Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schiller, [Friedrich]: Maria Stuart. Tübingen u. a., 1801.

Bild:
<< vorherige Seite
Gezählt, befürcht' ich, und ich achte mich
Gleich einer Sterbenden.

Paulet.
Da thut ihr wohl,
Das sind Betrachtungen, die euch geziemen.

Maria.
Und weiß ich, ob nicht eine schnelle Hand
Des Kummers langsames Geschäft beschleunigt?
Ich will mein Testament aufsetzen, will
Verfügung treffen über das, was mein ist.

Paulet.
Die Freiheit habt ihr. Englands Königin
Will sich mit eurem Raube nicht bereichern.

Maria.
Man hat von meinen treuen Kammerfrauen,
Von meinen Dienern mich getrennt -- Wo sind sie?
Was ist ihr Schicksal? Ihrer Dienste kann ich
Entrathen, doch beruhigt will ich seyn,
Daß die Getreu'n nicht leiden und entbehren.

Paulet.
Für eure Diener ist gesorgt.
(Er will gehen.)
Maria.
Ihr geht, Sir? Ihr verlaßt mich abermals,
Und ohne mein geängstigt fürchtend Herz
Gezaͤhlt, befuͤrcht' ich, und ich achte mich
Gleich einer Sterbenden.

Paulet.
Da thut ihr wohl,
Das ſind Betrachtungen, die euch geziemen.

Maria.
Und weiß ich, ob nicht eine ſchnelle Hand
Des Kummers langſames Geſchaͤft beſchleunigt?
Ich will mein Teſtament aufſetzen, will
Verfuͤgung treffen uͤber das, was mein iſt.

Paulet.
Die Freiheit habt ihr. Englands Koͤnigin
Will ſich mit eurem Raube nicht bereichern.

Maria.
Man hat von meinen treuen Kammerfrauen,
Von meinen Dienern mich getrennt — Wo ſind ſie?
Was iſt ihr Schickſal? Ihrer Dienſte kann ich
Entrathen, doch beruhigt will ich ſeyn,
Daß die Getreu'n nicht leiden und entbehren.

Paulet.
Fuͤr eure Diener iſt geſorgt.
(Er will gehen.)
Maria.
Ihr geht, Sir? Ihr verlaßt mich abermals,
Und ohne mein geaͤngſtigt fuͤrchtend Herz
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#MARSTUA">
            <p><pb facs="#f0022" n="16"/>
Geza&#x0364;hlt, befu&#x0364;rcht' ich, und ich achte mich<lb/>
Gleich einer Sterbenden.</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#PAU">
            <speaker><hi rendition="#g">Paulet</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Da thut ihr wohl,<lb/>
Das &#x017F;ind Betrachtungen, die euch geziemen.</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#MARSTUA">
            <speaker><hi rendition="#g">Maria</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Und weiß ich, ob nicht eine &#x017F;chnelle Hand<lb/>
Des Kummers lang&#x017F;ames Ge&#x017F;cha&#x0364;ft be&#x017F;chleunigt?<lb/>
Ich will mein Te&#x017F;tament auf&#x017F;etzen, will<lb/>
Verfu&#x0364;gung treffen u&#x0364;ber das, was mein i&#x017F;t.</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#PAU">
            <speaker><hi rendition="#g">Paulet</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Die Freiheit habt ihr. Englands Ko&#x0364;nigin<lb/>
Will &#x017F;ich mit eurem Raube nicht bereichern.</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#MARSTUA">
            <speaker><hi rendition="#g">Maria</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Man hat von meinen treuen Kammerfrauen,<lb/>
Von meinen Dienern mich getrennt &#x2014; Wo &#x017F;ind &#x017F;ie?<lb/>
Was i&#x017F;t ihr Schick&#x017F;al? Ihrer Dien&#x017F;te kann ich<lb/>
Entrathen, doch beruhigt will ich &#x017F;eyn,<lb/>
Daß die Getreu'n nicht leiden und entbehren.</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#PAU">
            <speaker><hi rendition="#g">Paulet</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Fu&#x0364;r eure Diener i&#x017F;t ge&#x017F;orgt.</p><lb/>
            <stage>(Er will gehen.)</stage><lb/>
          </sp>
          <sp who="#MARSTUA">
            <speaker><hi rendition="#g">Maria</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Ihr geht, Sir? Ihr verlaßt mich abermals,<lb/>
Und ohne mein gea&#x0364;ng&#x017F;tigt fu&#x0364;rchtend Herz<lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[16/0022] Gezaͤhlt, befuͤrcht' ich, und ich achte mich Gleich einer Sterbenden. Paulet. Da thut ihr wohl, Das ſind Betrachtungen, die euch geziemen. Maria. Und weiß ich, ob nicht eine ſchnelle Hand Des Kummers langſames Geſchaͤft beſchleunigt? Ich will mein Teſtament aufſetzen, will Verfuͤgung treffen uͤber das, was mein iſt. Paulet. Die Freiheit habt ihr. Englands Koͤnigin Will ſich mit eurem Raube nicht bereichern. Maria. Man hat von meinen treuen Kammerfrauen, Von meinen Dienern mich getrennt — Wo ſind ſie? Was iſt ihr Schickſal? Ihrer Dienſte kann ich Entrathen, doch beruhigt will ich ſeyn, Daß die Getreu'n nicht leiden und entbehren. Paulet. Fuͤr eure Diener iſt geſorgt. (Er will gehen.) Maria. Ihr geht, Sir? Ihr verlaßt mich abermals, Und ohne mein geaͤngſtigt fuͤrchtend Herz

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_stuart_1801
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_stuart_1801/22
Zitationshilfe: Schiller, [Friedrich]: Maria Stuart. Tübingen u. a., 1801, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_stuart_1801/22>, abgerufen am 21.11.2024.