Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schiller, Friedrich: Wilhelm Tell. Tübingen, 1804.

Bild:
<< vorherige Seite
Rudenz
Ja ich verberg' es nicht -- in tiefer Seele
Schmerzt mich der Spott der Fremdlinge, die uns
Den Baurenadel schelten -- Nicht ertrag' ich's,
Indeß die edle Jugend rings umher
Sich Ehre sammelt unter Habsburgs Fahnen,
Auf meinem Erb' hier müssig still zu liegen,
Und bei gemeinem Tagewerk den Lenz
Des Lebens zu verlieren -- Anderswo
Geschehen Thaten, eine Welt des Ruhms
Bewegt sich glänzend jenseits dieser Berge --
Mir rosten in der Halle Helm und Schild,
Der Kriegstrommete muthiges Getön,
Der Heroldsruf,der zum Turniere ladet,
Er dringt in diese Thäler nicht herein,
Nichts als den Kuhreih'n und der Heerdeglocken
Einförmiges Geläut vernehm' ich hier.

Attinghausen
Verblendeter, vom eiteln Glanz verführt!
Verachte dein Geburtsland! Schäme dich
Der uralt frommen Sitte deiner Väter!
f
Rudenz
Ja ich verberg’ es nicht — in tiefer Seele
Schmerzt mich der Spott der Fremdlinge, die uns
Den Baurenadel ſchelten — Nicht ertrag’ ich’s,
Indeß die edle Jugend rings umher
Sich Ehre ſammelt unter Habsburgs Fahnen,
Auf meinem Erb’ hier muͤſſig ſtill zu liegen,
Und bei gemeinem Tagewerk den Lenz
Des Lebens zu verlieren — Anderswo
Geſchehen Thaten, eine Welt des Ruhms
Bewegt ſich glaͤnzend jenſeits dieſer Berge —
Mir roſten in der Halle Helm und Schild,
Der Kriegstrommete muthiges Getoͤn,
Der Heroldsruf,der zum Turniere ladet,
Er dringt in dieſe Thaͤler nicht herein,
Nichts als den Kuhreih’n und der Heerdeglocken
Einfoͤrmiges Gelaͤut vernehm’ ich hier.

Attinghauſen
Verblendeter, vom eiteln Glanz verfuͤhrt!
Verachte dein Geburtsland! Schaͤme dich
Der uralt frommen Sitte deiner Vaͤter!
f
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0075" n="61"/>
          <sp who="#RUD">
            <speaker> <hi rendition="#g">Rudenz</hi> </speaker><lb/>
            <p>Ja ich verberg&#x2019; es nicht &#x2014; in tiefer Seele<lb/>
Schmerzt mich der Spott der Fremdlinge, die uns<lb/>
Den <hi rendition="#g">Baurenadel</hi> &#x017F;chelten &#x2014; Nicht ertrag&#x2019; ich&#x2019;s,<lb/>
Indeß die edle Jugend rings umher<lb/>
Sich Ehre &#x017F;ammelt unter Habsburgs Fahnen,<lb/>
Auf meinem Erb&#x2019; hier mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig &#x017F;till zu liegen,<lb/>
Und bei gemeinem Tagewerk den Lenz<lb/>
Des Lebens zu verlieren &#x2014; Anderswo<lb/>
Ge&#x017F;chehen Thaten, eine Welt des Ruhms<lb/>
Bewegt &#x017F;ich gla&#x0364;nzend jen&#x017F;eits die&#x017F;er Berge &#x2014;<lb/><hi rendition="#g">Mir</hi> ro&#x017F;ten in der Halle Helm und Schild,<lb/>
Der Kriegstrommete muthiges Geto&#x0364;n,<lb/>
Der Heroldsruf,der zum Turniere ladet,<lb/>
Er dringt in die&#x017F;e Tha&#x0364;ler nicht herein,<lb/>
Nichts als den <hi rendition="#g">Kuhreih&#x2019;n</hi> und der Heerdeglocken<lb/>
Einfo&#x0364;rmiges Gela&#x0364;ut vernehm&#x2019; ich hier.</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#ATT">
            <speaker> <hi rendition="#g">Attinghau&#x017F;en</hi> </speaker><lb/>
            <p>Verblendeter, vom eiteln Glanz verfu&#x0364;hrt!<lb/>
Verachte dein Geburtsland! Scha&#x0364;me dich<lb/>
Der uralt frommen Sitte deiner Va&#x0364;ter!<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">f</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[61/0075] Rudenz Ja ich verberg’ es nicht — in tiefer Seele Schmerzt mich der Spott der Fremdlinge, die uns Den Baurenadel ſchelten — Nicht ertrag’ ich’s, Indeß die edle Jugend rings umher Sich Ehre ſammelt unter Habsburgs Fahnen, Auf meinem Erb’ hier muͤſſig ſtill zu liegen, Und bei gemeinem Tagewerk den Lenz Des Lebens zu verlieren — Anderswo Geſchehen Thaten, eine Welt des Ruhms Bewegt ſich glaͤnzend jenſeits dieſer Berge — Mir roſten in der Halle Helm und Schild, Der Kriegstrommete muthiges Getoͤn, Der Heroldsruf,der zum Turniere ladet, Er dringt in dieſe Thaͤler nicht herein, Nichts als den Kuhreih’n und der Heerdeglocken Einfoͤrmiges Gelaͤut vernehm’ ich hier. Attinghauſen Verblendeter, vom eiteln Glanz verfuͤhrt! Verachte dein Geburtsland! Schaͤme dich Der uralt frommen Sitte deiner Vaͤter! f

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_tell_1804
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_tell_1804/75
Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Wilhelm Tell. Tübingen, 1804, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_tell_1804/75>, abgerufen am 24.11.2024.