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Schiller, Friedrich: Die Räuber. [Stuttgart], Frankfurt u. a., 1781.

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Die Räuber,
war nur im Dampfe des Weins, und mein Herz
hörte nicht was meine Zunge pralte.
Spiegelberg schüttelt den Kopf. Nein! nein! nein!
das kann nicht seyn. Unmöglich Bruder, das kann
dein Ernst nicht seyn. Sag, Brüderchen, ist es
nicht die Noth die dich so stimmt? Kommt, laß
dir ein Stükchen aus meinen Bubenjahren erzäh-
len. Da hatt ich neben meinem Hauß einen Gra-
ben, der, wie wenig, seine acht Schuh breit war,
wo wir Buben uns in die Wette bemühten hinüber
zu springen. Aber das war umsonst. Pflumpf!
lagst du, und ward ein Gezisch und Gelächter über
dir, und wurdest mit Schneeballen geschmissen über
und über. Neben meinem Hauß lag eines Jägers
Hund an einer Kette, eine so bißige Bestie, die dir
die Mädels wie der Blitz am Rockzipfel hatte,
wenn sie sichs versahn, und zu nah dran vorbey
strichen. Das war nun mein Seelengaudium, den
Hund überall zu necken wo ich nur konnte, und
wollt halb krepiren vor Lachen wenn mich dann das
Luder so gifftig anstierte, und so gern auf mich los-
gerannt wär, wenns nur gekonnt hätte. -- Was
geschieht? Ein andermal mach ichs ihm auch wie-
der so, und werf ihn mit einem Stein so derb an
die Ripp, daß er vor Wuth von der Kette reißt
und auf mich dar, und ich wie alle Donnerwetter
reißaus und davon -- Tausend Schwerenoth! Da
ist dir just der vermaledeyte Graben dazwischen.
Was
Die Raͤuber,
war nur im Dampfe des Weins, und mein Herz
hoͤrte nicht was meine Zunge pralte.
Spiegelberg ſchuͤttelt den Kopf. Nein! nein! nein!
das kann nicht ſeyn. Unmoͤglich Bruder, das kann
dein Ernſt nicht ſeyn. Sag, Bruͤderchen, iſt es
nicht die Noth die dich ſo ſtimmt? Kommt, laß
dir ein Stuͤkchen aus meinen Bubenjahren erzaͤh-
len. Da hatt ich neben meinem Hauß einen Gra-
ben, der, wie wenig, ſeine acht Schuh breit war,
wo wir Buben uns in die Wette bemuͤhten hinuͤber
zu ſpringen. Aber das war umſonſt. Pflumpf!
lagſt du, und ward ein Geziſch und Gelaͤchter uͤber
dir, und wurdeſt mit Schneeballen geſchmiſſen uͤber
und uͤber. Neben meinem Hauß lag eines Jaͤgers
Hund an einer Kette, eine ſo bißige Beſtie, die dir
die Maͤdels wie der Blitz am Rockzipfel hatte,
wenn ſie ſichs verſahn, und zu nah dran vorbey
ſtrichen. Das war nun mein Seelengaudium, den
Hund uͤberall zu necken wo ich nur konnte, und
wollt halb krepiren vor Lachen wenn mich dann das
Luder ſo gifftig anſtierte, und ſo gern auf mich los-
gerannt waͤr, wenns nur gekonnt haͤtte. — Was
geſchieht? Ein andermal mach ichs ihm auch wie-
der ſo, und werf ihn mit einem Stein ſo derb an
die Ripp, daß er vor Wuth von der Kette reißt
und auf mich dar, und ich wie alle Donnerwetter
reißaus und davon — Tauſend Schwerenoth! Da
iſt dir juſt der vermaledeyte Graben dazwiſchen.
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[24/0046] Die Raͤuber, war nur im Dampfe des Weins, und mein Herz hoͤrte nicht was meine Zunge pralte. Spiegelberg ſchuͤttelt den Kopf. Nein! nein! nein! das kann nicht ſeyn. Unmoͤglich Bruder, das kann dein Ernſt nicht ſeyn. Sag, Bruͤderchen, iſt es nicht die Noth die dich ſo ſtimmt? Kommt, laß dir ein Stuͤkchen aus meinen Bubenjahren erzaͤh- len. Da hatt ich neben meinem Hauß einen Gra- ben, der, wie wenig, ſeine acht Schuh breit war, wo wir Buben uns in die Wette bemuͤhten hinuͤber zu ſpringen. Aber das war umſonſt. Pflumpf! lagſt du, und ward ein Geziſch und Gelaͤchter uͤber dir, und wurdeſt mit Schneeballen geſchmiſſen uͤber und uͤber. Neben meinem Hauß lag eines Jaͤgers Hund an einer Kette, eine ſo bißige Beſtie, die dir die Maͤdels wie der Blitz am Rockzipfel hatte, wenn ſie ſichs verſahn, und zu nah dran vorbey ſtrichen. Das war nun mein Seelengaudium, den Hund uͤberall zu necken wo ich nur konnte, und wollt halb krepiren vor Lachen wenn mich dann das Luder ſo gifftig anſtierte, und ſo gern auf mich los- gerannt waͤr, wenns nur gekonnt haͤtte. — Was geſchieht? Ein andermal mach ichs ihm auch wie- der ſo, und werf ihn mit einem Stein ſo derb an die Ripp, daß er vor Wuth von der Kette reißt und auf mich dar, und ich wie alle Donnerwetter reißaus und davon — Tauſend Schwerenoth! Da iſt dir juſt der vermaledeyte Graben dazwiſchen. Was

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Die Räuber. [Stuttgart], Frankfurt u. a., 1781, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_raeuber_1781/46>, abgerufen am 03.12.2024.