Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schiller, Friedrich: Wilhelm Tell. Tübingen, 1804.

Bild:
<< vorherige Seite
Wie ringsum alle Lande doch gethan.
Wohl thut es ihnen, auf der Herrenbank
Zu sitzen mit dem Edelmann -- den Kaiser
Will man zum Herrn, um keinen Herrn zu haben.

Attinghausen
Muß ich das hören und aus deinem Munde!
Rudenz
Ihr habt mich aufgefodert, laßt mich enden.
-- Welche Person ist's, Oheim, die ihr selbst
Hier spielt? Habt ihr nicht höhern Stolz, als hier
Landammann oder Bannerherr zu seyn
Und neben diesen Hirten zu regieren?
Wie? Ist's nicht eine rühmlichere Wahl,
Zu huldigen dem königlichen Herrn,
Sich an sein glänzend Lager anzuschließen,
Als eurer eig'nen Knechte Pair zu seyn,
Und zu Gericht zu sitzen mit dem Bauer?

Attinghausen
Ach Uly! Uly! Ich erkenne sie
Die Stimme der Verführung! Sie ergriff
Dein ofnes Ohr, sie hat dein Herz vergiftet.

Wie ringsum alle Lande doch gethan.
Wohl thut es ihnen, auf der Herrenbank
Zu ſitzen mit dem Edelmann — den Kaiſer
Will man zum Herrn, um keinen Herrn zu haben.

Attinghauſen
Muß ich das hoͤren und aus deinem Munde!
Rudenz
Ihr habt mich aufgefodert, laßt mich enden.
— Welche Perſon iſt’s, Oheim, die ihr ſelbſt
Hier ſpielt? Habt ihr nicht hoͤhern Stolz, als hier
Landammann oder Bannerherr zu ſeyn
Und neben dieſen Hirten zu regieren?
Wie? Iſt’s nicht eine ruͤhmlichere Wahl,
Zu huldigen dem koͤniglichen Herrn,
Sich an ſein glaͤnzend Lager anzuſchließen,
Als eurer eig’nen Knechte Pair zu ſeyn,
Und zu Gericht zu ſitzen mit dem Bauer?

Attinghauſen
Ach Uly! Uly! Ich erkenne ſie
Die Stimme der Verfuͤhrung! Sie ergriff
Dein ofnes Ohr, ſie hat dein Herz vergiftet.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#RUD">
            <p><pb facs="#f0074" n="60"/>
Wie ringsum alle Lande doch gethan.<lb/>
Wohl thut es ihnen, auf der Herrenbank<lb/>
Zu &#x017F;itzen mit dem Edelmann &#x2014; den <hi rendition="#g">Kai&#x017F;er</hi><lb/>
Will man zum Herrn, um <hi rendition="#g">keinen</hi> Herrn zu haben.</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#ATT">
            <speaker> <hi rendition="#g">Attinghau&#x017F;en</hi> </speaker><lb/>
            <p>Muß ich <hi rendition="#g">das</hi> ho&#x0364;ren und aus deinem Munde!</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#RUD">
            <speaker> <hi rendition="#g">Rudenz</hi> </speaker><lb/>
            <p>Ihr habt mich aufgefodert, laßt mich enden.<lb/>
&#x2014; Welche Per&#x017F;on i&#x017F;t&#x2019;s, Oheim, die ihr &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
Hier &#x017F;pielt? Habt ihr nicht ho&#x0364;hern Stolz, als hier<lb/>
Landammann oder Bannerherr zu &#x017F;eyn<lb/>
Und neben die&#x017F;en Hirten zu regieren?<lb/>
Wie? I&#x017F;t&#x2019;s nicht eine ru&#x0364;hmlichere Wahl,<lb/>
Zu huldigen dem ko&#x0364;niglichen Herrn,<lb/>
Sich an &#x017F;ein gla&#x0364;nzend Lager anzu&#x017F;chließen,<lb/>
Als eurer eig&#x2019;nen Knechte Pair zu &#x017F;eyn,<lb/>
Und zu Gericht zu &#x017F;itzen mit dem Bauer?</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#ATT">
            <speaker> <hi rendition="#g">Attinghau&#x017F;en</hi> </speaker><lb/>
            <p>Ach Uly! Uly! Ich erkenne &#x017F;ie<lb/>
Die Stimme der Verfu&#x0364;hrung! Sie ergriff<lb/>
Dein ofnes Ohr, &#x017F;ie hat dein Herz vergiftet.</p><lb/>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[60/0074] Wie ringsum alle Lande doch gethan. Wohl thut es ihnen, auf der Herrenbank Zu ſitzen mit dem Edelmann — den Kaiſer Will man zum Herrn, um keinen Herrn zu haben. Attinghauſen Muß ich das hoͤren und aus deinem Munde! Rudenz Ihr habt mich aufgefodert, laßt mich enden. — Welche Perſon iſt’s, Oheim, die ihr ſelbſt Hier ſpielt? Habt ihr nicht hoͤhern Stolz, als hier Landammann oder Bannerherr zu ſeyn Und neben dieſen Hirten zu regieren? Wie? Iſt’s nicht eine ruͤhmlichere Wahl, Zu huldigen dem koͤniglichen Herrn, Sich an ſein glaͤnzend Lager anzuſchließen, Als eurer eig’nen Knechte Pair zu ſeyn, Und zu Gericht zu ſitzen mit dem Bauer? Attinghauſen Ach Uly! Uly! Ich erkenne ſie Die Stimme der Verfuͤhrung! Sie ergriff Dein ofnes Ohr, ſie hat dein Herz vergiftet.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_tell_1804
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_tell_1804/74
Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Wilhelm Tell. Tübingen, 1804, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_tell_1804/74>, abgerufen am 24.11.2024.