Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schiller, Friedrich: Wilhelm Tell. Tübingen, 1804.

Bild:
<< vorherige Seite
Hast du in Uri keinen Gastfreund, sprich,
Dem du dein Herz magst redlich offenbaren?

Stauffacher
Der wackern Männer kenn' ich viele dort,
Und angesehen große Herrenleute,
Die mir geheim sind und gar wohl vertraut.

(er steht auf)
Frau, welchen Sturm gefährlicher Gedanken
Weckst du mir in der stillen Brust! Mein Innerstes
Kehrst du an's Licht des Tages mir entgegen,
Und was ich mir zu denken still verbot,
Du sprichsts mit leichter Zunge kecklich aus.
-- Hast du auch wohl bedacht, was du mir räthst?
Die wilde Zwietracht und den Klang der Waffen
Rufst du in dieses friedgewohnte Thal --
Wir wagten es, ein schwaches Volk der Hirten,
In Kampf zu gehen mit dem Herrn der Welt?
Der gute Schein nur ist's, worauf sie warten,
Um loszulassen auf dieß arme Land
Die wilden Horden ihrer Kriegesmacht,
Darinn zu schalten mit des Siegers Rechten,
Haſt du in Uri keinen Gaſtfreund, ſprich,
Dem du dein Herz magſt redlich offenbaren?

Stauffacher
Der wackern Maͤnner kenn’ ich viele dort,
Und angeſehen große Herrenleute,
Die mir geheim ſind und gar wohl vertraut.

(er ſteht auf)
Frau, welchen Sturm gefaͤhrlicher Gedanken
Weckſt du mir in der ſtillen Bruſt! Mein Innerſtes
Kehrſt du an’s Licht des Tages mir entgegen,
Und was ich mir zu denken ſtill verbot,
Du ſprichſts mit leichter Zunge kecklich aus.
— Haſt du auch wohl bedacht, was du mir raͤthſt?
Die wilde Zwietracht und den Klang der Waffen
Rufſt du in dieſes friedgewohnte Thal —
Wir wagten es, ein ſchwaches Volk der Hirten,
In Kampf zu gehen mit dem Herrn der Welt?
Der gute Schein nur iſt’s, worauf ſie warten,
Um loszulaſſen auf dieß arme Land
Die wilden Horden ihrer Kriegesmacht,
Darinn zu ſchalten mit des Siegers Rechten,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#GER">
            <p><pb facs="#f0037" n="23"/>
Ha&#x017F;t du in Uri keinen Ga&#x017F;tfreund, &#x017F;prich,<lb/>
Dem du dein Herz mag&#x017F;t redlich offenbaren?</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#STA">
            <speaker> <hi rendition="#g">Stauffacher</hi> </speaker><lb/>
            <p>Der wackern Ma&#x0364;nner kenn&#x2019; ich viele dort,<lb/>
Und ange&#x017F;ehen große Herrenleute,<lb/>
Die mir geheim &#x017F;ind und gar wohl vertraut.</p><lb/>
            <stage>(er &#x017F;teht auf)</stage><lb/>
            <p>Frau, welchen Sturm gefa&#x0364;hrlicher Gedanken<lb/>
Weck&#x017F;t du mir in der &#x017F;tillen Bru&#x017F;t! Mein Inner&#x017F;tes<lb/>
Kehr&#x017F;t du an&#x2019;s Licht des Tages mir entgegen,<lb/>
Und was ich mir zu denken &#x017F;till verbot,<lb/>
Du &#x017F;prich&#x017F;ts mit leichter Zunge kecklich aus.<lb/>
&#x2014; Ha&#x017F;t du auch wohl bedacht, was du mir ra&#x0364;th&#x017F;t?<lb/>
Die wilde Zwietracht und den Klang der Waffen<lb/>
Ruf&#x017F;t du in die&#x017F;es friedgewohnte Thal &#x2014;<lb/>
Wir wagten es, ein &#x017F;chwaches Volk der Hirten,<lb/>
In Kampf zu gehen mit dem Herrn der Welt?<lb/>
Der gute Schein nur i&#x017F;t&#x2019;s, worauf &#x017F;ie warten,<lb/>
Um loszula&#x017F;&#x017F;en auf dieß arme Land<lb/>
Die wilden Horden ihrer Kriegesmacht,<lb/>
Darinn zu &#x017F;chalten mit des Siegers Rechten,<lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[23/0037] Haſt du in Uri keinen Gaſtfreund, ſprich, Dem du dein Herz magſt redlich offenbaren? Stauffacher Der wackern Maͤnner kenn’ ich viele dort, Und angeſehen große Herrenleute, Die mir geheim ſind und gar wohl vertraut. (er ſteht auf) Frau, welchen Sturm gefaͤhrlicher Gedanken Weckſt du mir in der ſtillen Bruſt! Mein Innerſtes Kehrſt du an’s Licht des Tages mir entgegen, Und was ich mir zu denken ſtill verbot, Du ſprichſts mit leichter Zunge kecklich aus. — Haſt du auch wohl bedacht, was du mir raͤthſt? Die wilde Zwietracht und den Klang der Waffen Rufſt du in dieſes friedgewohnte Thal — Wir wagten es, ein ſchwaches Volk der Hirten, In Kampf zu gehen mit dem Herrn der Welt? Der gute Schein nur iſt’s, worauf ſie warten, Um loszulaſſen auf dieß arme Land Die wilden Horden ihrer Kriegesmacht, Darinn zu ſchalten mit des Siegers Rechten,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_tell_1804
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_tell_1804/37
Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Wilhelm Tell. Tübingen, 1804, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_tell_1804/37>, abgerufen am 03.12.2024.