truppen schon in Böhmen vordrangen, fuhr der Kaiser fort, den Ständen den Frieden zu zeigen, und zu einem gütlichen Vergleich die Hände zu biethen. Neue Aussichten, die sich ihnen aufthaten, erhoben den Muth der Rebellen. Die Stände von Mähren ergriffen ihre Parthey, und aus Deutschland erschien ihnen in der Person des Grafen von Mansfeld ein eben so unverhoffter als tapferer Beschüzer.

Die Häupter der evangelischen Union hatten den bisherigen Bewegungen in Böhmen schweigend, aber nicht müßig zugesehen. Beyde kämpften für dieselbe Sache, gegen denselben Feind. In dem Schicksale der Böhmen ließen sie ihre Bundsverwandten ihr eigenes Schicksal lesen, und die Sache dieses Volks wurde von ihnen als die heiligste Angelegenheit des Deutschen Bundes abgeschildert. Diesem Grundsaz getreu, stärkten sie den Muth der Rebellen durch Beystandsversprechungen, und ein glücklicher Zufall sezte sie in Stand, dieselben unverhofft in Erfüllung zu bringen.

Graf Peter Ernst von Mansfeld, der Sohn eines verdienstvollen Oesterreichischen Dieners, Ernsts von Mansfeld, der die Spanische Armee in den Niederlanden eine Zeit lang mit vielem Ruhme befehligt hatte, wurde das Werkzeug, das Oesterreichische Haus in Deutschland zu demüthigen. Er selbst hatte dem Dienste dieses Hauses seine ersten Feldzüge gewidmet, und unter den Fahnen Erzherzog Leopolds, in Jülich und im Elsaß, gegen die protestantische Religion und die Deutsche Freyheit gefochten. Aber unvermerkt von den Grundsäzen dieser Religion, oder vielmehr von der Gesezlosigkeit, wozu sie ihm ihren Namen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0089" n="81"/>
irgend haltbare Ort mußte           mit dem Degen geöfnet werden, und der Widerstand mehrte sich mit jedem neuen Schritte, den           sie machten, weil die Ausschweifungen ihrer Truppen, meistens Ungarn und Wallonen, den           Freund zum Abfall und den Feind zur Verzweiflung brachten. Aber auch noch dann, als seine           Truppen schon in Böhmen vordrangen, fuhr der Kaiser fort, den Ständen den Frieden zu           zeigen, und zu einem gütlichen Vergleich die Hände zu biethen. Neue Aussichten, die sich           ihnen aufthaten, erhoben den Muth der Rebellen. Die Stände von Mähren ergriffen ihre           Parthey, und aus Deutschland erschien ihnen in der Person des Grafen von Mansfeld ein eben           so unverhoffter als tapferer Beschüzer.</p>
        <p>Die Häupter der evangelischen Union hatten den bisherigen Bewegungen in Böhmen           schweigend, aber nicht müßig zugesehen. Beyde kämpften für dieselbe Sache, gegen denselben           Feind. In dem Schicksale der Böhmen ließen sie ihre Bundsverwandten ihr eigenes Schicksal           lesen, und die Sache dieses Volks wurde von ihnen als die heiligste Angelegenheit des           Deutschen Bundes abgeschildert. Diesem Grundsaz getreu, stärkten sie den Muth der Rebellen           durch Beystandsversprechungen, und ein glücklicher Zufall sezte sie in Stand, dieselben           unverhofft in Erfüllung zu bringen.</p>
        <p>Graf Peter Ernst von Mansfeld, der Sohn eines verdienstvollen Oesterreichischen Dieners,           Ernsts von Mansfeld, der die Spanische Armee in den Niederlanden eine Zeit lang mit vielem           Ruhme befehligt hatte, wurde das Werkzeug, das Oesterreichische Haus in Deutschland zu           demüthigen. Er selbst hatte dem Dienste dieses Hauses seine ersten Feldzüge gewidmet, und           unter den Fahnen Erzherzog Leopolds, in Jülich und im Elsaß, gegen die protestantische           Religion und die Deutsche Freyheit gefochten. Aber unvermerkt von den Grundsäzen dieser           Religion, oder vielmehr von der Gesezlosigkeit, wozu sie ihm ihren Namen
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[81/0089] irgend haltbare Ort mußte mit dem Degen geöfnet werden, und der Widerstand mehrte sich mit jedem neuen Schritte, den sie machten, weil die Ausschweifungen ihrer Truppen, meistens Ungarn und Wallonen, den Freund zum Abfall und den Feind zur Verzweiflung brachten. Aber auch noch dann, als seine Truppen schon in Böhmen vordrangen, fuhr der Kaiser fort, den Ständen den Frieden zu zeigen, und zu einem gütlichen Vergleich die Hände zu biethen. Neue Aussichten, die sich ihnen aufthaten, erhoben den Muth der Rebellen. Die Stände von Mähren ergriffen ihre Parthey, und aus Deutschland erschien ihnen in der Person des Grafen von Mansfeld ein eben so unverhoffter als tapferer Beschüzer. Die Häupter der evangelischen Union hatten den bisherigen Bewegungen in Böhmen schweigend, aber nicht müßig zugesehen. Beyde kämpften für dieselbe Sache, gegen denselben Feind. In dem Schicksale der Böhmen ließen sie ihre Bundsverwandten ihr eigenes Schicksal lesen, und die Sache dieses Volks wurde von ihnen als die heiligste Angelegenheit des Deutschen Bundes abgeschildert. Diesem Grundsaz getreu, stärkten sie den Muth der Rebellen durch Beystandsversprechungen, und ein glücklicher Zufall sezte sie in Stand, dieselben unverhofft in Erfüllung zu bringen. Graf Peter Ernst von Mansfeld, der Sohn eines verdienstvollen Oesterreichischen Dieners, Ernsts von Mansfeld, der die Spanische Armee in den Niederlanden eine Zeit lang mit vielem Ruhme befehligt hatte, wurde das Werkzeug, das Oesterreichische Haus in Deutschland zu demüthigen. Er selbst hatte dem Dienste dieses Hauses seine ersten Feldzüge gewidmet, und unter den Fahnen Erzherzog Leopolds, in Jülich und im Elsaß, gegen die protestantische Religion und die Deutsche Freyheit gefochten. Aber unvermerkt von den Grundsäzen dieser Religion, oder vielmehr von der Gesezlosigkeit, wozu sie ihm ihren Namen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Google books: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/89
Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/89>, abgerufen am 06.05.2024.