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Schiller, Friedrich: Die Räuber. [Stuttgart], Frankfurt u. a., 1781.

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Die Räuber,
Zweyter Akt.


Erste Scene.
Franz von Moor
nachdenkend in seinem Zimmer.
Es dauert mir zu lange -- der Doktor will,
er sei im Umkehren -- das Leben eines Alten ist
doch eine Ewigkeit! -- Und nun wär freye, ebene
Bahn bis auf diesen ärgerlichen zähen Klumpen
Fleisch, der mir, gleich dem unterirrdischen Zau-
berhund in den Geistermährchen, den Weg zu mei-
nen Schäzen verrammelt.

Müßen denn aber meine Entwürffe sich un-
ter das eiserne Joch des Mechanismus beugen? --
Soll sich mein hochfliegender Geist an den Schne-
ckengang der Materie ketten lassen? -- Ein Licht
ausgeblasen, das ohnehin nur mit den lezten Oel-
tropfen noch wuchert -- mehr ists nicht -- Und
doch möcht ich das nicht gern selbst gethan haben
um der Leute willen. Jch möcht ihn nicht gern
getödtet, aber abgelebt. Jch möcht es machen wie
der gesche#ide Arzt. (nur umgekehrt.) -- Nicht der Na-
tur durch einen Queerstreich den Weg verra#nt,
sondern sie in ihrem eigenen Gange befördert. Und
wir
Die Raͤuber,
Zweyter Akt.


Erſte Scene.
Franz von Moor
nachdenkend in ſeinem Zimmer.
Es dauert mir zu lange — der Doktor will,
er ſei im Umkehren — das Leben eines Alten iſt
doch eine Ewigkeit! — Und nun waͤr freye, ebene
Bahn bis auf dieſen aͤrgerlichen zaͤhen Klumpen
Fleiſch, der mir, gleich dem unterirrdiſchen Zau-
berhund in den Geiſtermaͤhrchen, den Weg zu mei-
nen Schaͤzen verrammelt.

Muͤßen denn aber meine Entwuͤrffe ſich un-
ter das eiſerne Joch des Mechaniſmus beugen? —
Soll ſich mein hochfliegender Geiſt an den Schne-
ckengang der Materie ketten laſſen? — Ein Licht
ausgeblaſen, das ohnehin nur mit den lezten Oel-
tropfen noch wuchert — mehr iſts nicht — Und
doch moͤcht ich das nicht gern ſelbſt gethan haben
um der Leute willen. Jch moͤcht ihn nicht gern
getoͤdtet, aber abgelebt. Jch moͤcht es machen wie
der geſche#ide Arzt. (nur umgekehrt.) — Nicht der Na-
tur durch einen Queerſtreich den Weg verra#nt,
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wir
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[52/0074] Die Raͤuber, Zweyter Akt. Erſte Scene. Franz von Moor nachdenkend in ſeinem Zimmer. Es dauert mir zu lange — der Doktor will, er ſei im Umkehren — das Leben eines Alten iſt doch eine Ewigkeit! — Und nun waͤr freye, ebene Bahn bis auf dieſen aͤrgerlichen zaͤhen Klumpen Fleiſch, der mir, gleich dem unterirrdiſchen Zau- berhund in den Geiſtermaͤhrchen, den Weg zu mei- nen Schaͤzen verrammelt. Muͤßen denn aber meine Entwuͤrffe ſich un- ter das eiſerne Joch des Mechaniſmus beugen? — Soll ſich mein hochfliegender Geiſt an den Schne- ckengang der Materie ketten laſſen? — Ein Licht ausgeblaſen, das ohnehin nur mit den lezten Oel- tropfen noch wuchert — mehr iſts nicht — Und doch moͤcht ich das nicht gern ſelbſt gethan haben um der Leute willen. Jch moͤcht ihn nicht gern getoͤdtet, aber abgelebt. Jch moͤcht es machen wie der geſche#ide Arzt. (nur umgekehrt.) — Nicht der Na- tur durch einen Queerſtreich den Weg verra#nt, ſondern ſie in ihrem eigenen Gange befoͤrdert. Und wir

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Die Räuber. [Stuttgart], Frankfurt u. a., 1781, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_raeuber_1781/74>, abgerufen am 27.11.2024.