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Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 1. Berlin, 1798.

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gränzt, von einem Kopfe -- aus Stein oder aus Knochen geformt das ist wohl so ziemlich einerley -- und findet in Apolls Gesicht Stoff zu tagelangem Nachdenken, zu den erhabensten Empfindungen. Sollten Sie den Apoll selbst sehn, so würden Sie glauben, der Mensch sey nicht bey Sinnen gewesen." Diese Ansicht ist noch viel weiter ausgeführt, und gehört zu seinen glänzenden Stellen. Ob aber die Leser folgende aus dem Gebiet der Moral zu den glänzenden oder soliden rechnen? "Du sollst tugendhaft seyn, ist der ewige Befehl der Vernunft; und du sollst glücklich seyn, der eben so ewige, eben so strenge Befehl aller unsrer Gefühle. Diese beyden -- Jnstinkte unsrer Natur möchte ich sie nennen, diese beyden Grundtriebe unsrer moralischen und fühlenden Natur, dürfen einander nie widersprechen. Sie sind gleich herrschend, gleich ewig, gleich nothwendig; die beyden großen Lebensströme, durch die wir sind, was wir sind. Sie wechseln ewig ihre Natur mit einander. Die Tugend wird die Quelle unsres Glückes und aus dem unauslöschlichen Wunsche sich glücklich zu machen, erhält die Tugend ihre Stärke. Der eine Befehl ist gleichsam der Nachhall des andern: der eine tönt vom Richterstuhl des Ewigen; der andre säuselt von dem Meer der ewigen Liebe zu uns hernieder. Sey tugendhaft! sey glücklich! Zwey Töne die zugleich erklingen, und die schönste Harmonie des Weltalls bilden; zwey Ströme aus Einer Quelle, die das Paradies einschließen, und sich dann wieder

graͤnzt, von einem Kopfe — aus Stein oder aus Knochen geformt das ist wohl so ziemlich einerley — und findet in Apolls Gesicht Stoff zu tagelangem Nachdenken, zu den erhabensten Empfindungen. Sollten Sie den Apoll selbst sehn, so wuͤrden Sie glauben, der Mensch sey nicht bey Sinnen gewesen.“ Diese Ansicht ist noch viel weiter ausgefuͤhrt, und gehoͤrt zu seinen glaͤnzenden Stellen. Ob aber die Leser folgende aus dem Gebiet der Moral zu den glaͤnzenden oder soliden rechnen? „Du sollst tugendhaft seyn, ist der ewige Befehl der Vernunft; und du sollst gluͤcklich seyn, der eben so ewige, eben so strenge Befehl aller unsrer Gefuͤhle. Diese beyden — Jnstinkte unsrer Natur moͤchte ich sie nennen, diese beyden Grundtriebe unsrer moralischen und fuͤhlenden Natur, duͤrfen einander nie widersprechen. Sie sind gleich herrschend, gleich ewig, gleich nothwendig; die beyden großen Lebensstroͤme, durch die wir sind, was wir sind. Sie wechseln ewig ihre Natur mit einander. Die Tugend wird die Quelle unsres Gluͤckes und aus dem unausloͤschlichen Wunsche sich gluͤcklich zu machen, erhaͤlt die Tugend ihre Staͤrke. Der eine Befehl ist gleichsam der Nachhall des andern: der eine toͤnt vom Richterstuhl des Ewigen; der andre saͤuselt von dem Meer der ewigen Liebe zu uns hernieder. Sey tugendhaft! sey gluͤcklich! Zwey Toͤne die zugleich erklingen, und die schoͤnste Harmonie des Weltalls bilden; zwey Stroͤme aus Einer Quelle, die das Paradies einschließen, und sich dann wieder

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[161/0172] graͤnzt, von einem Kopfe — aus Stein oder aus Knochen geformt das ist wohl so ziemlich einerley — und findet in Apolls Gesicht Stoff zu tagelangem Nachdenken, zu den erhabensten Empfindungen. Sollten Sie den Apoll selbst sehn, so wuͤrden Sie glauben, der Mensch sey nicht bey Sinnen gewesen.“ Diese Ansicht ist noch viel weiter ausgefuͤhrt, und gehoͤrt zu seinen glaͤnzenden Stellen. Ob aber die Leser folgende aus dem Gebiet der Moral zu den glaͤnzenden oder soliden rechnen? „Du sollst tugendhaft seyn, ist der ewige Befehl der Vernunft; und du sollst gluͤcklich seyn, der eben so ewige, eben so strenge Befehl aller unsrer Gefuͤhle. Diese beyden — Jnstinkte unsrer Natur moͤchte ich sie nennen, diese beyden Grundtriebe unsrer moralischen und fuͤhlenden Natur, duͤrfen einander nie widersprechen. Sie sind gleich herrschend, gleich ewig, gleich nothwendig; die beyden großen Lebensstroͤme, durch die wir sind, was wir sind. Sie wechseln ewig ihre Natur mit einander. Die Tugend wird die Quelle unsres Gluͤckes und aus dem unausloͤschlichen Wunsche sich gluͤcklich zu machen, erhaͤlt die Tugend ihre Staͤrke. Der eine Befehl ist gleichsam der Nachhall des andern: der eine toͤnt vom Richterstuhl des Ewigen; der andre saͤuselt von dem Meer der ewigen Liebe zu uns hernieder. Sey tugendhaft! sey gluͤcklich! Zwey Toͤne die zugleich erklingen, und die schoͤnste Harmonie des Weltalls bilden; zwey Stroͤme aus Einer Quelle, die das Paradies einschließen, und sich dann wieder

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Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1798/172>, abgerufen am 21.11.2024.