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Schiller, Friedrich: Die Räuber. [Stuttgart], Frankfurt u. a., 1781.

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ein Schauspiel.
Reißaus! zerrissen die Haufen! davon! Sechzig
Schritte weg werf ich die Kleider ab, stürze mich
in den Fluß, schwimm unterm Wasser fort, bis
ich glaubte ihnen aus dem Gesichte zu seyn. Mein
Hauptmann schon parat mit Pferden und Kleidern --
so bin ich entkommen. Moor! Moor! möchtest du
bald auch in den Pfeffer gerathen, daß ich dir
gleiches mit gleichem vergelten kann!
Razmann. Ein bestialischer Wunsch, für den
man dich hängen sollte -- aber es war ein Streich
zum zerplazen.
Roller. Es war Hülfe in der Noth, ihr könnts
nicht schäzen. Jhr hättet sollen -- den Strik um
den Hals -- mit lebendigem Leib zu Grabe mar-
schiren wie ich, und die sakermentalischen Anstal-
ten und Schinders Ceremonien, und mit jedem
Schritt, den der scheue Fus vorwärts wankte, nä-
her und fürchterlich näher die verfluchte Maschine, wo
ich einlogirt werden sollte, im Glanz der schrökli-
chen Morgensonne steigend, und die laurenden Schin-
ders-Knechte, und die gräßliche Musik -- noch
raunt sie in meinen Ohren -- und das Gekrächz
hungriger Raben, die an meinem halbfaulen An-
tezessor zu dreysigen hiengen, und das alles, al-
les -- und obendrein noch der Vorschmack der
Seeligkeit, die mir blühete! -- Bruder, Bruder!
und auf einmal die Losung zur Freyheit -- Es
war ein Knall, als ob dem Himmelfaß ein Raif
ge-
ein Schauſpiel.
Reißaus! zerriſſen die Haufen! davon! Sechzig
Schritte weg werf ich die Kleider ab, ſtuͤrze mich
in den Fluß, ſchwimm unterm Waſſer fort, bis
ich glaubte ihnen aus dem Geſichte zu ſeyn. Mein
Hauptmann ſchon parat mit Pferden und Kleidern —
ſo bin ich entkommen. Moor! Moor! moͤchteſt du
bald auch in den Pfeffer gerathen, daß ich dir
gleiches mit gleichem vergelten kann!
Razmann. Ein beſtialiſcher Wunſch, fuͤr den
man dich haͤngen ſollte — aber es war ein Streich
zum zerplazen.
Roller. Es war Huͤlfe in der Noth, ihr koͤnnts
nicht ſchaͤzen. Jhr haͤttet ſollen — den Strik um
den Hals — mit lebendigem Leib zu Grabe mar-
ſchiren wie ich, und die ſakermentaliſchen Anſtal-
ten und Schinders Ceremonien, und mit jedem
Schritt, den der ſcheue Fus vorwaͤrts wankte, naͤ-
her und fuͤrchterlich naͤher die verfluchte Maſchine, wo
ich einlogirt werden ſollte, im Glanz der ſchroͤkli-
chen Morgenſonne ſteigend, und die laurenden Schin-
ders-Knechte, und die graͤßliche Muſik — noch
raunt ſie in meinen Ohren — und das Gekraͤchz
hungriger Raben, die an meinem halbfaulen An-
tezeſſor zu dreyſigen hiengen, und das alles, al-
les — und obendrein noch der Vorſchmack der
Seeligkeit, die mir bluͤhete! — Bruder, Bruder!
und auf einmal die Loſung zur Freyheit — Es
war ein Knall, als ob dem Himmelfaß ein Raif
ge-
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[93/0115] ein Schauſpiel. Reißaus! zerriſſen die Haufen! davon! Sechzig Schritte weg werf ich die Kleider ab, ſtuͤrze mich in den Fluß, ſchwimm unterm Waſſer fort, bis ich glaubte ihnen aus dem Geſichte zu ſeyn. Mein Hauptmann ſchon parat mit Pferden und Kleidern — ſo bin ich entkommen. Moor! Moor! moͤchteſt du bald auch in den Pfeffer gerathen, daß ich dir gleiches mit gleichem vergelten kann! Razmann. Ein beſtialiſcher Wunſch, fuͤr den man dich haͤngen ſollte — aber es war ein Streich zum zerplazen. Roller. Es war Huͤlfe in der Noth, ihr koͤnnts nicht ſchaͤzen. Jhr haͤttet ſollen — den Strik um den Hals — mit lebendigem Leib zu Grabe mar- ſchiren wie ich, und die ſakermentaliſchen Anſtal- ten und Schinders Ceremonien, und mit jedem Schritt, den der ſcheue Fus vorwaͤrts wankte, naͤ- her und fuͤrchterlich naͤher die verfluchte Maſchine, wo ich einlogirt werden ſollte, im Glanz der ſchroͤkli- chen Morgenſonne ſteigend, und die laurenden Schin- ders-Knechte, und die graͤßliche Muſik — noch raunt ſie in meinen Ohren — und das Gekraͤchz hungriger Raben, die an meinem halbfaulen An- tezeſſor zu dreyſigen hiengen, und das alles, al- les — und obendrein noch der Vorſchmack der Seeligkeit, die mir bluͤhete! — Bruder, Bruder! und auf einmal die Loſung zur Freyheit — Es war ein Knall, als ob dem Himmelfaß ein Raif ge-

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Die Räuber. [Stuttgart], Frankfurt u. a., 1781, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_raeuber_1781/115>, abgerufen am 24.11.2024.