Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 1. Berlin, 1798.Französischen und Lateinischen Ausdrücke im Deutschen beybehält, gezeigt, welchen Eindruck das machen muß. Engländer. Freylich ist unsre Sprache aus fremdartigen Bestandtheilen erwachsen, aber sie sind so amalgamirt, daß man den verschiednen Ursprung derselben gar nicht einmal bemerkt. Deutscher. "Das thut nichts, dadurch wird dem Unedlen der Mischung nicht abgeholfen." Engländer. Hältst du entkörpern für ein edles Wort? Deutscher. Allerdings. Engländer. Wenn nun jemand, wo es in einem eurer Dichter vorkommt, entkorporiren setzte? Oder gar statt, "der Lorbeer krönt ihn," der Laurusbeer koronirt ihn? Würde dadurch nicht die ganze Sache verändert? Dennoch hat es mit jener Übersetzung aus Milton ungefähr diese Bewandtniß. Deutscher. Die späteren verwerflichen Einmischungen der Gelehrten und Weltleute abgerechnet, enthält das Deutsche wenig fremde Wörter. Es ist eine ursprüngliche und reine Sprache. Grieche. Das Ursprüngliche ist mehr, als ich von der Hellenischen zu rühmen wage. Römer. Und was das Reine betrifft, so weiß ich bessern Bescheid zu geben. Deutscher. Nun ja, die Ausdrücke, welche Römer. Nicht doch! Jhr könnt ohne unsre Franzoͤsischen und Lateinischen Ausdruͤcke im Deutschen beybehaͤlt, gezeigt, welchen Eindruck das machen muß. Englaͤnder. Freylich ist unsre Sprache aus fremdartigen Bestandtheilen erwachsen, aber sie sind so amalgamirt, daß man den verschiednen Ursprung derselben gar nicht einmal bemerkt. Deutscher. „Das thut nichts, dadurch wird dem Unedlen der Mischung nicht abgeholfen.“ Englaͤnder. Haͤltst du entkoͤrpern fuͤr ein edles Wort? Deutscher. Allerdings. Englaͤnder. Wenn nun jemand, wo es in einem eurer Dichter vorkommt, entkorporiren setzte? Oder gar statt, „der Lorbeer kroͤnt ihn,“ der Laurusbeer koronirt ihn? Wuͤrde dadurch nicht die ganze Sache veraͤndert? Dennoch hat es mit jener Übersetzung aus Milton ungefaͤhr diese Bewandtniß. Deutscher. Die spaͤteren verwerflichen Einmischungen der Gelehrten und Weltleute abgerechnet, enthaͤlt das Deutsche wenig fremde Woͤrter. Es ist eine urspruͤngliche und reine Sprache. Grieche. Das Urspruͤngliche ist mehr, als ich von der Hellenischen zu ruͤhmen wage. Roͤmer. Und was das Reine betrifft, so weiß ich bessern Bescheid zu geben. Deutscher. Nun ja, die Ausdruͤcke, welche Roͤmer. Nicht doch! Jhr koͤnnt ohne unsre <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0076" n="65"/> Franzoͤsischen und Lateinischen Ausdruͤcke im Deutschen beybehaͤlt, gezeigt, welchen Eindruck das machen muß.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Englaͤnder</hi>. Freylich ist unsre Sprache aus fremdartigen Bestandtheilen erwachsen, aber sie sind so amalgamirt, daß man den verschiednen Ursprung derselben gar nicht einmal bemerkt.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Deutscher.</hi> „Das thut nichts, dadurch wird dem Unedlen der Mischung nicht abgeholfen.“</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Englaͤnder</hi>. Haͤltst du <hi rendition="#g">entkoͤrpern</hi> fuͤr ein edles Wort?</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Deutscher</hi>. Allerdings. </p><lb/> <p><hi rendition="#g">Englaͤnder</hi>. Wenn nun jemand, wo es in einem eurer Dichter vorkommt, <hi rendition="#g">entkorporiren</hi> setzte? Oder gar statt, „der Lorbeer kroͤnt ihn,“ <hi rendition="#g"> der Laurusbeer koronirt ihn?</hi> Wuͤrde dadurch nicht die ganze Sache veraͤndert? Dennoch hat es mit jener Übersetzung aus Milton ungefaͤhr diese Bewandtniß.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Deutscher</hi>. Die spaͤteren verwerflichen Einmischungen der Gelehrten und Weltleute abgerechnet, enthaͤlt das Deutsche wenig fremde Woͤrter. Es ist eine urspruͤngliche und reine Sprache.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Grieche</hi>. Das Urspruͤngliche ist mehr, als ich von der Hellenischen zu ruͤhmen wage.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Roͤmer</hi>. Und was das Reine betrifft, so weiß ich bessern Bescheid zu geben.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Deutscher</hi>. Nun ja, die Ausdruͤcke, welche<lb/> auf den Religionsdienst Bezug haben, brachten freylich die Lateinischen Priester mit.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Roͤmer</hi>. Nicht doch! Jhr koͤnnt ohne unsre<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [65/0076]
Franzoͤsischen und Lateinischen Ausdruͤcke im Deutschen beybehaͤlt, gezeigt, welchen Eindruck das machen muß.
Englaͤnder. Freylich ist unsre Sprache aus fremdartigen Bestandtheilen erwachsen, aber sie sind so amalgamirt, daß man den verschiednen Ursprung derselben gar nicht einmal bemerkt.
Deutscher. „Das thut nichts, dadurch wird dem Unedlen der Mischung nicht abgeholfen.“
Englaͤnder. Haͤltst du entkoͤrpern fuͤr ein edles Wort?
Deutscher. Allerdings.
Englaͤnder. Wenn nun jemand, wo es in einem eurer Dichter vorkommt, entkorporiren setzte? Oder gar statt, „der Lorbeer kroͤnt ihn,“ der Laurusbeer koronirt ihn? Wuͤrde dadurch nicht die ganze Sache veraͤndert? Dennoch hat es mit jener Übersetzung aus Milton ungefaͤhr diese Bewandtniß.
Deutscher. Die spaͤteren verwerflichen Einmischungen der Gelehrten und Weltleute abgerechnet, enthaͤlt das Deutsche wenig fremde Woͤrter. Es ist eine urspruͤngliche und reine Sprache.
Grieche. Das Urspruͤngliche ist mehr, als ich von der Hellenischen zu ruͤhmen wage.
Roͤmer. Und was das Reine betrifft, so weiß ich bessern Bescheid zu geben.
Deutscher. Nun ja, die Ausdruͤcke, welche
auf den Religionsdienst Bezug haben, brachten freylich die Lateinischen Priester mit.
Roͤmer. Nicht doch! Jhr koͤnnt ohne unsre
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |