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Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 1. Berlin, 1798.

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excellence, studirt haben muß, um es ihm so weit abzulernen, würde allein schon seinen Sinn für dichterische Kunst bewähren.

Die schmeichelnden kleinen Lieder habe ich oben bey Gelegenheit der Magelone erwähnt; auch in den andern Stücken sind ihrer einzelne eingeflochten. Es liegt ein eigner Zauber in ihnen, dessen Eindruck man nur in Bildern wiederzugeben versuchen kann. Die Sprache hat sich gleichsam alles Körperlichen begeben, und löst sich in einen geistigen Hauch auf. Die Worte scheinen kaum ausgesprochen zu werden, so daß es fast noch zarter wie Gesang lautet: wenigstens ist es die unmittelbarste und unauflöslichste Verschmelzung von Laut und Seele, und doch ziehn die wunderbaren Melodien nicht unverstanden vorüber. Vielmehr ist diese Lyrik in ihrer heimlichen Beschränkung höchst dramatisch; der Dichter darf nur eben die Situazion andeuten, und dann den süßen Flötenton hervorlocken, um das Thema auszuführen. Jn diesen klaren Thautropfen der Poesie spiegelt sich alle die jugendliche Sehnsucht nach dem Unbekannten und Vergangenen, nach dem was der frische Glanz der Morgensonne enthüllt, und der schwülere Mittag wieder mit Dunst umgiebt; die ganze ahndungsvolle Wonne des Lebens und der fröhliche Schmerz der Liebe. Denn eben dieses Helldunkel schwebt und wechselt darin: ein Gefühl, das nur aus der innersten Seele kommen kann, und doch leicht und lose in der Außenwelt umhergaukelt; Stimmen, von der vollen Brust weggehoben, die dennoch wie aus weiter Ferne

excellence, studirt haben muß, um es ihm so weit abzulernen, wuͤrde allein schon seinen Sinn fuͤr dichterische Kunst bewaͤhren.

Die schmeichelnden kleinen Lieder habe ich oben bey Gelegenheit der Magelone erwaͤhnt; auch in den andern Stuͤcken sind ihrer einzelne eingeflochten. Es liegt ein eigner Zauber in ihnen, dessen Eindruck man nur in Bildern wiederzugeben versuchen kann. Die Sprache hat sich gleichsam alles Koͤrperlichen begeben, und loͤst sich in einen geistigen Hauch auf. Die Worte scheinen kaum ausgesprochen zu werden, so daß es fast noch zarter wie Gesang lautet: wenigstens ist es die unmittelbarste und unaufloͤslichste Verschmelzung von Laut und Seele, und doch ziehn die wunderbaren Melodien nicht unverstanden voruͤber. Vielmehr ist diese Lyrik in ihrer heimlichen Beschraͤnkung hoͤchst dramatisch; der Dichter darf nur eben die Situazion andeuten, und dann den suͤßen Floͤtenton hervorlocken, um das Thema auszufuͤhren. Jn diesen klaren Thautropfen der Poesie spiegelt sich alle die jugendliche Sehnsucht nach dem Unbekannten und Vergangenen, nach dem was der frische Glanz der Morgensonne enthuͤllt, und der schwuͤlere Mittag wieder mit Dunst umgiebt; die ganze ahndungsvolle Wonne des Lebens und der froͤhliche Schmerz der Liebe. Denn eben dieses Helldunkel schwebt und wechselt darin: ein Gefuͤhl, das nur aus der innersten Seele kommen kann, und doch leicht und lose in der Außenwelt umhergaukelt; Stimmen, von der vollen Brust weggehoben, die dennoch wie aus weiter Ferne

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[175/0186] excellence, studirt haben muß, um es ihm so weit abzulernen, wuͤrde allein schon seinen Sinn fuͤr dichterische Kunst bewaͤhren. Die schmeichelnden kleinen Lieder habe ich oben bey Gelegenheit der Magelone erwaͤhnt; auch in den andern Stuͤcken sind ihrer einzelne eingeflochten. Es liegt ein eigner Zauber in ihnen, dessen Eindruck man nur in Bildern wiederzugeben versuchen kann. Die Sprache hat sich gleichsam alles Koͤrperlichen begeben, und loͤst sich in einen geistigen Hauch auf. Die Worte scheinen kaum ausgesprochen zu werden, so daß es fast noch zarter wie Gesang lautet: wenigstens ist es die unmittelbarste und unaufloͤslichste Verschmelzung von Laut und Seele, und doch ziehn die wunderbaren Melodien nicht unverstanden voruͤber. Vielmehr ist diese Lyrik in ihrer heimlichen Beschraͤnkung hoͤchst dramatisch; der Dichter darf nur eben die Situazion andeuten, und dann den suͤßen Floͤtenton hervorlocken, um das Thema auszufuͤhren. Jn diesen klaren Thautropfen der Poesie spiegelt sich alle die jugendliche Sehnsucht nach dem Unbekannten und Vergangenen, nach dem was der frische Glanz der Morgensonne enthuͤllt, und der schwuͤlere Mittag wieder mit Dunst umgiebt; die ganze ahndungsvolle Wonne des Lebens und der froͤhliche Schmerz der Liebe. Denn eben dieses Helldunkel schwebt und wechselt darin: ein Gefuͤhl, das nur aus der innersten Seele kommen kann, und doch leicht und lose in der Außenwelt umhergaukelt; Stimmen, von der vollen Brust weggehoben, die dennoch wie aus weiter Ferne

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Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1798/186>, abgerufen am 21.11.2024.