Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schirmer, David: Erstes Rosen Gepüsche. [s. l.], 1653.

Bild:
<< vorherige Seite
D. S. erstes
Hier/ sprach er/ ist Galathe/
oder die Tisiphone.
XXXII.
Vber die Polite/ und ihre
Sprichwörter.
JHr/ Jungfrau/ seid ihr klug allein zu nennen/
Weil ihr vor Erbarkeit euch nicht wolt kennen/
ich halte wol davor/ es sey erlogen/
und wer es mir nicht gläubt/ der wird betrogen.
Die erbarkeit sitzt euch nur auf der Zungen/
bald ist mit einem Wort sie weg gesprungen/
der eusserliche Schein der schmucken Sitten/
der saget/ das ihr euch last gerne bitten.
Jhr sprecht zwar offtermal: Last mich zufrieden.
Lasts bleiben/ dieses ist euch nicht beschieden.
Herr last mich ungefopt. Jhr werdt nichts finden/
Dahin ihr eure Brunst vermeint zu binden.
Was wil der Herr denn wol? Jst er auch hönisch?
wil er denn gerne hin? Es ist argwöhnisch:
bey leibe solches nicht. Geschichts nicht heuer/
so kom er übers Jahr/ ich bin zu teuer.
Ach! wie könt einer doch? Last diese Possen.
Jch halt der Herr ist wol mit Schrott geschossen.
Ey lieber last es seyn. Was wolt ihr haben?
Nein. Diese Woche gibt man keine Gaben.   (tig.
Seht doch! was wolt ihr denn? Jhr seyd wol rich-
Mein Herr/ Ach dasmal nicht/ ich bin nicht tüchtig.
Je nein! Wo komt ihr her? Jhr müst euch waschen/
Eh ihr auf Jungfer-Haut wolt Farbe naschen.
heint
D. S. erſtes
Hier/ ſprach er/ iſt Galathe/
oder die Tiſiphone.
XXXII.
Vber die Polite/ und ihre
Sprichwoͤrter.
JHr/ Jungfrau/ ſeid ihr klug allein zu nennen/
Weil ihr vor Erbarkeit euch nicht wolt kennen/
ich halte wol davor/ es ſey erlogen/
und wer es mir nicht glaͤubt/ der wird betrogen.
Die erbarkeit ſitzt euch nur auf der Zungen/
bald iſt mit einem Wort ſie weg geſprungen/
der euſſerliche Schein der ſchmucken Sitten/
der ſaget/ das ihr euch laſt gerne bitten.
Jhr ſprecht zwar offtermal: Laſt mich zufrieden.
Laſts bleiben/ dieſes iſt euch nicht beſchieden.
Herr laſt mich ungefopt. Jhr werdt nichts finden/
Dahin ihr eure Brunſt vermeint zu binden.
Was wil der Herr denn wol? Jſt er auch hoͤniſch?
wil er denn gerne hin? Es iſt argwoͤhniſch:
bey leibe ſolches nicht. Geſchichts nicht heuer/
ſo kom er uͤbers Jahr/ ich bin zu teuer.
Ach! wie koͤnt einer doch? Laſt dieſe Poſſen.
Jch halt der Herr iſt wol mit Schrott geſchoſſen.
Ey lieber laſt es ſeyn. Was wolt ihr haben?
Nein. Dieſe Woche gibt man keine Gaben.   (tig.
Seht doch! was wolt ihr deñ? Jhr ſeyd wol rich-
Mein Herr/ Ach dasmal nicht/ ich bin nicht tuͤchtig.
Je nein! Wo komt ihr her? Jhr muͤſt euch waſchen/
Eh ihr auf Jungfer-Haut wolt Farbe naſchen.
