Schirmer, David: Erstes Poetische Rosen-Gepüsche. Halle, 1650.D. S. erstes Hier/ sprach er/ ist Galathe/Oder die Tis[i]phone. XXXII. Vber die Polite/ und jhre Sprichwörter. JHr/ Jungfrau/ seyd jhr klug allein zu nennen/ Weil jhr vor Erbarkeit euch nicht wolt kennen/ Jch halte wol davor/ es sey erlogen/ und wer es mir nicht gläubt/ der wird betrogen. Die Erbarkeit sitzt euch nur auf der Zungen/ Bald ist mit einem Wort sie weggesprungen/ Der eusserliche Schein der schmucken Sitten/ Der saget/ daß jhr euch last gerne bitten. Jhr sprecht zwar oftermal: Last mich zufrieden. Lasts bleiben/ dieses ist euch nicht beschieden. Herr last mich ungefopt. Jhr werdt nichts finden/ Dahin jhr eure Brunst vermeynt zu binden. Was wil der Herr denn wol? Jst er auch hönisch? Wil er denn gerne hin? Es ist argwöhnisch: Bey leibe solches nicht. Geschichts nicht heuer/ So kom er übers Jahr/ ich bin zu teuer. Ach/ wie könt einer doch? Last diese Possen. Jch halt der Herr ist wol mit Schrot geschossen. Ey lieber last es seyn. Was wolt jhr haben? Nein. Diese Woche gibt man keine Gaben. (tig. Seht doch! was wolt jhr denn? Jhr seyd wol rich- Mein Herr/ Ach dasmal nicht/ ich bin nicht tüchrig. Je nein! Wo komt jhr her? Jhr müst euch waschen/ Eh jhr auf Jungfer-Haut wolt Farbe naschen. Heint
D. S. erſtes Hier/ ſprach er/ iſt Galathe/Oder die Tiſ[i]phone. XXXII. Vber die Polite/ und jhre Sprichwoͤrter. JHr/ Jungfrau/ ſeyd jhr klug allein zu nennen/ Weil jhr vor Erbarkeit euch nicht wolt kennẽ/ Jch halte wol davor/ es ſey erlogen/ und wer es mir nicht glaͤubt/ der wird betrogen. Die Erbarkeit ſitzt euch nur auf der Zungen/ Bald iſt mit einem Wort ſie weggeſprungen/ Der euſſerliche Schein der ſchmucken Sitten/ Der ſaget/ daß jhr euch laſt gerne bitten. Jhr ſprecht zwar oftermal: Laſt mich zufrieden. Laſts bleiben/ dieſes iſt euch nicht beſchieden. Herr laſt mich ungefopt. Jhr werdt nichts finden/ Dahin jhr eure Brunſt vermeynt zu binden. Was wil der Herr denn wol? Jſt er auch hoͤniſch? Wil er denn gerne hin? Es iſt argwoͤhniſch: Bey leibe ſolches nicht. Geſchichts nicht heuer/ So kom er uͤbers Jahr/ ich bin zu teuer. Ach/ wie koͤnt einer doch? Laſt dieſe Poſſen. Jch halt der Herr iſt wol mit Schrot geſchoſſen. Ey lieber laſt es ſeyn. Was wolt jhr haben? Nein. Dieſe Woche gibt man keine Gaben. (tig. Seht doch! was wolt jhr deñ? Jhr ſeyd wol rich- Mein Herr/ Ach dasmal nicht/ ich bin nicht tuͤchrig. Je nein! Wo komt jhr her? Jhr muͤſt euch waſchen/ Eh jhr auf Jungfer-Haut wolt Farbe naſchen. Heint
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D. S. erſtes
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XXXII.
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Sprichwoͤrter.
JHr/ Jungfrau/ ſeyd jhr klug allein zu nennen/
Weil jhr vor Erbarkeit euch nicht wolt kennẽ/
Jch halte wol davor/ es ſey erlogen/
und wer es mir nicht glaͤubt/ der wird betrogen.
Die Erbarkeit ſitzt euch nur auf der Zungen/
Bald iſt mit einem Wort ſie weggeſprungen/
Der euſſerliche Schein der ſchmucken Sitten/
Der ſaget/ daß jhr euch laſt gerne bitten.
Jhr ſprecht zwar oftermal: Laſt mich zufrieden.
Laſts bleiben/ dieſes iſt euch nicht beſchieden.
Herr laſt mich ungefopt. Jhr werdt nichts finden/
Dahin jhr eure Brunſt vermeynt zu binden.
Was wil der Herr denn wol? Jſt er auch hoͤniſch?
Wil er denn gerne hin? Es iſt argwoͤhniſch:
Bey leibe ſolches nicht. Geſchichts nicht heuer/
So kom er uͤbers Jahr/ ich bin zu teuer.
Ach/ wie koͤnt einer doch? Laſt dieſe Poſſen.
Jch halt der Herr iſt wol mit Schrot geſchoſſen.
Ey lieber laſt es ſeyn. Was wolt jhr haben?
Nein. Dieſe Woche gibt man keine Gaben. (tig.
Seht doch! was wolt jhr deñ? Jhr ſeyd wol rich-
Mein Herr/ Ach dasmal nicht/ ich bin nicht tuͤchrig.
Je nein! Wo komt jhr her? Jhr muͤſt euch waſchen/
Eh jhr auf Jungfer-Haut wolt Farbe naſchen.
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