Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 1. Berlin, 1798.Grieche. Niemals als vor dem schließenden s mit den wenigen, die sich leicht damit vereinigen lassen:als, aps, phalagx. Klopstock führt verschiedne, unstatthafte Beyspiele von Wörtern an, die wir durch mehr als einen Mitlaut endigen sollen: pant', bask', amph'; der Apostroph hängt sie so genau mit dem nächsten Worte zusammen, daß sie eigentlich gar nicht mehr schließen, und daß der letzte Konsonant mit dem anfangenden Vokal des nächsten Wortes ausgesprochen wird. Deutscher. "Wir schließen wie ihr am gewöhnlichsten mit dem sanften N." Grieche. Und werdet dadurch einförmig, weil ihr nicht so wie wir mancherley Vokale, sondern immer das unbedeutende E vorangehn laßt. Doch wir reden jetzt nicht vom Tönenden sondern vom Fließenden des Wohlklangs. Wir schließen außer dem n, nur noch häufig mit dem s, und selten mit k und r. Jhr schließt mit diesen und mit welchen nicht? Aber nicht nur mit allen einzelnen sondern mit dreyen, vieren, fünfen: Furcht, stürzt, Herbst, stampfst; auch nach Gelegenheit mit zweyen, die für sechse gelten können: Kopf. Deutscher. "Diese endenden Mitlaute werden von einem Deutschen sehr schnell ausgesprochen." Grieche. Das ist Sache der Noth: der vorhergehende Vokal würde sonst gänzlich verhallen, ehe man damit fertig wäre. Aber desto schlimmer, denn je mehr ihr eilen müßt, um so mehr drängen sich die streitenden Bewegungen der Organe. Grieche. Niemals als vor dem schließenden ς mit den wenigen, die sich leicht damit vereinigen lassen:ἅλς, ἄψ, φάλαγξ. Klopstock fuͤhrt verschiedne, unstatthafte Beyspiele von Woͤrtern an, die wir durch mehr als einen Mitlaut endigen sollen: πάντ᾽, βάςκ᾽, ἄμφ᾽; der Apostroph haͤngt sie so genau mit dem naͤchsten Worte zusammen, daß sie eigentlich gar nicht mehr schließen, und daß der letzte Konsonant mit dem anfangenden Vokal des naͤchsten Wortes ausgesprochen wird. Deutscher. „Wir schließen wie ihr am gewoͤhnlichsten mit dem sanften N.“ Grieche. Und werdet dadurch einfoͤrmig, weil ihr nicht so wie wir mancherley Vokale, sondern immer das unbedeutende E vorangehn laßt. Doch wir reden jetzt nicht vom Toͤnenden sondern vom Fließenden des Wohlklangs. Wir schließen außer dem ν, nur noch haͤufig mit dem ς, und selten mit κ und ρ. Jhr schließt mit diesen und mit welchen nicht? Aber nicht nur mit allen einzelnen sondern mit dreyen, vieren, fuͤnfen: Furcht, stuͤrzt, Herbst, stampfst; auch nach Gelegenheit mit zweyen, die fuͤr sechse gelten koͤnnen: Kopf. Deutscher. „Diese endenden Mitlaute werden von einem Deutschen sehr schnell ausgesprochen.“ Grieche. Das ist Sache der Noth: der vorhergehende Vokal wuͤrde sonst gaͤnzlich verhallen, ehe man damit fertig waͤre. Aber desto schlimmer, denn je mehr ihr eilen muͤßt, um so mehr draͤngen sich die streitenden Bewegungen der Organe. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0037" n="26"/> <p><hi rendition="#g">Grieche.