heint
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0080" n="60"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">D. S. er&#x017F;tes</hi> </fw><lb/>
          <l>Hier/ &#x017F;prach er/ i&#x017F;t Galathe/</l><lb/>
          <l>oder die Ti&#x017F;iphone.</l>
        </lg>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XXXII.</hi><lb/>
Vber die Polite/ und ihre<lb/>
Sprichwo&#x0364;rter.</hi> </head><lb/>
        <lg type="poem">
          <l><hi rendition="#in">J</hi>Hr/ Jungfrau/ &#x017F;eid ihr klug allein zu nennen/</l><lb/>
          <l>Weil ihr vor Erbarkeit euch nicht wolt kennen/</l><lb/>
          <l>ich halte wol davor/ es &#x017F;ey erlogen/</l><lb/>
          <l>und wer es mir nicht gla&#x0364;ubt/ der wird betrogen.</l><lb/>
          <l>Die erbarkeit &#x017F;itzt euch nur auf der Zungen/</l><lb/>
          <l>bald i&#x017F;t mit einem Wort &#x017F;ie weg ge&#x017F;prungen/</l><lb/>
          <l>der eu&#x017F;&#x017F;erliche Schein der &#x017F;chmucken Sitten/</l><lb/>
          <l>der &#x017F;aget/ das ihr euch la&#x017F;t gerne bitten.</l><lb/>
          <l>Jhr &#x017F;precht zwar offtermal: La&#x017F;t mich zufrieden.</l><lb/>
          <l>La&#x017F;ts bleiben/ die&#x017F;es i&#x017F;t euch nicht be&#x017F;chieden.</l><lb/>
          <l>Herr la&#x017F;t mich ungefopt. Jhr werdt nichts finden/</l><lb/>
          <l>Dahin ihr eure Brun&#x017F;t vermeint zu binden.</l><lb/>
          <l>Was wil der Herr denn wol? J&#x017F;t er auch ho&#x0364;ni&#x017F;ch?</l><lb/>
          <l>wil er denn gerne hin? Es i&#x017F;t argwo&#x0364;hni&#x017F;ch:</l><lb/>
          <l>bey leibe &#x017F;olches nicht. Ge&#x017F;chichts nicht heuer/</l><lb/>
          <l>&#x017F;o kom er u&#x0364;bers Jahr/ ich bin zu teuer.</l><lb/>
          <l>Ach! wie ko&#x0364;nt einer doch? La&#x017F;t die&#x017F;e Po&#x017F;&#x017F;en.</l><lb/>
          <l>Jch halt der Herr i&#x017F;t wol mit Schrott ge&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en.</l><lb/>
          <l>Ey lieber la&#x017F;t es &#x017F;eyn. Was wolt ihr haben?</l><lb/>
          <l>Nein. Die&#x017F;e Woche gibt man keine Gaben.</l>
          <l xml:id="v64" next="#v64.2"><space dim="horizontal"/>(tig.</l><lb/>
          <l xml:id="v64.2" prev="#v64">Seht doch! was wolt ihr den&#x0303;? Jhr &#x017F;eyd wol rich-</l><lb/>
          <l>Mein Herr/ Ach dasmal nicht/ ich bin nicht tu&#x0364;chtig.</l><lb/>
          <l>Je nein! Wo komt ihr her? Jhr mu&#x0364;&#x017F;t euch wa&#x017F;chen/</l><lb/>
          <l>Eh ihr auf Jungfer-Haut wolt Farbe na&#x017F;chen.</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">heint</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[60/0080] D. S. erſtes Hier/ ſprach er/ iſt Galathe/ oder die Tiſiphone. XXXII. Vber die Polite/ und ihre Sprichwoͤrter. JHr/ Jungfrau/ ſeid ihr klug allein zu nennen/ Weil ihr vor Erbarkeit euch nicht wolt kennen/ ich halte wol davor/ es ſey erlogen/ und wer es mir nicht glaͤubt/ der wird betrogen. Die erbarkeit ſitzt euch nur auf der Zungen/ bald iſt mit einem Wort ſie weg geſprungen/ der euſſerliche Schein der ſchmucken Sitten/ der ſaget/ das ihr euch laſt gerne bitten. Jhr ſprecht zwar offtermal: Laſt mich zufrieden. Laſts bleiben/ dieſes iſt euch nicht beſchieden. Herr laſt mich ungefopt. Jhr werdt nichts finden/ Dahin ihr eure Brunſt vermeint zu binden. Was wil der Herr denn wol? Jſt er auch hoͤniſch? wil er denn gerne hin? Es iſt argwoͤhniſch: bey leibe ſolches nicht. Geſchichts nicht heuer/ ſo kom er uͤbers Jahr/ ich bin zu teuer. Ach! wie koͤnt einer doch? Laſt dieſe Poſſen. Jch halt der Herr iſt wol mit Schrott geſchoſſen. Ey lieber laſt es ſeyn. Was wolt ihr haben? Nein. Dieſe Woche gibt man keine Gaben. (tig. Seht doch! was wolt ihr deñ? Jhr ſeyd wol rich- Mein Herr/ Ach dasmal nicht/ ich bin nicht tuͤchtig. Je nein! Wo komt ihr her? Jhr muͤſt euch waſchen/ Eh ihr auf Jungfer-Haut wolt Farbe naſchen. heint

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schirmer_rosengepuesche_1653
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schirmer_rosengepuesche_1653/80
Zitationshilfe: Schirmer, David: Erstes Rosen Gepüsche. [s. l.], 1653, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schirmer_rosengepuesche_1653/80>, abgerufen am 23.11.2024.