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Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

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Erwartungen der Welt zu rechtfertigen, die er durch den Sturz seines Vorgängers heraus gefodert hatte? War es der Mühe werth, den Thron Rudolphs durch ein Verbrechen zu besteigen, um ihn so schlecht zu besizen, und mit so wenig Ruhm zu verlassen? So lange Matthias König war, büßte er für die Unklugheit, durch die er es geworden. Einige Jahre früher, sie zu tragen, hatte er die ganze Freyheit seiner Krone verscherzt. Was ihm die vergrösserte Macht der Stände an Selbstthätigkeit noch übrig ließ, hielten seine eignen Agnaten unter einem schimpflichen Zwange. Krank und kinderlos sah er die Aufmerksamkeit der Welt einem stolzen Erben entgegen eilen, der ungeduldig dem Schicksal vorgriff, und in des Greisen absterbender Regierung schon die seinige eröffnete.

Mit Matthias war die regierende Linie des Deutschen Hauses Oesterreich so gut als erloschen; denn von allen Söhnen Maximilians lebte nur noch der einzige kinderlose und schwächliche Erzherzog Albrecht in den Niederlanden, der aber seine nähern Rechte auf diese Erbschaft an die Gräzische Linie abgetreten hatte. Auch das Spanische Haus hatte sich einem geheimen Reverse aller seiner Ansprüche auf die Oesterreichischen Besizungen zum Vortheil des Erzherzogs Ferdinand von Steyermark begeben, in welchem nunmehr der Habsburgische Stamm in Deutschland frische Zweige treiben, und die ehemalige Größe Oesterreichs wieder aufleben sollte.

Ferdinand hatte den jüngsten Bruder Kaiser Maximilians II. Erzherzog Karl von Krain, Kärnthen und Steyermark, zum Vater, zur Mutter eine Prinzessin von Bayern. Da er den Ersten schon im zwölften Jahre verlor, so übergab ihn die Erzherzogin der Aufsicht ihres Bruders, des Herzogs Wilhelm von Bayern, unter dessen Augen er auf der Akademie zu Ingolstadt durch Jesuiten erzogen und

Erwartungen der Welt zu rechtfertigen, die er durch den Sturz seines Vorgängers heraus gefodert hatte? War es der Mühe werth, den Thron Rudolphs durch ein Verbrechen zu besteigen, um ihn so schlecht zu besizen, und mit so wenig Ruhm zu verlassen? So lange Matthias König war, büßte er für die Unklugheit, durch die er es geworden. Einige Jahre früher, sie zu tragen, hatte er die ganze Freyheit seiner Krone verscherzt. Was ihm die vergrösserte Macht der Stände an Selbstthätigkeit noch übrig ließ, hielten seine eignen Agnaten unter einem schimpflichen Zwange. Krank und kinderlos sah er die Aufmerksamkeit der Welt einem stolzen Erben entgegen eilen, der ungeduldig dem Schicksal vorgriff, und in des Greisen absterbender Regierung schon die seinige eröffnete.

Mit Matthias war die regierende Linie des Deutschen Hauses Oesterreich so gut als erloschen; denn von allen Söhnen Maximilians lebte nur noch der einzige kinderlose und schwächliche Erzherzog Albrecht in den Niederlanden, der aber seine nähern Rechte auf diese Erbschaft an die Gräzische Linie abgetreten hatte. Auch das Spanische Haus hatte sich einem geheimen Reverse aller seiner Ansprüche auf die Oesterreichischen Besizungen zum Vortheil des Erzherzogs Ferdinand von Steyermark begeben, in welchem nunmehr der Habsburgische Stamm in Deutschland frische Zweige treiben, und die ehemalige Größe Oesterreichs wieder aufleben sollte.

Ferdinand hatte den jüngsten Bruder Kaiser Maximilians II. Erzherzog Karl von Krain, Kärnthen und Steyermark, zum Vater, zur Mutter eine Prinzessin von Bayern. Da er den Ersten schon im zwölften Jahre verlor, so übergab ihn die Erzherzogin der Aufsicht ihres Bruders, des Herzogs Wilhelm von Bayern, unter dessen Augen er auf der Akademie zu Ingolstadt durch Jesuiten erzogen und

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[83/0091] Erwartungen der Welt zu rechtfertigen, die er durch den Sturz seines Vorgängers heraus gefodert hatte? War es der Mühe werth, den Thron Rudolphs durch ein Verbrechen zu besteigen, um ihn so schlecht zu besizen, und mit so wenig Ruhm zu verlassen? So lange Matthias König war, büßte er für die Unklugheit, durch die er es geworden. Einige Jahre früher, sie zu tragen, hatte er die ganze Freyheit seiner Krone verscherzt. Was ihm die vergrösserte Macht der Stände an Selbstthätigkeit noch übrig ließ, hielten seine eignen Agnaten unter einem schimpflichen Zwange. Krank und kinderlos sah er die Aufmerksamkeit der Welt einem stolzen Erben entgegen eilen, der ungeduldig dem Schicksal vorgriff, und in des Greisen absterbender Regierung schon die seinige eröffnete. Mit Matthias war die regierende Linie des Deutschen Hauses Oesterreich so gut als erloschen; denn von allen Söhnen Maximilians lebte nur noch der einzige kinderlose und schwächliche Erzherzog Albrecht in den Niederlanden, der aber seine nähern Rechte auf diese Erbschaft an die Gräzische Linie abgetreten hatte. Auch das Spanische Haus hatte sich einem geheimen Reverse aller seiner Ansprüche auf die Oesterreichischen Besizungen zum Vortheil des Erzherzogs Ferdinand von Steyermark begeben, in welchem nunmehr der Habsburgische Stamm in Deutschland frische Zweige treiben, und die ehemalige Größe Oesterreichs wieder aufleben sollte. Ferdinand hatte den jüngsten Bruder Kaiser Maximilians II. Erzherzog Karl von Krain, Kärnthen und Steyermark, zum Vater, zur Mutter eine Prinzessin von Bayern. Da er den Ersten schon im zwölften Jahre verlor, so übergab ihn die Erzherzogin der Aufsicht ihres Bruders, des Herzogs Wilhelm von Bayern, unter dessen Augen er auf der Akademie zu Ingolstadt durch Jesuiten erzogen und

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/91>, abgerufen am 26.11.2024.