Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 1. Berlin, 1798.Das Jndividuum interessirt nur, daher ist alles Klassische nicht individuell. Der wahre Brief ist seiner Natur nach poetisch. Witz, als Prinzip der Verwandtschaften ist zugleich das menstruum universale. Witzige Vermischungen sind z. B. Jude und Kosmopolit, Kindheit und Weisheit, Räuberey und Edelmuth, Tugend und Hetärie, Üeberfluß und Mangel an Urtheilskraft in der Naivetät und so fort ins Unendliche. Der Mensch erscheint am würdigsten, wenn sein erster Eindruck der Eindruck eines absolut witzigen Einfalls ist: nemlich Geist und bestimmtes Jndividuum zugleich zu seyn. Einen jeden vorzüglichen Menschen muß gleichsam ein Geist zu durchschweben scheinen, der die sichtbare Erscheinung idealisch parodirt. Bey manchen Menschen ist es als ob dieser Geist der sichtbaren Erscheinung ein Gesicht schnitte. Gesellschaftstrieb ist Organisationstrieb. Durch diese geistige Assimilazion entsteht oft aus gemeinen Bestandtheilen eine gute Gesellschaft um einen geistvollen Menschen her. Das Jnteressante ist die Materie, die sich um die Schönheit bewegt. Wo Geist und Schönheit ist, Das Jndividuum interessirt nur, daher ist alles Klassische nicht individuell. Der wahre Brief ist seiner Natur nach poetisch. Witz, als Prinzip der Verwandtschaften ist zugleich das menstruum universale. Witzige Vermischungen sind z. B. Jude und Kosmopolit, Kindheit und Weisheit, Raͤuberey und Edelmuth, Tugend und Hetaͤrie, Üeberfluß und Mangel an Urtheilskraft in der Naivetaͤt und so fort ins Unendliche. Der Mensch erscheint am wuͤrdigsten, wenn sein erster Eindruck der Eindruck eines absolut witzigen Einfalls ist: nemlich Geist und bestimmtes Jndividuum zugleich zu seyn. Einen jeden vorzuͤglichen Menschen muß gleichsam ein Geist zu durchschweben scheinen, der die sichtbare Erscheinung idealisch parodirt. Bey manchen Menschen ist es als ob dieser Geist der sichtbaren Erscheinung ein Gesicht schnitte. Gesellschaftstrieb ist Organisationstrieb. Durch diese geistige Assimilazion entsteht oft aus gemeinen Bestandtheilen eine gute Gesellschaft um einen geistvollen Menschen her. Das Jnteressante ist die Materie, die sich um die Schoͤnheit bewegt. Wo Geist und Schoͤnheit ist, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0097" n="86"/> <p>Das Jndividuum interessirt nur, daher ist alles Klassische nicht individuell.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Der wahre Brief ist seiner Natur nach poetisch.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Witz, als Prinzip der Verwandtschaften ist zugleich das <foreign xml:lang="la">menstruum universale</foreign>. Witzige Vermischungen sind z. B. Jude und Kosmopolit, Kindheit und Weisheit, Raͤuberey und Edelmuth, Tugend und Hetaͤrie, Üeberfluß und Mangel an Urtheilskraft in der Naivetaͤt und so fort ins Unendliche.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Der Mensch erscheint am wuͤrdigsten, wenn sein erster Eindruck der Eindruck eines absolut witzigen Einfalls ist: nemlich Geist und bestimmtes Jndividuum zugleich zu seyn. Einen jeden vorzuͤglichen Menschen muß gleichsam ein Geist zu durchschweben scheinen, der die sichtbare Erscheinung idealisch parodirt. Bey manchen Menschen ist es als ob dieser Geist der sichtbaren Erscheinung ein Gesicht schnitte.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Gesellschaftstrieb ist Organisationstrieb. Durch diese geistige Assimilazion entsteht oft aus gemeinen Bestandtheilen eine gute Gesellschaft um einen geistvollen Menschen her.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Das Jnteressante ist die Materie, die sich um die Schoͤnheit bewegt. Wo Geist und Schoͤnheit ist,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [86/0097]
Das Jndividuum interessirt nur, daher ist alles Klassische nicht individuell.
Der wahre Brief ist seiner Natur nach poetisch.
Witz, als Prinzip der Verwandtschaften ist zugleich das menstruum universale. Witzige Vermischungen sind z. B. Jude und Kosmopolit, Kindheit und Weisheit, Raͤuberey und Edelmuth, Tugend und Hetaͤrie, Üeberfluß und Mangel an Urtheilskraft in der Naivetaͤt und so fort ins Unendliche.
Der Mensch erscheint am wuͤrdigsten, wenn sein erster Eindruck der Eindruck eines absolut witzigen Einfalls ist: nemlich Geist und bestimmtes Jndividuum zugleich zu seyn. Einen jeden vorzuͤglichen Menschen muß gleichsam ein Geist zu durchschweben scheinen, der die sichtbare Erscheinung idealisch parodirt. Bey manchen Menschen ist es als ob dieser Geist der sichtbaren Erscheinung ein Gesicht schnitte.
Gesellschaftstrieb ist Organisationstrieb. Durch diese geistige Assimilazion entsteht oft aus gemeinen Bestandtheilen eine gute Gesellschaft um einen geistvollen Menschen her.
Das Jnteressante ist die Materie, die sich um die Schoͤnheit bewegt. Wo Geist und Schoͤnheit ist,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |