Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schiller, Friedrich: Wilhelm Tell. Tübingen, 1804.

Bild:
<< vorherige Seite
Rösselmann
Frei wählten wir des Reiches Schutz und Schirm,
So steht's bemerkt in Kaiser Friedrichs Brief.

Stauffacher
Denn herrenlos ist auch der Freiste nicht.
Ein Oberhaupt muß seyn, ein höchster Richter,
Wo man das Recht mag schöpfen in dem Streit.
Drum haben unsre Väter für den Boden,
Den sie der alten Wildniß abgewonnen,
Die Ehr' gegönnt dem Kaiser, der den Herrn
Sich nennt der deutschen und der welschen Erde,
Und wie die andern Freien seines Reichs
Sich ihm zu edelm Waffendienst gelobt,
Denn dieses ist der Freien einzge Pflicht,
Das Reich zu schirmen, das sie selbst beschirmt.

Melchthal
Was drüber ist, ist Merkmal eines Knechts.
Stauffacher
Sie folgten, wenn der Heribann ergieng,
Dem Reichspanier und schlugen seine Schlachten.
Nach Welschland zogen sie gewappnet mit,
h 2
Roͤſſelmann
Frei waͤhlten wir des Reiches Schutz und Schirm,
So ſteht’s bemerkt in Kaiſer Friedrichs Brief.

Stauffacher
Denn herrenlos iſt auch der Freiſte nicht.
Ein Oberhaupt muß ſeyn, ein hoͤchſter Richter,
Wo man das Recht mag ſchoͤpfen in dem Streit.
Drum haben unſre Vaͤter fuͤr den Boden,
Den ſie der alten Wildniß abgewonnen,
Die Ehr’ gegoͤnnt dem Kaiſer, der den Herrn
Sich nennt der deutſchen und der welſchen Erde,
Und wie die andern Freien ſeines Reichs
Sich ihm zu edelm Waffendienſt gelobt,
Denn dieſes iſt der Freien einzge Pflicht,
Das Reich zu ſchirmen, das ſie ſelbſt beſchirmt.

Melchthal
Was druͤber iſt, iſt Merkmal eines Knechts.
Stauffacher
Sie folgten, wenn der Heribann ergieng,
Dem Reichspanier und ſchlugen ſeine Schlachten.
Nach Welſchland zogen ſie gewappnet mit,
h 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0101" n="87"/>
          <sp who="#ROE">
            <speaker> <hi rendition="#g">Ro&#x0364;&#x017F;&#x017F;elmann</hi> </speaker><lb/>
            <p>Frei wa&#x0364;hlten wir des Reiches Schutz und Schirm,<lb/>
So &#x017F;teht&#x2019;s bemerkt in Kai&#x017F;er Friedrichs Brief.</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#STA">
            <speaker> <hi rendition="#g">Stauffacher</hi> </speaker><lb/>
            <p>Denn herrenlos i&#x017F;t auch der Frei&#x017F;te nicht.<lb/>
Ein Oberhaupt muß &#x017F;eyn, ein ho&#x0364;ch&#x017F;ter Richter,<lb/>
Wo man das Recht mag &#x017F;cho&#x0364;pfen in dem Streit.<lb/>
Drum haben un&#x017F;re Va&#x0364;ter fu&#x0364;r den Boden,<lb/>
Den &#x017F;ie der alten Wildniß abgewonnen,<lb/>
Die Ehr&#x2019; gego&#x0364;nnt dem Kai&#x017F;er, der den Herrn<lb/>
Sich nennt der deut&#x017F;chen und der wel&#x017F;chen Erde,<lb/>
Und wie die andern Freien &#x017F;eines Reichs<lb/>
Sich ihm zu edelm Waffendien&#x017F;t gelobt,<lb/>
Denn die&#x017F;es i&#x017F;t der Freien einzge Pflicht,<lb/>
Das Reich zu &#x017F;chirmen, das &#x017F;ie &#x017F;elb&#x017F;t be&#x017F;chirmt.</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#MEL">
            <speaker> <hi rendition="#g">Melchthal</hi> </speaker><lb/>
            <p>Was dru&#x0364;ber i&#x017F;t, i&#x017F;t Merkmal eines Knechts.</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#STA">
            <speaker> <hi rendition="#g">Stauffacher</hi> </speaker><lb/>
            <p>Sie folgten, wenn der Heribann ergieng,<lb/>
Dem Reichspanier und &#x017F;chlugen &#x017F;eine Schlachten.<lb/>
Nach Wel&#x017F;chland zogen &#x017F;ie gewappnet mit,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">h 2</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[87/0101] Roͤſſelmann Frei waͤhlten wir des Reiches Schutz und Schirm, So ſteht’s bemerkt in Kaiſer Friedrichs Brief. Stauffacher Denn herrenlos iſt auch der Freiſte nicht. Ein Oberhaupt muß ſeyn, ein hoͤchſter Richter, Wo man das Recht mag ſchoͤpfen in dem Streit. Drum haben unſre Vaͤter fuͤr den Boden, Den ſie der alten Wildniß abgewonnen, Die Ehr’ gegoͤnnt dem Kaiſer, der den Herrn Sich nennt der deutſchen und der welſchen Erde, Und wie die andern Freien ſeines Reichs Sich ihm zu edelm Waffendienſt gelobt, Denn dieſes iſt der Freien einzge Pflicht, Das Reich zu ſchirmen, das ſie ſelbſt beſchirmt. Melchthal Was druͤber iſt, iſt Merkmal eines Knechts. Stauffacher Sie folgten, wenn der Heribann ergieng, Dem Reichspanier und ſchlugen ſeine Schlachten. Nach Welſchland zogen ſie gewappnet mit, h 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_tell_1804
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_tell_1804/101
Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Wilhelm Tell. Tübingen, 1804, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_tell_1804/101>, abgerufen am 22.11.2024.