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Schiller, [Friedrich]: Maria Stuart. Tübingen u. a., 1801.

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Wann soll ich frei auf diesem Throne stehn!
Die Meinung muß ich ehren, um das Lob
Der Menge buhlen, einem Pöbel muß ichs
Recht machen, dem der Gaukler nur gefällt.
O der ist noch nicht König, der der Welt
Gefallen muß! Nur der ist's, der bei seinem Thun
Nach keines Menschen Beifall braucht zu fragen.

Warum hab' ich Gerechtigkeit geübt,
Willkühr gehaßt mein Leben lang, daß ich
Für diese erste unvermeidliche
Gewaltthat selbst die Hände mir gefesselt!
Das Muster, das ich selber gab, verdammt mich!
War ich tyrannisch, wie die spanische
Maria war, mein Vorfahr auf dem Thron, ich könnte
Jetzt ohne Tadel Königsblut versprützen!
Doch war's denn meine eigne freie Wahl
Gerecht zu seyn? Die allgewaltige
Nothwendigkeit, die auch das freie Wollen
Der Könige zwingt, gebot mir diese Tugend.

Umgeben rings von Feinden hält mich nur
Die Volksgunst auf dem angefochtnen Thron.
Mich zu vernichten streben alle Mächte
Des festen Landes. Unversöhnlich schleudert
Der röm'sche Papst den Bannfluch auf mein Haupt,
Wann ſoll ich frei auf dieſem Throne ſtehn!
Die Meinung muß ich ehren, um das Lob
Der Menge buhlen, einem Poͤbel muß ichs
Recht machen, dem der Gaukler nur gefaͤllt.
O der iſt noch nicht Koͤnig, der der Welt
Gefallen muß! Nur der iſt's, der bei ſeinem Thun
Nach keines Menſchen Beifall braucht zu fragen.

Warum hab' ich Gerechtigkeit geuͤbt,
Willkuͤhr gehaßt mein Leben lang, daß ich
Fuͤr dieſe erſte unvermeidliche
Gewaltthat ſelbſt die Haͤnde mir gefeſſelt!
Das Muſter, das ich ſelber gab, verdammt mich!
War ich tyranniſch, wie die ſpaniſche
Maria war, mein Vorfahr auf dem Thron, ich koͤnnte
Jetzt ohne Tadel Koͤnigsblut verſpruͤtzen!
Doch war's denn meine eigne freie Wahl
Gerecht zu ſeyn? Die allgewaltige
Nothwendigkeit, die auch das freie Wollen
Der Koͤnige zwingt, gebot mir dieſe Tugend.

Umgeben rings von Feinden haͤlt mich nur
Die Volksgunſt auf dem angefochtnen Thron.
Mich zu vernichten ſtreben alle Maͤchte
Des feſten Landes. Unverſoͤhnlich ſchleudert
Der roͤm'ſche Papſt den Bannfluch auf mein Haupt,
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[187/0193] Wann ſoll ich frei auf dieſem Throne ſtehn! Die Meinung muß ich ehren, um das Lob Der Menge buhlen, einem Poͤbel muß ichs Recht machen, dem der Gaukler nur gefaͤllt. O der iſt noch nicht Koͤnig, der der Welt Gefallen muß! Nur der iſt's, der bei ſeinem Thun Nach keines Menſchen Beifall braucht zu fragen. Warum hab' ich Gerechtigkeit geuͤbt, Willkuͤhr gehaßt mein Leben lang, daß ich Fuͤr dieſe erſte unvermeidliche Gewaltthat ſelbſt die Haͤnde mir gefeſſelt! Das Muſter, das ich ſelber gab, verdammt mich! War ich tyranniſch, wie die ſpaniſche Maria war, mein Vorfahr auf dem Thron, ich koͤnnte Jetzt ohne Tadel Koͤnigsblut verſpruͤtzen! Doch war's denn meine eigne freie Wahl Gerecht zu ſeyn? Die allgewaltige Nothwendigkeit, die auch das freie Wollen Der Koͤnige zwingt, gebot mir dieſe Tugend. Umgeben rings von Feinden haͤlt mich nur Die Volksgunſt auf dem angefochtnen Thron. Mich zu vernichten ſtreben alle Maͤchte Des feſten Landes. Unverſoͤhnlich ſchleudert Der roͤm'ſche Papſt den Bannfluch auf mein Haupt,

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Zitationshilfe: Schiller, [Friedrich]: Maria Stuart. Tübingen u. a., 1801, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_stuart_1801/193>, abgerufen am 21.11.2024.