Schiller, Friedrich: Die Räuber. [Stuttgart], Frankfurt u. a., 1781.ein Schanspiel. ich einher unter den Vätern der Menschen. Schönum mich blühten meine Kinder voll Hoffnung. Aber -- o der unglückseligen Stunde! -- der bö- se Geist fuhr in das Herz meines zweyten, ich traute der Schlange -- verloren meine Kinder beyde. Verhüllt sich das Gesicht. R. Moor geht weit von ihm weg. Ewig verlo- ren. D. a. Moor. Oh ich fühl es tief was mir Amalia sagte, der Geist der Rache sprach aus ih- rem Munde. Vergebens ausstrecken deine sterben- den Hände wirst du nach einem Sohn, vergebens wähnen zu umfassen die warme Hand deines Karls, der nimmermehr an deinem Bette steht -- Räuber Moor reicht ihm die Hand mit abgewandtem Gesicht. D. a. Moor. Wärst du meines Karls Hand! -- Aber er liegt fern im engen Hause, schläft schon den eisernen Schlaf, höret nimmer die Stim- me meines Jammers -- weh mir! Sterben in den Armen eines Fremdlings -- Kein Sohn mehr -- kein Sohn mehr, der mir die Augen zudrücken könnte -- R. Räuber in der heftigsten Bewegung. Jzt muß es seyn -- izt -- verlaßt mich zu den Räubern. Und doch
ein Schanſpiel. ich einher unter den Vaͤtern der Menſchen. Schoͤnum mich bluͤhten meine Kinder voll Hoffnung. Aber — o der ungluͤckſeligen Stunde! — der boͤ- ſe Geiſt fuhr in das Herz meines zweyten, ich traute der Schlange — verloren meine Kinder beyde. Verhuͤllt ſich das Geſicht. R. Moor geht weit von ihm weg. Ewig verlo- ren. D. a. Moor. Oh ich fuͤhl es tief was mir Amalia ſagte, der Geiſt der Rache ſprach aus ih- rem Munde. Vergebens ausſtrecken deine ſterben- den Haͤnde wirſt du nach einem Sohn, vergebens waͤhnen zu umfaſſen die warme Hand deines Karls, der nimmermehr an deinem Bette ſteht — Raͤuber Moor reicht ihm die Hand mit abgewandtem Geſicht. D. a. Moor. Waͤrſt du meines Karls Hand! — Aber er liegt fern im engen Hauſe, ſchlaͤft ſchon den eiſernen Schlaf, hoͤret nimmer die Stim- me meines Jammers — weh mir! Sterben in den Armen eines Fremdlings — Kein Sohn mehr — kein Sohn mehr, der mir die Augen zudruͤcken koͤnnte — R. Raͤuber in der heftigſten Bewegung. Jzt muß es ſeyn — izt — verlaßt mich zu den Raͤubern. Und doch
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ein Schanſpiel.
ich einher unter den Vaͤtern der Menſchen. Schoͤn
um mich bluͤhten meine Kinder voll Hoffnung.
Aber — o der ungluͤckſeligen Stunde! — der boͤ-
ſe Geiſt fuhr in das Herz meines zweyten, ich
traute der Schlange — verloren meine Kinder
beyde. Verhuͤllt ſich das Geſicht.
R. Moor geht weit von ihm weg. Ewig verlo-
ren.
D. a. Moor. Oh ich fuͤhl es tief was mir
Amalia ſagte, der Geiſt der Rache ſprach aus ih-
rem Munde. Vergebens ausſtrecken deine ſterben-
den Haͤnde wirſt du nach einem Sohn, vergebens
waͤhnen zu umfaſſen die warme Hand deines Karls,
der nimmermehr an deinem Bette ſteht —
Raͤuber Moor reicht ihm die Hand mit abgewandtem
Geſicht.
D. a. Moor. Waͤrſt du meines Karls Hand!
— Aber er liegt fern im engen Hauſe, ſchlaͤft
ſchon den eiſernen Schlaf, hoͤret nimmer die Stim-
me meines Jammers — weh mir! Sterben in den
Armen eines Fremdlings — Kein Sohn mehr —
kein Sohn mehr, der mir die Augen zudruͤcken
koͤnnte —
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es ſeyn — izt — verlaßt mich zu den Raͤubern. Und
doch
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Zitationshilfe: | Schiller, Friedrich: Die Räuber. [Stuttgart], Frankfurt u. a., 1781, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_raeuber_1781/227>, abgerufen am 16.02.2025. |