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Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799.

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Die Furcht vor dem, was die sogenannte Welt dazu sagen möchte, wird Dich schwerlich davon abhalten können. Denn Du weißt es zu gut, wie leicht es ist, unbemerkt und ungestört in ihr vortrefflich zu seyn, und Du würdest es im Nothfalle nicht scheuen, Dich ihr mit einfacher Freymüthigkeit zu zeigen, wie Du bist. Auch hoffe ich mit Zuversicht, daß Du nicht von dem Gedanken angesteckt seyst, welcher so mancher zierlichen Frau eine geheime Scheu vor Wissenschaften und selbst vor Künsten und vor allem einflößt, was nur jemals die Gelehrsamkeit berührt hat. Jch meyne die Besorgniß, durch diesen Gewinn von geistiger Ausbildung an der sittlichen Unschuld und besonders an der Weiblichkeit Schaden zu leiden; als wenn eben das, was ganze Nationen wie man sagt weibisch macht, die Weiber zu männlich machen könnte. Eine Besorgniß, die mir eben so ungegründet als unmännlich zu seyn scheint! Denn wo einmal Weiblichkeit vorhanden ist, giebts wohl keinen Augenblick, in dem sie nicht die Besitzerin an ihr Daseyn erinnerte. Besonders wenn man ein ganzes ungetheiltes Daseyn gewohnt ist wie Du.

Jch erinnere mich eben sehr lebhaft an meine dreiste Behauptung, daß Philosophie den Frauen unentbehrlich sey, weil es für sie keine andere Tugend gebe, als Religion, zu der sie nur durch Philosophie gelangen könnten. Jch versprach Dir damals, diesen Gedanken, wie mans nennt, zu beweisen, oder etwas vollständiger auszuführen, als es im Gespräche geschehen kann. Jch

Die Furcht vor dem, was die sogenannte Welt dazu sagen moͤchte, wird Dich schwerlich davon abhalten koͤnnen. Denn Du weißt es zu gut, wie leicht es ist, unbemerkt und ungestoͤrt in ihr vortrefflich zu seyn, und Du wuͤrdest es im Nothfalle nicht scheuen, Dich ihr mit einfacher Freymuͤthigkeit zu zeigen, wie Du bist. Auch hoffe ich mit Zuversicht, daß Du nicht von dem Gedanken angesteckt seyst, welcher so mancher zierlichen Frau eine geheime Scheu vor Wissenschaften und selbst vor Kuͤnsten und vor allem einfloͤßt, was nur jemals die Gelehrsamkeit beruͤhrt hat. Jch meyne die Besorgniß, durch diesen Gewinn von geistiger Ausbildung an der sittlichen Unschuld und besonders an der Weiblichkeit Schaden zu leiden; als wenn eben das, was ganze Nationen wie man sagt weibisch macht, die Weiber zu maͤnnlich machen koͤnnte. Eine Besorgniß, die mir eben so ungegruͤndet als unmaͤnnlich zu seyn scheint! Denn wo einmal Weiblichkeit vorhanden ist, giebts wohl keinen Augenblick, in dem sie nicht die Besitzerin an ihr Daseyn erinnerte. Besonders wenn man ein ganzes ungetheiltes Daseyn gewohnt ist wie Du.

Jch erinnere mich eben sehr lebhaft an meine dreiste Behauptung, daß Philosophie den Frauen unentbehrlich sey, weil es fuͤr sie keine andere Tugend gebe, als Religion, zu der sie nur durch Philosophie gelangen koͤnnten. Jch versprach Dir damals, diesen Gedanken, wie mans nennt, zu beweisen, oder etwas vollstaͤndiger auszufuͤhren, als es im Gespraͤche geschehen kann. Jch

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[2/0010] Die Furcht vor dem, was die sogenannte Welt dazu sagen moͤchte, wird Dich schwerlich davon abhalten koͤnnen. Denn Du weißt es zu gut, wie leicht es ist, unbemerkt und ungestoͤrt in ihr vortrefflich zu seyn, und Du wuͤrdest es im Nothfalle nicht scheuen, Dich ihr mit einfacher Freymuͤthigkeit zu zeigen, wie Du bist. Auch hoffe ich mit Zuversicht, daß Du nicht von dem Gedanken angesteckt seyst, welcher so mancher zierlichen Frau eine geheime Scheu vor Wissenschaften und selbst vor Kuͤnsten und vor allem einfloͤßt, was nur jemals die Gelehrsamkeit beruͤhrt hat. Jch meyne die Besorgniß, durch diesen Gewinn von geistiger Ausbildung an der sittlichen Unschuld und besonders an der Weiblichkeit Schaden zu leiden; als wenn eben das, was ganze Nationen wie man sagt weibisch macht, die Weiber zu maͤnnlich machen koͤnnte. Eine Besorgniß, die mir eben so ungegruͤndet als unmaͤnnlich zu seyn scheint! Denn wo einmal Weiblichkeit vorhanden ist, giebts wohl keinen Augenblick, in dem sie nicht die Besitzerin an ihr Daseyn erinnerte. Besonders wenn man ein ganzes ungetheiltes Daseyn gewohnt ist wie Du. Jch erinnere mich eben sehr lebhaft an meine dreiste Behauptung, daß Philosophie den Frauen unentbehrlich sey, weil es fuͤr sie keine andere Tugend gebe, als Religion, zu der sie nur durch Philosophie gelangen koͤnnten. Jch versprach Dir damals, diesen Gedanken, wie mans nennt, zu beweisen, oder etwas vollstaͤndiger auszufuͤhren, als es im Gespraͤche geschehen kann. Jch

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Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1799/10>, abgerufen am 23.11.2024.