Schiller, [Friedrich]: Maria Stuart. Tübingen u. a., 1801.
Fahr hin, lammherzige Gelassenheit, Zum Himmel fliehe, leidende Geduld, Spreng endlich deine Bande, tritt hervor Aus deiner Höhle, langverhaltner Groll -- Und du, der dem gereizten Basilisk Den Mordblick gab, leg' auf die Zunge mir Den gift'gen Pfeil -- Schrewsbury. O sie ist außer sich! Verzeih der rasenden, der schwer gereizten! (Elisabeth, für Zorn sprachlos, schießt wüthende Blicke a[u]f Marien.) Leicester. (in der heftigsten Unruhe, sucht die Elisabeth hinweg zu führ[e]n) Höre Die Wüthende nicht an! Hinweg, hinweg Von diesem unglücksel'gen Ort! Maria. Der Thron von England ist durch einen Bastard Entweiht, der Britten edelherzig Volk Durch eine list'ge Gauklerin betrogen. -- Regierte Recht, so läget Ihr vor mir Im Staube jetzt, denn ich bin euer König. (Elisabeth geht schnell ab, die Lords folgen ihr in der hö[ch]sten Bestürzung.)
Fahr hin, lammherzige Gelaſſenheit, Zum Himmel fliehe, leidende Geduld, Spreng endlich deine Bande, tritt hervor Aus deiner Hoͤhle, langverhaltner Groll — Und du, der dem gereizten Baſilisk Den Mordblick gab, leg' auf die Zunge mir Den gift'gen Pfeil — Schrewsbury. O ſie iſt außer ſich! Verzeih der raſenden, der ſchwer gereizten! (Eliſabeth, fuͤr Zorn ſprachlos, ſchießt wuͤthende Blicke a[u]f Marien.) Leiceſter. (in der heftigſten Unruhe, ſucht die Eliſabeth hinweg zu fuͤhr[e]n) Hoͤre Die Wuͤthende nicht an! Hinweg, hinweg Von dieſem ungluͤckſel'gen Ort! Maria. Der Thron von England iſt durch einen Baſtard Entweiht, der Britten edelherzig Volk Durch eine liſt'ge Gauklerin betrogen. — Regierte Recht, ſo laͤget Ihr vor mir Im Staube jetzt, denn ich bin euer Koͤnig. (Eliſabeth geht ſchnell ab, die Lords folgen ihr in der hoͤ[ch]ſten Beſtuͤrzung.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#MARSTUA"> <p><pb facs="#f0142" n="136"/> Fahr hin, lammherzige Gelaſſenheit,<lb/> Zum Himmel fliehe, leidende Geduld,<lb/> Spreng endlich deine Bande, tritt hervor<lb/> Aus deiner Hoͤhle, langverhaltner Groll —<lb/> Und <hi rendition="#g">du</hi>, der dem gereizten Baſilisk<lb/> Den Mordblick gab, leg' auf die Zunge mir<lb/> Den gift'gen Pfeil —</p><lb/> </sp> <sp who="#TALBGRA"> <speaker><hi rendition="#g">Schrewsbury</hi>.</speaker><lb/> <p>O ſie iſt außer ſich!<lb/> Verzeih der raſenden, der ſchwer gereizten!</p><lb/> <stage>(Eliſabeth, fuͤr Zorn ſprachlos, ſchießt wuͤthende Blicke a<supplied reason="damage">u</supplied>f<lb/> Marien.)</stage><lb/> </sp> <sp who="#LEIGRA"> <speaker><hi rendition="#g">Leiceſter</hi>.</speaker><lb/> <stage>(in der heftigſten Unruhe, ſucht die Eliſabeth hinweg zu fuͤhr<supplied reason="damage">e</supplied>n)</stage><lb/> <p>Hoͤre<lb/> Die Wuͤthende nicht an! Hinweg, hinweg<lb/> Von dieſem ungluͤckſel'gen Ort!</p><lb/> </sp> <sp who="#MARSTUA"> <speaker><hi rendition="#g">Maria</hi>.</speaker><lb/> <p>Der Thron von England iſt durch einen Baſtard<lb/> Entweiht, der Britten edelherzig Volk<lb/> Durch eine liſt'ge Gauklerin betrogen.<lb/> — Regierte Recht, ſo laͤget <hi rendition="#g">Ihr</hi> vor mir<lb/> Im Staube jetzt, denn <hi rendition="#g">ich</hi> bin euer Koͤnig.</p> </sp><lb/> <stage>(Eliſabeth geht ſchnell ab, die Lords folgen ihr in der hoͤ<supplied reason="damage">ch</supplied>ſten<lb/> Beſtuͤrzung.)</stage> </div><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [136/0142]
Fahr hin, lammherzige Gelaſſenheit,
Zum Himmel fliehe, leidende Geduld,
Spreng endlich deine Bande, tritt hervor
Aus deiner Hoͤhle, langverhaltner Groll —
Und du, der dem gereizten Baſilisk
Den Mordblick gab, leg' auf die Zunge mir
Den gift'gen Pfeil —
Schrewsbury.
O ſie iſt außer ſich!
Verzeih der raſenden, der ſchwer gereizten!
(Eliſabeth, fuͤr Zorn ſprachlos, ſchießt wuͤthende Blicke auf
Marien.)
Leiceſter.
(in der heftigſten Unruhe, ſucht die Eliſabeth hinweg zu fuͤhren)
Hoͤre
Die Wuͤthende nicht an! Hinweg, hinweg
Von dieſem ungluͤckſel'gen Ort!
Maria.
Der Thron von England iſt durch einen Baſtard
Entweiht, der Britten edelherzig Volk
Durch eine liſt'ge Gauklerin betrogen.
— Regierte Recht, ſo laͤget Ihr vor mir
Im Staube jetzt, denn ich bin euer Koͤnig.
(Eliſabeth geht ſchnell ab, die Lords folgen ihr in der hoͤchſten
Beſtuͤrzung.)
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Zitationshilfe: | Schiller, [Friedrich]: Maria Stuart. Tübingen u. a., 1801, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_stuart_1801/142>, abgerufen am 16.02.2025. |