Schirmer, David: Erstes Rosen Gepüsche. [s. l.], 1653.men nimmet/ zu verstehen geben wolle/ daß wir sich
men nim̃et/ zu verſtehen geben wolle/ daß wir ſich
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0015"/> men nim̃et/ zu verſtehen geben wolle/ daß wir<lb/> nicht lebloſe Felſen uñ unempfindliche Kloͤtze<lb/> ſeyn ſollen/ die Roſenblaͤtter unſerer Jugend<lb/> ſo gar verwelcken zu laſſen. Mann ſehe nur die<lb/> unvernuͤnftige Vogel an/ ob ſie allezeit trau-<lb/> rig und voller Grillen ſeyn moͤgen? Man ſe-<lb/> he ſie nur an/ wie ſie/ als der Liebe gleichgear-<lb/> tete Kinder/ in ihren gruͤnen Sommerlaͤuben<lb/> uͤm die rauſthenden Quellen die allerbeſten<lb/> Poeten geben/ in dem ſie ihr bruͤnſtigs Leiden<lb/> einander zuruffen/ bald ihrer Bulſchaft er-<lb/> freuliche gegenwart belachen/ bald aber drauf<lb/> das ſchmertzliche ab ſeyn beſeuftzen und bekla-<lb/> gen. Ein Roß/ das allezeit in den Wagen zur<lb/> ſchweren Arbeit getrieben wird/ tauret nicht<lb/> ſo lange/ als wenn es bißweilen zum Reiten<lb/> und anderer Kurtzweil gebrauchet wird. Ein<lb/> Lauteniſt ſpielet nicht ſtets traurige Padua-<lb/> nen und Maſcaraden/ ſondern er gebrauchet<lb/> ſich auch der tantzenden Couranten und Sa-<lb/> rabanden. Die Sonn und der Mond/ ſind<lb/> nicht allezeit/ bey verurſachter Finſterniß/ un-<lb/> ter den Wolcken verborgen/ ſondern ſie laſſen<lb/> ihre liebliche Angeſichte bißweilen ſehen/ daß<lb/> man ſich druͤber erfreuen/ und in ihren ſchoͤ-<lb/> nen Golde beluſtigen koͤnne. Waruͤmb ſolte<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſich</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0015]
men nim̃et/ zu verſtehen geben wolle/ daß wir
nicht lebloſe Felſen uñ unempfindliche Kloͤtze
ſeyn ſollen/ die Roſenblaͤtter unſerer Jugend
ſo gar verwelcken zu laſſen. Mann ſehe nur die
unvernuͤnftige Vogel an/ ob ſie allezeit trau-
rig und voller Grillen ſeyn moͤgen? Man ſe-
he ſie nur an/ wie ſie/ als der Liebe gleichgear-
tete Kinder/ in ihren gruͤnen Sommerlaͤuben
uͤm die rauſthenden Quellen die allerbeſten
Poeten geben/ in dem ſie ihr bruͤnſtigs Leiden
einander zuruffen/ bald ihrer Bulſchaft er-
freuliche gegenwart belachen/ bald aber drauf
das ſchmertzliche ab ſeyn beſeuftzen und bekla-
gen. Ein Roß/ das allezeit in den Wagen zur
ſchweren Arbeit getrieben wird/ tauret nicht
ſo lange/ als wenn es bißweilen zum Reiten
und anderer Kurtzweil gebrauchet wird. Ein
Lauteniſt ſpielet nicht ſtets traurige Padua-
nen und Maſcaraden/ ſondern er gebrauchet
ſich auch der tantzenden Couranten und Sa-
rabanden. Die Sonn und der Mond/ ſind
nicht allezeit/ bey verurſachter Finſterniß/ un-
ter den Wolcken verborgen/ ſondern ſie laſſen
ihre liebliche Angeſichte bißweilen ſehen/ daß
man ſich druͤber erfreuen/ und in ihren ſchoͤ-
nen Golde beluſtigen koͤnne. Waruͤmb ſolte
ſich
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |