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Schiller, Friedrich: Die Räuber. [Stuttgart], Frankfurt u. a., 1781.

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ein Schauspiel.
Räuber Moor öfnet die Gartenthüre.
Amalia fährt zusammen. Horch! horch! Rauschte
die Thüre nicht? Sie wird Karln gewahr, und springt
anf.
Er? -- wohin? -- was? -- da hat michs
angewurzelt, daß ich nicht fliehen kann -- verlaß
mich nicht, Gott im Himmel! -- Nein, du sollst
mir meinen Karl nicht entreissen! Meine Seele
hat nicht Raum für zwey Gottheiten, und ich bin
ein sterbliches Mädgen! Sie nimmt Karls Bild heraus.
Du, mein Karl, sey mein Genius wider diesen Fremd-
ling, den Liebestörer! dich, dich ansehen, unver-
wandt, -- und weg alle gottlosen Blicke nach
diesem sie sizt stumm -- das Auge starr auf das Bild ge-
heftet.
Moor. Sie da, gnädiges Fräulein? -- und
traurig? -- und eine Träne auf diesem Gemäl-
de? -- Amalia gibt ihm keine Antwort. -- Und wer ist
der glückliche, um den sich das Aug eines Engels
versilbert? darf auch ich diesen Verherrlichten --
er will das Gemälde betrachten.
Amalia. Nein, ja, nein!
Moor zurükfahrend. Ha! -- und verdient er diese
Vergötterung? verdient er? --
Amalia. Wenn sie ihn gekannt hätten!
Moor. Jch würd ihn beneidet haben.
Amalia. A#gebetet, wollen sie sagen.
Moor. Ha!
Ama-
ein Schauſpiel.
Raͤuber Moor oͤfnet die Gartenthuͤre.
Amalia faͤhrt zuſammen. Horch! horch! Rauſchte
die Thuͤre nicht? Sie wird Karln gewahr, und ſpringt
anf.
Er? — wohin? — was? — da hat michs
angewurzelt, daß ich nicht fliehen kann — verlaß
mich nicht, Gott im Himmel! — Nein, du ſollſt
mir meinen Karl nicht entreiſſen! Meine Seele
hat nicht Raum fuͤr zwey Gottheiten, und ich bin
ein ſterbliches Maͤdgen! Sie nimmt Karls Bild heraus.
Du, mein Karl, ſey mein Genius wider dieſen Fremd-
ling, den Liebeſtoͤrer! dich, dich anſehen, unver-
wandt, — und weg alle gottloſen Blicke nach
dieſem ſie ſizt ſtumm — das Auge ſtarr auf das Bild ge-
heftet.
Moor. Sie da, gnaͤdiges Fraͤulein? — und
traurig? — und eine Traͤne auf dieſem Gemaͤl-
de? — Amalia gibt ihm keine Antwort. — Und wer iſt
der gluͤckliche, um den ſich das Aug eines Engels
verſilbert? darf auch ich dieſen Verherrlichten —
er will das Gemaͤlde betrachten.
Amalia. Nein, ja, nein!
Moor zuruͤkfahrend. Ha! — und verdient er dieſe
Vergoͤtterung? verdient er? —
Amalia. Wenn ſie ihn gekannt haͤtten!
Moor. Jch wuͤrd ihn beneidet haben.
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[157/0179] ein Schauſpiel. Raͤuber Moor oͤfnet die Gartenthuͤre. Amalia faͤhrt zuſammen. Horch! horch! Rauſchte die Thuͤre nicht? Sie wird Karln gewahr, und ſpringt anf. Er? — wohin? — was? — da hat michs angewurzelt, daß ich nicht fliehen kann — verlaß mich nicht, Gott im Himmel! — Nein, du ſollſt mir meinen Karl nicht entreiſſen! Meine Seele hat nicht Raum fuͤr zwey Gottheiten, und ich bin ein ſterbliches Maͤdgen! Sie nimmt Karls Bild heraus. Du, mein Karl, ſey mein Genius wider dieſen Fremd- ling, den Liebeſtoͤrer! dich, dich anſehen, unver- wandt, — und weg alle gottloſen Blicke nach dieſem ſie ſizt ſtumm — das Auge ſtarr auf das Bild ge- heftet. Moor. Sie da, gnaͤdiges Fraͤulein? — und traurig? — und eine Traͤne auf dieſem Gemaͤl- de? — Amalia gibt ihm keine Antwort. — Und wer iſt der gluͤckliche, um den ſich das Aug eines Engels verſilbert? darf auch ich dieſen Verherrlichten — er will das Gemaͤlde betrachten. Amalia. Nein, ja, nein! Moor zuruͤkfahrend. Ha! — und verdient er dieſe Vergoͤtterung? verdient er? — Amalia. Wenn ſie ihn gekannt haͤtten! Moor. Jch wuͤrd ihn beneidet haben. Amalia. A#gebetet, wollen ſie ſagen. Moor. Ha! Ama-

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Die Räuber. [Stuttgart], Frankfurt u. a., 1781, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_raeuber_1781/179>, abgerufen am 21.11.2024.