Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 1. Berlin, 1798.glaubt, während er weit über sich selbst erhoben wird; was nur so ist, als müßte es so seyn, und doch weit mehr als man fodern darf. Mit wohlwollendem Lächeln folgt der heitre Leser Wilhelms gefühlvollen Erinnerungen an die Puppenspiele, welche den neugierigen Knaben mehr beseeligten als alles andre Naschwerk, als er noch jedes Schauspiel und Bilder aller Art, wie sie ihm vorkamen, mit demselben reinen Durste in sich sog, mit welchem der Neugebohrne die süße Nahrung aus der Brust der liebkosenden Mutter empfängt. Sein Glaube macht ihm die gutmüthigen Kindergeschichten von jener Zeit, wo er immer alles zu sehen begehrte, was ihm neu war, und was er gesehn hatte, nun auch gleich zu machen oder nachzumachen versuchte oder strebte, wichtig, ja heilig, seine Liebe mahlt sie mit den reizendsten Farben aus, und seine Hoffnung leiht ihnen die schmeichelhafteste Bedeutung. Eben diese schönen Eigenschaften bilden das Gewebe seines Lieblingsgedankens, von der Bühne herab die Menschen zu erheben, aufzuklären und zu veredeln, und der Schöpfer eines neuen schöneren Zeitalters der vaterländischen Bühne zu werden, für die seine kindliche Neigung, erhöht durch die Jugend und verdoppelt durch die Liebe, in helle Flammen emporschlägt. Wenn die Theilnahme an diesen Gefühlen und Wünschen nicht frey von Besorgniß seyn kann, so ist es dagegen nicht wenig anziehend und ergötzlich, wie Wilhelm auf einer kleinen Reise, auf welche ihn die Väter zum ersten Versuch senden, einem Abentheuer glaubt, waͤhrend er weit uͤber sich selbst erhoben wird; was nur so ist, als muͤßte es so seyn, und doch weit mehr als man fodern darf. Mit wohlwollendem Laͤcheln folgt der heitre Leser Wilhelms gefuͤhlvollen Erinnerungen an die Puppenspiele, welche den neugierigen Knaben mehr beseeligten als alles andre Naschwerk, als er noch jedes Schauspiel und Bilder aller Art, wie sie ihm vorkamen, mit demselben reinen Durste in sich sog, mit welchem der Neugebohrne die suͤße Nahrung aus der Brust der liebkosenden Mutter empfaͤngt. Sein Glaube macht ihm die gutmuͤthigen Kindergeschichten von jener Zeit, wo er immer alles zu sehen begehrte, was ihm neu war, und was er gesehn hatte, nun auch gleich zu machen oder nachzumachen versuchte oder strebte, wichtig, ja heilig, seine Liebe mahlt sie mit den reizendsten Farben aus, und seine Hoffnung leiht ihnen die schmeichelhafteste Bedeutung. Eben diese schoͤnen Eigenschaften bilden das Gewebe seines Lieblingsgedankens, von der Buͤhne herab die Menschen zu erheben, aufzuklaͤren und zu veredeln, und der Schoͤpfer eines neuen schoͤneren Zeitalters der vaterlaͤndischen Buͤhne zu werden, fuͤr die seine kindliche Neigung, erhoͤht durch die Jugend und verdoppelt durch die Liebe, in helle Flammen emporschlaͤgt. Wenn die Theilnahme an diesen Gefuͤhlen und Wuͤnschen nicht frey von Besorgniß seyn kann, so ist es dagegen nicht wenig anziehend und ergoͤtzlich, wie Wilhelm auf einer kleinen Reise, auf welche ihn die Vaͤter zum ersten Versuch senden, einem Abentheuer <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0338" n="149"/> glaubt, waͤhrend er weit uͤber sich selbst erhoben wird; was nur so ist, als muͤßte es so seyn, und doch weit mehr als man fodern darf.</p><lb/> <p>Mit wohlwollendem Laͤcheln folgt der heitre Leser Wilhelms gefuͤhlvollen Erinnerungen an die Puppenspiele, welche den neugierigen Knaben mehr beseeligten als alles andre Naschwerk, als er noch jedes Schauspiel und Bilder aller Art, wie sie ihm vorkamen, mit demselben reinen Durste in sich sog, mit welchem der Neugebohrne die suͤße Nahrung aus der Brust der liebkosenden Mutter empfaͤngt. Sein Glaube macht ihm die gutmuͤthigen Kindergeschichten von jener Zeit, wo er immer alles zu sehen begehrte, was ihm neu war, und was er gesehn hatte, nun auch gleich zu machen oder nachzumachen versuchte oder strebte, wichtig, ja heilig, seine Liebe mahlt sie mit den reizendsten Farben aus, und seine Hoffnung leiht ihnen die schmeichelhafteste Bedeutung. Eben diese schoͤnen Eigenschaften bilden das Gewebe seines Lieblingsgedankens, von der Buͤhne herab die Menschen zu erheben, aufzuklaͤren und zu veredeln, und der Schoͤpfer eines neuen schoͤneren Zeitalters der vaterlaͤndischen Buͤhne zu werden, fuͤr die seine kindliche Neigung, erhoͤht durch die Jugend und verdoppelt durch die Liebe, in helle Flammen emporschlaͤgt. Wenn die Theilnahme an diesen Gefuͤhlen und Wuͤnschen nicht frey von Besorgniß seyn kann, so ist es dagegen nicht wenig anziehend und ergoͤtzlich, wie Wilhelm auf einer kleinen Reise, auf welche ihn die Vaͤter zum ersten Versuch senden, einem Abentheuer<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [149/0338]
glaubt, waͤhrend er weit uͤber sich selbst erhoben wird; was nur so ist, als muͤßte es so seyn, und doch weit mehr als man fodern darf.
Mit wohlwollendem Laͤcheln folgt der heitre Leser Wilhelms gefuͤhlvollen Erinnerungen an die Puppenspiele, welche den neugierigen Knaben mehr beseeligten als alles andre Naschwerk, als er noch jedes Schauspiel und Bilder aller Art, wie sie ihm vorkamen, mit demselben reinen Durste in sich sog, mit welchem der Neugebohrne die suͤße Nahrung aus der Brust der liebkosenden Mutter empfaͤngt. Sein Glaube macht ihm die gutmuͤthigen Kindergeschichten von jener Zeit, wo er immer alles zu sehen begehrte, was ihm neu war, und was er gesehn hatte, nun auch gleich zu machen oder nachzumachen versuchte oder strebte, wichtig, ja heilig, seine Liebe mahlt sie mit den reizendsten Farben aus, und seine Hoffnung leiht ihnen die schmeichelhafteste Bedeutung. Eben diese schoͤnen Eigenschaften bilden das Gewebe seines Lieblingsgedankens, von der Buͤhne herab die Menschen zu erheben, aufzuklaͤren und zu veredeln, und der Schoͤpfer eines neuen schoͤneren Zeitalters der vaterlaͤndischen Buͤhne zu werden, fuͤr die seine kindliche Neigung, erhoͤht durch die Jugend und verdoppelt durch die Liebe, in helle Flammen emporschlaͤgt. Wenn die Theilnahme an diesen Gefuͤhlen und Wuͤnschen nicht frey von Besorgniß seyn kann, so ist es dagegen nicht wenig anziehend und ergoͤtzlich, wie Wilhelm auf einer kleinen Reise, auf welche ihn die Vaͤter zum ersten Versuch senden, einem Abentheuer
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |