Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799.nach fesselnden Vorbildern, sondern nach eigner Lust und Liebe darzustellen versuchte. Er verstand sich besser darauf, was zur Würde des Menschen, Paul was zum Glanz und der Herrlichkeit der Mahlerey gehört. Der letzte blieb zu sehr bey der Oberfläche stehen: es war ihm weniger um den Ausdruck, als um die Gestalt, und weniger um die Gestalt, als um die Kleidung zu thun. Aber wie er auch kleidete! Er ist doch noch etwas mehr als ein Mahler für putzliebende Damen, die von seinen Trachten, ob sie schon drittehalb hundert Jahre alt sind, manches benutzen könnten. Wenn man den steifen Anzug von Tizians Frauen mit seinen Kleidungen vergleicht, so muß man entweder annehmen, daß die Mode, die damals noch nicht so veränderlich herrschte, in einem kurzen Zeitraume um ein beträchtliches geschmackvoller geworden war, oder daß Paul Veronese ihre Reize mit einem andern mahlerischen Geist auffaßte." Reinhold. Ey, ey! wie stehts mit dem Versprechen nicht eigentlich Urtheile zu fällen? Gegen Waller waren Sie darin noch bescheiden, Louise. Louise. Er hat sich das bey seiner kritischen Profession so angewöhnt. Jndessen geht er doch in so fern nicht über seine Befugniß hinaus, daß seine Bemerkungen und sein Tadel des Rubens und Poussin meistens das betreffen, was in den Kunstbüchern selbst der poetische Theil genannt wird. Wallers. Hier sind noch ein paar kleinere Stücke, wo möglich ganz Beschreibung. nach fesselnden Vorbildern, sondern nach eigner Lust und Liebe darzustellen versuchte. Er verstand sich besser darauf, was zur Wuͤrde des Menschen, Paul was zum Glanz und der Herrlichkeit der Mahlerey gehoͤrt. Der letzte blieb zu sehr bey der Oberflaͤche stehen: es war ihm weniger um den Ausdruck, als um die Gestalt, und weniger um die Gestalt, als um die Kleidung zu thun. Aber wie er auch kleidete! Er ist doch noch etwas mehr als ein Mahler fuͤr putzliebende Damen, die von seinen Trachten, ob sie schon drittehalb hundert Jahre alt sind, manches benutzen koͤnnten. Wenn man den steifen Anzug von Tizians Frauen mit seinen Kleidungen vergleicht, so muß man entweder annehmen, daß die Mode, die damals noch nicht so veraͤnderlich herrschte, in einem kurzen Zeitraume um ein betraͤchtliches geschmackvoller geworden war, oder daß Paul Veronese ihre Reize mit einem andern mahlerischen Geist auffaßte.” Reinhold. Ey, ey! wie stehts mit dem Versprechen nicht eigentlich Urtheile zu faͤllen? Gegen Waller waren Sie darin noch bescheiden, Louise. Louise. Er hat sich das bey seiner kritischen Profession so angewoͤhnt. Jndessen geht er doch in so fern nicht uͤber seine Befugniß hinaus, daß seine Bemerkungen und sein Tadel des Rubens und Poussin meistens das betreffen, was in den Kunstbuͤchern selbst der poetische Theil genannt wird. Wallers. Hier sind noch ein paar kleinere Stuͤcke, wo moͤglich ganz Beschreibung. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0128" n="120"/> nach fesselnden Vorbildern, sondern nach eigner Lust und Liebe darzustellen versuchte. Er verstand sich besser darauf, was zur Wuͤrde des Menschen, Paul was zum Glanz und der Herrlichkeit der Mahlerey gehoͤrt. Der letzte blieb zu sehr bey der Oberflaͤche stehen: es war ihm weniger um den Ausdruck, als um die Gestalt, und weniger um die Gestalt, als um die Kleidung zu thun. Aber wie er auch kleidete! Er ist doch noch etwas mehr als ein Mahler fuͤr putzliebende Damen, die von seinen Trachten, ob sie schon drittehalb hundert Jahre alt sind, manches benutzen koͤnnten. Wenn man den steifen Anzug von Tizians Frauen mit seinen Kleidungen vergleicht, so muß man entweder annehmen, daß die Mode, die damals noch nicht so veraͤnderlich herrschte, in einem kurzen Zeitraume um ein betraͤchtliches geschmackvoller geworden war, oder daß Paul Veronese ihre Reize mit einem andern mahlerischen Geist auffaßte.”</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Reinhold</hi>. Ey, ey! wie stehts mit dem Versprechen nicht eigentlich Urtheile zu faͤllen? Gegen Waller waren Sie darin noch bescheiden, Louise.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Louise</hi>. Er hat sich das bey seiner kritischen Profession so angewoͤhnt. Jndessen geht er doch in so fern nicht uͤber seine Befugniß hinaus, daß seine Bemerkungen und sein Tadel des Rubens und Poussin meistens das betreffen, was in den Kunstbuͤchern selbst der poetische Theil genannt wird.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Wallers</hi>. Hier sind noch ein paar kleinere Stuͤcke, wo moͤglich ganz Beschreibung.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [120/0128]
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Reinhold. Ey, ey! wie stehts mit dem Versprechen nicht eigentlich Urtheile zu faͤllen? Gegen Waller waren Sie darin noch bescheiden, Louise.
Louise. Er hat sich das bey seiner kritischen Profession so angewoͤhnt. Jndessen geht er doch in so fern nicht uͤber seine Befugniß hinaus, daß seine Bemerkungen und sein Tadel des Rubens und Poussin meistens das betreffen, was in den Kunstbuͤchern selbst der poetische Theil genannt wird.
Wallers. Hier sind noch ein paar kleinere Stuͤcke, wo moͤglich ganz Beschreibung.
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