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Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

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Jerusalem werde man den Feind der Freyheit verfolgen." - Kein Arm wird gerührt, den Erzherzog zu vertheidigen; endlich lagern sich die Rebellen vor Wien, ihren Herrn zu belagern.

Seine Kinder hatte Ferdinand von Gräz, wo sie ihm nicht mehr sicher waren, nach Tyrol geflüchtet; er selbst erwartete in seiner Kaiserstadt den Aufruhr. Eine Hand voll Soldaten war alles, was er dem wüthenden Schwarme entgegen stellen konnte. Diesen wenigen fehlte der gute Wille, weil es an Sold und selbst an Brod fehlte. Auf eine lange Belagerung war Wien nicht bereitet. Die Parthey der Protestanten, jeden Augenblick bereit, sich an die Böhmen anzuschliessen, war in der Stadt die überwiegende; die auf dem Lande zogen schon Truppen gegen ihn zusammen. Schon sah der protestantische Pöbel den Erzherzog in einem Mönchskloster eingesperrt, seine Staaten getheilt, seine Kinder protestantisch erzogen. Heimlichen Feinden anvertraut, und von öffentlichen umgeben, sah er jeden Augenblick den Abgrund sich öffnen, der alle seine Hoffnungen, der ihn selbst verschlingen sollte. Die Böhmischen Kugeln flogen in die kaiserliche Burg, wo sechzehn Oesterreichische Baronen sich in sein Zimmer drängten, mit Vorwürfen in ihn stürmten, und zu einer Konföderation mit den Böhmen seine Einwilligung zu ertrozen strebten. Einer von diesen ergriff ihn bey den Knöpfen seines Wamms. "Ferdinand!" schnaubte er ihn an: "wirst Du unterschreiben?"

Wem hätte man es nicht verziehen, in dieser schrecklichen Lage gewankt zu haben? - Ferdinand dachte nach, wie er Römischer Kaiser werden wollte. Nichts schien ihm übrig zu seyn, als schnelle Flucht oder Nachgiebigkeit; zu jener riethen Männer - zu dieser katholische Priester. Verließ er die Stadt, so fiel sie in Feindes Hände; mit Wien war

Jerusalem werde man den Feind der Freyheit verfolgen.“ – Kein Arm wird gerührt, den Erzherzog zu vertheidigen; endlich lagern sich die Rebellen vor Wien, ihren Herrn zu belagern.

Seine Kinder hatte Ferdinand von Gräz, wo sie ihm nicht mehr sicher waren, nach Tyrol geflüchtet; er selbst erwartete in seiner Kaiserstadt den Aufruhr. Eine Hand voll Soldaten war alles, was er dem wüthenden Schwarme entgegen stellen konnte. Diesen wenigen fehlte der gute Wille, weil es an Sold und selbst an Brod fehlte. Auf eine lange Belagerung war Wien nicht bereitet. Die Parthey der Protestanten, jeden Augenblick bereit, sich an die Böhmen anzuschliessen, war in der Stadt die überwiegende; die auf dem Lande zogen schon Truppen gegen ihn zusammen. Schon sah der protestantische Pöbel den Erzherzog in einem Mönchskloster eingesperrt, seine Staaten getheilt, seine Kinder protestantisch erzogen. Heimlichen Feinden anvertraut, und von öffentlichen umgeben, sah er jeden Augenblick den Abgrund sich öffnen, der alle seine Hoffnungen, der ihn selbst verschlingen sollte. Die Böhmischen Kugeln flogen in die kaiserliche Burg, wo sechzehn Oesterreichische Baronen sich in sein Zimmer drängten, mit Vorwürfen in ihn stürmten, und zu einer Konföderation mit den Böhmen seine Einwilligung zu ertrozen strebten. Einer von diesen ergriff ihn bey den Knöpfen seines Wamms. „Ferdinand!“ schnaubte er ihn an: „wirst Du unterschreiben?“

Wem hätte man es nicht verziehen, in dieser schrecklichen Lage gewankt zu haben? – Ferdinand dachte nach, wie er Römischer Kaiser werden wollte. Nichts schien ihm übrig zu seyn, als schnelle Flucht oder Nachgiebigkeit; zu jener riethen Männer – zu dieser katholische Priester. Verließ er die Stadt, so fiel sie in Feindes Hände; mit Wien war

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[88/0096] Jerusalem werde man den Feind der Freyheit verfolgen.“ – Kein Arm wird gerührt, den Erzherzog zu vertheidigen; endlich lagern sich die Rebellen vor Wien, ihren Herrn zu belagern. Seine Kinder hatte Ferdinand von Gräz, wo sie ihm nicht mehr sicher waren, nach Tyrol geflüchtet; er selbst erwartete in seiner Kaiserstadt den Aufruhr. Eine Hand voll Soldaten war alles, was er dem wüthenden Schwarme entgegen stellen konnte. Diesen wenigen fehlte der gute Wille, weil es an Sold und selbst an Brod fehlte. Auf eine lange Belagerung war Wien nicht bereitet. Die Parthey der Protestanten, jeden Augenblick bereit, sich an die Böhmen anzuschliessen, war in der Stadt die überwiegende; die auf dem Lande zogen schon Truppen gegen ihn zusammen. Schon sah der protestantische Pöbel den Erzherzog in einem Mönchskloster eingesperrt, seine Staaten getheilt, seine Kinder protestantisch erzogen. Heimlichen Feinden anvertraut, und von öffentlichen umgeben, sah er jeden Augenblick den Abgrund sich öffnen, der alle seine Hoffnungen, der ihn selbst verschlingen sollte. Die Böhmischen Kugeln flogen in die kaiserliche Burg, wo sechzehn Oesterreichische Baronen sich in sein Zimmer drängten, mit Vorwürfen in ihn stürmten, und zu einer Konföderation mit den Böhmen seine Einwilligung zu ertrozen strebten. Einer von diesen ergriff ihn bey den Knöpfen seines Wamms. „Ferdinand!“ schnaubte er ihn an: „wirst Du unterschreiben?“ Wem hätte man es nicht verziehen, in dieser schrecklichen Lage gewankt zu haben? – Ferdinand dachte nach, wie er Römischer Kaiser werden wollte. Nichts schien ihm übrig zu seyn, als schnelle Flucht oder Nachgiebigkeit; zu jener riethen Männer – zu dieser katholische Priester. Verließ er die Stadt, so fiel sie in Feindes Hände; mit Wien war

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/96>, abgerufen am 26.11.2024.