Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schiller, Friedrich: Die Räuber. [Stuttgart], Frankfurt u. a., 1781.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Räuber,
doch -- Kann ich ihm denn seinen Sohn wieder
schenken? -- Jch kann ihm seinen Sohn doch nicht
mehr schenken -- Nein! Jch wills nicht thun.
D. a. Moor. Wie Freund? Was hast du da
gemurmelt?
R. Moor. Dein Sohn -- Ja alter Mann --
stammelnd. Dein Sohn -- ist -- ewig verloren.
D. a. Moor. Ewig?
R. Moor in der fürchterlichsten Beklemmung gen Him-
mel sehend.
O nur dißmal -- Laß meine Seele
nicht matt werden -- nur dißmal halte mich auf-
recht.
D. a. Moor. Ewig sagst du?
R. Moor. Frage nichts weiter. Ewig, sagt ich.
D. a. Moor. Fremdling! Fremdling! Warum
zogst du mich aus dem Thurme?
R. Moor. Und wie? -- Wenn ich jezt seinen
Seegen weghaschte -- haschte wie ein Dieb, und
mich davonschlich mit der göttlichen Beute -- Va-
terseegen sagt man, geht niemals verloren.
D. a. Moor. Auch mein Franz verloren? --
R. Moor stürzt vor ihm nieder. Jch zerbrach die
Riegel deines Thurms -- Gib mir deinen Seegen.
D. a.
Die Raͤuber,
doch — Kann ich ihm denn ſeinen Sohn wieder
ſchenken? — Jch kann ihm ſeinen Sohn doch nicht
mehr ſchenken — Nein! Jch wills nicht thun.
D. a. Moor. Wie Freund? Was haſt du da
gemurmelt?
R. Moor. Dein Sohn — Ja alter Mann —
ſtammelnd. Dein Sohn — iſt — ewig verloren.
D. a. Moor. Ewig?
R. Moor in der fuͤrchterlichſten Beklemmung gen Him-
mel ſehend.
O nur dißmal — Laß meine Seele
nicht matt werden — nur dißmal halte mich auf-
recht.
D. a. Moor. Ewig ſagſt du?
R. Moor. Frage nichts weiter. Ewig, ſagt ich.
D. a. Moor. Fremdling! Fremdling! Warum
zogſt du mich aus dem Thurme?
R. Moor. Und wie? — Wenn ich jezt ſeinen
Seegen weghaſchte — haſchte wie ein Dieb, und
mich davonſchlich mit der goͤttlichen Beute — Va-
terſeegen ſagt man, geht niemals verloren.
D. a. Moor. Auch mein Franz verloren? —
R. Moor ſtuͤrzt vor ihm nieder. Jch zerbrach die
Riegel deines Thurms — Gib mir deinen Seegen.
D. a.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#RAEU_MOOR">
            <p><pb facs="#f0228" n="206"/><fw place="top" type="header">Die Ra&#x0364;uber,</fw><lb/>
doch &#x2014; Kann ich ihm denn &#x017F;einen Sohn wieder<lb/>
&#x017F;chenken? &#x2014; Jch kann ihm &#x017F;einen Sohn doch nicht<lb/>
mehr &#x017F;chenken &#x2014; Nein! Jch wills nicht thun.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MOOR">
            <speaker> <hi rendition="#b">D. a. Moor.</hi> </speaker>
            <p>Wie Freund? Was ha&#x017F;t du da<lb/>
gemurmelt?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#RAEU_MOOR">
            <speaker> <hi rendition="#b">R. Moor.</hi> </speaker>
            <p>Dein Sohn &#x2014; Ja alter Mann &#x2014;<lb/><stage>&#x017F;tammelnd.</stage> Dein Sohn &#x2014; i&#x017F;t &#x2014; ewig verloren.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MOOR">
            <speaker> <hi rendition="#b">D. a. Moor.</hi> </speaker>
            <p>Ewig?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#RAEU_MOOR">
            <speaker> <hi rendition="#b">R. Moor</hi> </speaker>
            <stage>in der fu&#x0364;rchterlich&#x017F;ten Beklemmung gen Him-<lb/>
mel &#x017F;ehend.</stage>
            <p>O nur dißmal &#x2014; Laß meine Seele<lb/>
nicht matt werden &#x2014; nur dißmal halte mich auf-<lb/>
recht.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MOOR">
            <speaker> <hi rendition="#b">D. a. Moor.</hi> </speaker>
            <p>Ewig &#x017F;ag&#x017F;t du?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#RAEU_MOOR">
            <speaker> <hi rendition="#b">R. Moor.</hi> </speaker>
            <p>Frage nichts weiter. Ewig, &#x017F;agt ich.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MOOR">
            <speaker> <hi rendition="#b">D. a. Moor.</hi> </speaker>
            <p>Fremdling! Fremdling! Warum<lb/>
zog&#x017F;t du mich aus dem Thurme?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#RAEU_MOOR">
            <speaker> <hi rendition="#b">R. Moor.</hi> </speaker>
            <p>Und wie? &#x2014; Wenn ich jezt &#x017F;einen<lb/>
Seegen wegha&#x017F;chte &#x2014; ha&#x017F;chte wie ein Dieb, und<lb/>
mich davon&#x017F;chlich mit der go&#x0364;ttlichen Beute &#x2014; Va-<lb/>
ter&#x017F;eegen &#x017F;agt man, geht niemals verloren.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MOOR">
            <speaker> <hi rendition="#b">D. a. Moor.</hi> </speaker>
            <p>Auch mein Franz verloren? &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#RAEU_MOOR">
            <speaker> <hi rendition="#b">R. Moor</hi> </speaker>
            <stage>&#x017F;tu&#x0364;rzt vor ihm nieder.</stage>
            <p>Jch zerbrach die<lb/>
Riegel deines Thurms &#x2014; Gib mir deinen Seegen.</p>
          </sp><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">D. a.</hi> </hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[206/0228] Die Raͤuber, doch — Kann ich ihm denn ſeinen Sohn wieder ſchenken? — Jch kann ihm ſeinen Sohn doch nicht mehr ſchenken — Nein! Jch wills nicht thun. D. a. Moor. Wie Freund? Was haſt du da gemurmelt? R. Moor. Dein Sohn — Ja alter Mann — ſtammelnd. Dein Sohn — iſt — ewig verloren. D. a. Moor. Ewig? R. Moor in der fuͤrchterlichſten Beklemmung gen Him- mel ſehend. O nur dißmal — Laß meine Seele nicht matt werden — nur dißmal halte mich auf- recht. D. a. Moor. Ewig ſagſt du? R. Moor. Frage nichts weiter. Ewig, ſagt ich. D. a. Moor. Fremdling! Fremdling! Warum zogſt du mich aus dem Thurme? R. Moor. Und wie? — Wenn ich jezt ſeinen Seegen weghaſchte — haſchte wie ein Dieb, und mich davonſchlich mit der goͤttlichen Beute — Va- terſeegen ſagt man, geht niemals verloren. D. a. Moor. Auch mein Franz verloren? — R. Moor ſtuͤrzt vor ihm nieder. Jch zerbrach die Riegel deines Thurms — Gib mir deinen Seegen. D. a.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_raeuber_1781
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_raeuber_1781/228
Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Die Räuber. [Stuttgart], Frankfurt u. a., 1781, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_raeuber_1781/228>, abgerufen am 24.11.2024.