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Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 1. Berlin, 1798.

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dem protestantischen Christenthum vielleicht noch an Urbanität. Einige biblische Historien in ein Homerisches Epos zu travestiren, andre mit der Offenheit des Herodot und der Strenge des Tacitus im Styl der klassischen Historie darzustellen, oder die ganze Bibel als das Werk Eines Autors zu rezensiren; das würde allen paradox, vielen ärgerlich, einigen doch unschicklich und überflüßig scheinen. Aber darf irgend etwas wohl überflüßig scheinen, was die Religion liberaler machen könnte?



Da alle Sachen die recht Eins sind, zugleich Drey zu seyn pflegen, so läßt sich nicht absehen warum es mit Gott grade anders seyn sollte. Gott ist aber nicht bloß ein Gedanke, sondern zugleich auch eine Sache, wie alle Gedanken, die nicht bloße Einbildungen sind.



Die Religion ist meistens nur ein Supplement oder gar ein Surrogat der Bildung, und nichts ist religiös in strengem Sinne, was nicht ein Produkt der Freyheit ist. Man kann also sagen: Je freyer, je religiöser; und je mehr Bildung, je weniger Religion.



Es ist sehr einseitig und anmaßend, daß es grade nur Einen Mittler geben soll. Für den vollkommnen Christen, dem sich in dieser Rücksicht der einzige Spinosa am meisten nähern dürfte, müßte wohl alles Mittler seyn.



dem protestantischen Christenthum vielleicht noch an Urbanitaͤt. Einige biblische Historien in ein Homerisches Epos zu travestiren, andre mit der Offenheit des Herodot und der Strenge des Tacitus im Styl der klassischen Historie darzustellen, oder die ganze Bibel als das Werk Eines Autors zu rezensiren; das wuͤrde allen paradox, vielen aͤrgerlich, einigen doch unschicklich und uͤberfluͤßig scheinen. Aber darf irgend etwas wohl uͤberfluͤßig scheinen, was die Religion liberaler machen koͤnnte?



Da alle Sachen die recht Eins sind, zugleich Drey zu seyn pflegen, so laͤßt sich nicht absehen warum es mit Gott grade anders seyn sollte. Gott ist aber nicht bloß ein Gedanke, sondern zugleich auch eine Sache, wie alle Gedanken, die nicht bloße Einbildungen sind.



Die Religion ist meistens nur ein Supplement oder gar ein Surrogat der Bildung, und nichts ist religioͤs in strengem Sinne, was nicht ein Produkt der Freyheit ist. Man kann also sagen: Je freyer, je religioͤser; und je mehr Bildung, je weniger Religion.



Es ist sehr einseitig und anmaßend, daß es grade nur Einen Mittler geben soll. Fuͤr den vollkommnen Christen, dem sich in dieser Ruͤcksicht der einzige Spinosa am meisten naͤhern duͤrfte, muͤßte wohl alles Mittler seyn.



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[63/0252] dem protestantischen Christenthum vielleicht noch an Urbanitaͤt. Einige biblische Historien in ein Homerisches Epos zu travestiren, andre mit der Offenheit des Herodot und der Strenge des Tacitus im Styl der klassischen Historie darzustellen, oder die ganze Bibel als das Werk Eines Autors zu rezensiren; das wuͤrde allen paradox, vielen aͤrgerlich, einigen doch unschicklich und uͤberfluͤßig scheinen. Aber darf irgend etwas wohl uͤberfluͤßig scheinen, was die Religion liberaler machen koͤnnte? Da alle Sachen die recht Eins sind, zugleich Drey zu seyn pflegen, so laͤßt sich nicht absehen warum es mit Gott grade anders seyn sollte. Gott ist aber nicht bloß ein Gedanke, sondern zugleich auch eine Sache, wie alle Gedanken, die nicht bloße Einbildungen sind. Die Religion ist meistens nur ein Supplement oder gar ein Surrogat der Bildung, und nichts ist religioͤs in strengem Sinne, was nicht ein Produkt der Freyheit ist. Man kann also sagen: Je freyer, je religioͤser; und je mehr Bildung, je weniger Religion. Es ist sehr einseitig und anmaßend, daß es grade nur Einen Mittler geben soll. Fuͤr den vollkommnen Christen, dem sich in dieser Ruͤcksicht der einzige Spinosa am meisten naͤhern duͤrfte, muͤßte wohl alles Mittler seyn.

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Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1798/252>, abgerufen am 22.11.2024.