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Schiller, Friedrich: Wilhelm Tell. Tübingen, 1804.

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Hedwig
Ists auch gewiß? Bist du mir unverlezt?
(betrachtet ihn mit ängstlicher Sorgfalt)
Und ist es möglich? Konnt' er auf dich zielen?
Wie konnt' ers? O er hat kein Herz -- Er konnte
Den Pfeil abdrücken auf sein eignes Kind!

Walther Fürst
Er thats mit Angst, mit schmerzzerrissner Seele,
Gezwungen that ers, denn es galt das Leben.

Hedwig
O hätt er eines Vaters Herz, eh er's
Gethan, er wäre tausendmal gestorben!

Stauffacher
Ihr solltet Gottes gnädge Schickung preisen,
Die es so gut gelenkt --

Hedwig
Kann ich vergessen,
Wie's hätte kommen können -- Gott des Himmels!
Und lebt' ich achtzig Jahr -- Ich seh den Knaben ewig
Gebunden stehn, den Vater auf ihn zielen,
Und ewig fliegt der Pfeil mir in das Herz.

Hedwig
Iſts auch gewiß? Biſt du mir unverlezt?
(betrachtet ihn mit ängſtlicher Sorgfalt)
Und iſt es moͤglich? Konnt’ er auf dich zielen?
Wie konnt’ ers? O er hat kein Herz — Er konnte
Den Pfeil abdruͤcken auf ſein eignes Kind!

Walther Fuͤrſt
Er thats mit Angſt, mit ſchmerzzerriſſner Seele,
Gezwungen that ers, denn es galt das Leben.

Hedwig
O haͤtt er eines Vaters Herz, eh er’s
Gethan, er waͤre tauſendmal geſtorben!

Stauffacher
Ihr ſolltet Gottes gnaͤdge Schickung preiſen,
Die es ſo gut gelenkt —

Hedwig
Kann ich vergeſſen,
Wie’s haͤtte kommen koͤnnen — Gott des Himmels!
Und lebt’ ich achtzig Jahr — Ich ſeh den Knaben ewig
Gebunden ſtehn, den Vater auf ihn zielen,
Und ewig fliegt der Pfeil mir in das Herz.

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[168/0182] Hedwig Iſts auch gewiß? Biſt du mir unverlezt? (betrachtet ihn mit ängſtlicher Sorgfalt) Und iſt es moͤglich? Konnt’ er auf dich zielen? Wie konnt’ ers? O er hat kein Herz — Er konnte Den Pfeil abdruͤcken auf ſein eignes Kind! Walther Fuͤrſt Er thats mit Angſt, mit ſchmerzzerriſſner Seele, Gezwungen that ers, denn es galt das Leben. Hedwig O haͤtt er eines Vaters Herz, eh er’s Gethan, er waͤre tauſendmal geſtorben! Stauffacher Ihr ſolltet Gottes gnaͤdge Schickung preiſen, Die es ſo gut gelenkt — Hedwig Kann ich vergeſſen, Wie’s haͤtte kommen koͤnnen — Gott des Himmels! Und lebt’ ich achtzig Jahr — Ich ſeh den Knaben ewig Gebunden ſtehn, den Vater auf ihn zielen, Und ewig fliegt der Pfeil mir in das Herz.

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Wilhelm Tell. Tübingen, 1804, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_tell_1804/182>, abgerufen am 09.11.2024.