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Schiller, [Friedrich]: Maria Stuart. Tübingen u. a., 1801.

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Sag nicht, du müssest der Nothwendigkeit
Gehorchen und dem Dringen deines Volks.
Sobald du willst, in jedem Augenblick
Kannst du erproben, daß dein Wille frei ist.
Versuch's! Erkläre, daß du Blut verabscheust,
Der Schwester Leben willst gerettet sehn,
Zeig denen, die dir anders rathen wollen,
Die Wahrheit deines königlichen Zorns,
Schnell wirst du die Nothwendigkeit verschwinden
Und Recht in Unrecht sich verwandeln sehn.
Du selbst mußt richten, du allein. Du kannst dich
Auf dieses unstet schwanke Rohr nicht lehnen.
Der eignen Milde folge du getrost.
Nicht Strenge legte Gott in's weiche Herz
Des Weibes -- Und die Stifter dieses Reichs,
Die auch dem Weib die Herrscherzügel gaben,
Sie zeigten an, daß Strenge nicht die Tugend
Der Könige soll seyn in diesem Lande.

Elisabeth.
Ein warmer Anwald ist Graf Schrewsbury
Für meine Feindin und des Reichs. Ich ziehe
Die Räthe vor, die meine Wohlfahrt lieben.

Talbot.
Man gönnt ihr keinen Anwald, niemand wagt's,
Zu ihrem Vortheil sprechend, deinem Zorn
Sag nicht, du muͤſſeſt der Nothwendigkeit
Gehorchen und dem Dringen deines Volks.
Sobald du willſt, in jedem Augenblick
Kannſt du erproben, daß dein Wille frei iſt.
Verſuch's! Erklaͤre, daß du Blut verabſcheuſt,
Der Schweſter Leben willſt gerettet ſehn,
Zeig denen, die dir anders rathen wollen,
Die Wahrheit deines koͤniglichen Zorns,
Schnell wirſt du die Nothwendigkeit verſchwinden
Und Recht in Unrecht ſich verwandeln ſehn.
Du ſelbſt mußt richten, du allein. Du kannſt dich
Auf dieſes unſtet ſchwanke Rohr nicht lehnen.
Der eignen Milde folge du getroſt.
Nicht Strenge legte Gott in's weiche Herz
Des Weibes — Und die Stifter dieſes Reichs,
Die auch dem Weib die Herrſcherzuͤgel gaben,
Sie zeigten an, daß Strenge nicht die Tugend
Der Koͤnige ſoll ſeyn in dieſem Lande.

Eliſabeth.
Ein warmer Anwald iſt Graf Schrewsbury
Fuͤr meine Feindin und des Reichs. Ich ziehe
Die Raͤthe vor, die meine Wohlfahrt lieben.

Talbot.
Man goͤnnt ihr keinen Anwald, niemand wagt's,
Zu ihrem Vortheil ſprechend, deinem Zorn
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[75/0081] Sag nicht, du muͤſſeſt der Nothwendigkeit Gehorchen und dem Dringen deines Volks. Sobald du willſt, in jedem Augenblick Kannſt du erproben, daß dein Wille frei iſt. Verſuch's! Erklaͤre, daß du Blut verabſcheuſt, Der Schweſter Leben willſt gerettet ſehn, Zeig denen, die dir anders rathen wollen, Die Wahrheit deines koͤniglichen Zorns, Schnell wirſt du die Nothwendigkeit verſchwinden Und Recht in Unrecht ſich verwandeln ſehn. Du ſelbſt mußt richten, du allein. Du kannſt dich Auf dieſes unſtet ſchwanke Rohr nicht lehnen. Der eignen Milde folge du getroſt. Nicht Strenge legte Gott in's weiche Herz Des Weibes — Und die Stifter dieſes Reichs, Die auch dem Weib die Herrſcherzuͤgel gaben, Sie zeigten an, daß Strenge nicht die Tugend Der Koͤnige ſoll ſeyn in dieſem Lande. Eliſabeth. Ein warmer Anwald iſt Graf Schrewsbury Fuͤr meine Feindin und des Reichs. Ich ziehe Die Raͤthe vor, die meine Wohlfahrt lieben. Talbot. Man goͤnnt ihr keinen Anwald, niemand wagt's, Zu ihrem Vortheil ſprechend, deinem Zorn

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Zitationshilfe: Schiller, [Friedrich]: Maria Stuart. Tübingen u. a., 1801, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_stuart_1801/81>, abgerufen am 24.11.2024.