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Schirmer, David: Erstes Poetische Rosen-Gepüsche. Halle, 1650.

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D. S. ander
und für Stirn und Augen legst/
Ach so könt ich zu dir kommen/
Allda müste meine Pein
Schatz/ durch dich gelindert seyn.

Jedoch wil ich immer hoffen.
Es kömmt noch einmal der Tag/
Da ich dich ümfangen mag.
Wird die rechte Zeit getroffen
So ist alles/ was mich kränckt/
Jn vergessen hingesenckt.
Also gieng er auf und nieder/
und sah seinen Himmel an/
Biß dreymal der weisse Schwan
Drauf geschwungen sein Gefieder/
Da er denn/ bey später Nacht/
Sich nach Hause weggemacht.
IV.
Der sterbende Sylvius.
SYlvius gieng vor der Sonnen
Jn den grünen Schäffer-Wald/
Satzte sich zu einen Bronnen/
Der im gantzen Busche schallt/
Klagte mit beliebter Zungen/
Wie jhn Sylvia bezwungen:
Sylvia nur ich allein
Muß von dir verlassen seyn.
Jetzund wird die Nacht vertrieben
Durch Auroren Purpur-Liecht/
Finsternüß muß sich verschieben/
Weil

D. S. ander
und fuͤr Stirn und Augen legſt/
Ach ſo koͤnt ich zu dir kommen/
Allda muͤſte meine Pein
Schatz/ durch dich gelindert ſeyn.

Jedoch wil ich immer hoffen.
Es koͤmmt noch einmal der Tag/
Da ich dich uͤmfangen mag.
Wird die rechte Zeit getroffen
So iſt alles/ was mich kraͤnckt/
Jn vergeſſen hingeſenckt.
Alſo gieng er auf und nieder/
und ſah ſeinen Himmel an/
Biß dreymal der weiſſe Schwan
Drauf geſchwungen ſein Gefieder/
Da er denn/ bey ſpaͤter Nacht/
Sich nach Hauſe weggemacht.
IV.
Der ſterbende Sylvius.
SYlvius gieng vor der Sonnen
Jn den gruͤnen Schaͤffer-Wald/
Satzte ſich zu einen Bronnen/
Der im gantzen Buſche ſchallt/
Klagte mit beliebter Zungen/
Wie jhn Sylvia bezwungen:
Sylvia nur ich allein
Muß von dir verlaſſen ſeyn.
Jetzund wird die Nacht vertrieben
Durch Auroren Purpur-Liecht/
Finſternuͤß muß ſich verſchieben/
Weil
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[84/0112] D. S. ander und fuͤr Stirn und Augen legſt/ Ach ſo koͤnt ich zu dir kommen/ Allda muͤſte meine Pein Schatz/ durch dich gelindert ſeyn. Jedoch wil ich immer hoffen. Es koͤmmt noch einmal der Tag/ Da ich dich uͤmfangen mag. Wird die rechte Zeit getroffen So iſt alles/ was mich kraͤnckt/ Jn vergeſſen hingeſenckt. Alſo gieng er auf und nieder/ und ſah ſeinen Himmel an/ Biß dreymal der weiſſe Schwan Drauf geſchwungen ſein Gefieder/ Da er denn/ bey ſpaͤter Nacht/ Sich nach Hauſe weggemacht. IV. Der ſterbende Sylvius. SYlvius gieng vor der Sonnen Jn den gruͤnen Schaͤffer-Wald/ Satzte ſich zu einen Bronnen/ Der im gantzen Buſche ſchallt/ Klagte mit beliebter Zungen/ Wie jhn Sylvia bezwungen: Sylvia nur ich allein Muß von dir verlaſſen ſeyn. Jetzund wird die Nacht vertrieben Durch Auroren Purpur-Liecht/ Finſternuͤß muß ſich verſchieben/ Weil

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Zitationshilfe: Schirmer, David: Erstes Poetische Rosen-Gepüsche. Halle, 1650, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schirmer_rosengepuesche_1650/112>, abgerufen am 13.05.2024.