</hi> Niemals als vor dem schließenden ς mit den wenigen, die sich leicht damit vereinigen lassen:<foreign xml:lang="el">ἅλς, ἄψ, φάλαγξ</foreign>. Klopstock fuͤhrt verschiedne, unstatthafte Beyspiele von Woͤrtern an, die wir durch mehr als einen Mitlaut endigen sollen: <foreign xml:lang="el">πάντ᾽, βάςκ᾽, ἄμφ᾽</foreign>; der Apostroph haͤngt sie so genau mit dem naͤchsten Worte zusammen, daß sie eigentlich gar nicht mehr schließen, und daß der letzte Konsonant mit dem anfangenden Vokal des naͤchsten Wortes ausgesprochen wird.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Deutscher.</hi> „Wir schließen wie ihr am gewoͤhnlichsten mit dem sanften N.“</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Grieche.</hi> Und werdet dadurch einfoͤrmig, weil ihr nicht so wie wir mancherley Vokale, sondern immer das unbedeutende E vorangehn laßt. Doch wir reden jetzt nicht vom Toͤnenden sondern vom Fließenden des Wohlklangs. Wir schließen außer dem <foreign xml:lang="el">ν</foreign>, nur noch haͤufig mit dem <foreign xml:lang="el">ς</foreign>, und selten mit <foreign xml:lang="el">κ</foreign> und <foreign xml:lang="el">ρ</foreign>. Jhr schließt mit diesen und mit welchen nicht? Aber nicht nur mit allen einzelnen sondern mit dreyen, vieren, fuͤnfen: <hi rendition="#g">Furcht, stuͤrzt, Herbst, stampfst;</hi> auch nach Gelegenheit mit zweyen, die fuͤr sechse gelten koͤnnen: <hi rendition="#g">Kopf.</hi></p><lb/> <p><hi rendition="#g">Deutscher.</hi> „Diese endenden Mitlaute werden von einem Deutschen sehr schnell ausgesprochen.“</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Grieche.</hi> Das ist Sache der Noth: der vorhergehende Vokal wuͤrde sonst gaͤnzlich verhallen, ehe man damit fertig waͤre. Aber desto schlimmer, denn je mehr ihr eilen muͤßt, um so mehr draͤngen sich die streitenden Bewegungen der Organe.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [26/0037]
Grieche. Niemals als vor dem schließenden ς mit den wenigen, die sich leicht damit vereinigen lassen:ἅλς, ἄψ, φάλαγξ. Klopstock fuͤhrt verschiedne, unstatthafte Beyspiele von Woͤrtern an, die wir durch mehr als einen Mitlaut endigen sollen: πάντ᾽, βάςκ᾽, ἄμφ᾽; der Apostroph haͤngt sie so genau mit dem naͤchsten Worte zusammen, daß sie eigentlich gar nicht mehr schließen, und daß der letzte Konsonant mit dem anfangenden Vokal des naͤchsten Wortes ausgesprochen wird.
Deutscher. „Wir schließen wie ihr am gewoͤhnlichsten mit dem sanften N.“
Grieche. Und werdet dadurch einfoͤrmig, weil ihr nicht so wie wir mancherley Vokale, sondern immer das unbedeutende E vorangehn laßt. Doch wir reden jetzt nicht vom Toͤnenden sondern vom Fließenden des Wohlklangs. Wir schließen außer dem ν, nur noch haͤufig mit dem ς, und selten mit κ und ρ. Jhr schließt mit diesen und mit welchen nicht? Aber nicht nur mit allen einzelnen sondern mit dreyen, vieren, fuͤnfen: Furcht, stuͤrzt, Herbst, stampfst; auch nach Gelegenheit mit zweyen, die fuͤr sechse gelten koͤnnen: Kopf.
Deutscher. „Diese endenden Mitlaute werden von einem Deutschen sehr schnell ausgesprochen.“
Grieche. Das ist Sache der Noth: der vorhergehende Vokal wuͤrde sonst gaͤnzlich verhallen, ehe man damit fertig waͤre. Aber desto schlimmer, denn je mehr ihr eilen muͤßt, um so mehr draͤngen sich die streitenden Bewegungen der Organe.
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