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Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799.

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"Joseph und Potiphars Frau von Cignani. Beyde Figuren nur bis zu den Knieen: der enge Raum des achteckigen Bildes ist schicklich gewählt, um die Bedrängniß des keuschen Jünglings in einer solchen Nähe fühlbar zu machen. Potiphars Frau sitzt links auf Polstern eines Ruhbettes, ihr Oberleib unbekleidet; über den Hüften umgiebt sie lose ein bläulichtes mit goldnen Blumen gesticktes Gewand, und zieht sich um das rechte sichtbare Knie anschließender zusammen. Jhr vorgebeugter Leib nähert sich diesem; beyde Arme sind ganz ausgestreckt: der linke hinter Joseph kommt an seiner linken Schulter nur mit den Fingern, welche sie halten, zum Vorschein; der rechte greift in seinen rothen Mantel über dem dunkelblauen Gewande, der aber schon heruntergefallen nur noch über einem Arme hängt. Das Nackte an ihr ist üppig, aber nicht von schönen Formen, die Brüste zeigen sich in einer ungünstigen Lage, durch die heftigen Bewegungen der Arme zusammengedrängt. Jm Taumel der Begierde vergißt sie sogar der Sorge für ihren Reiz, auf die sie sich sonst, nach dem buhlerischen Gesicht zu urtheilen, wohl versteht. Eine entschiedne kecke Brünette, keine Spur von weiblicher Scheu, die sie zurückhalten könnte; sie ist ganz auf ihren entfliehenden Raub gerichtet. Jhr schwarzes, nicht lockiges Haar ist vorn gescheitelt, und hinten zusammen gebunden, eine breite goldne Schnur durchschlingt es ein paarmal. Die aufgeworfne Nase, das runde vortretende Knie, die starken Lippen des geöffneten Mundes, alles deutet auf

“Joseph und Potiphars Frau von Cignani. Beyde Figuren nur bis zu den Knieen: der enge Raum des achteckigen Bildes ist schicklich gewaͤhlt, um die Bedraͤngniß des keuschen Juͤnglings in einer solchen Naͤhe fuͤhlbar zu machen. Potiphars Frau sitzt links auf Polstern eines Ruhbettes, ihr Oberleib unbekleidet; uͤber den Huͤften umgiebt sie lose ein blaͤulichtes mit goldnen Blumen gesticktes Gewand, und zieht sich um das rechte sichtbare Knie anschließender zusammen. Jhr vorgebeugter Leib naͤhert sich diesem; beyde Arme sind ganz ausgestreckt: der linke hinter Joseph kommt an seiner linken Schulter nur mit den Fingern, welche sie halten, zum Vorschein; der rechte greift in seinen rothen Mantel uͤber dem dunkelblauen Gewande, der aber schon heruntergefallen nur noch uͤber einem Arme haͤngt. Das Nackte an ihr ist uͤppig, aber nicht von schoͤnen Formen, die Bruͤste zeigen sich in einer unguͤnstigen Lage, durch die heftigen Bewegungen der Arme zusammengedraͤngt. Jm Taumel der Begierde vergißt sie sogar der Sorge fuͤr ihren Reiz, auf die sie sich sonst, nach dem buhlerischen Gesicht zu urtheilen, wohl versteht. Eine entschiedne kecke Bruͤnette, keine Spur von weiblicher Scheu, die sie zuruͤckhalten koͤnnte; sie ist ganz auf ihren entfliehenden Raub gerichtet. Jhr schwarzes, nicht lockiges Haar ist vorn gescheitelt, und hinten zusammen gebunden, eine breite goldne Schnur durchschlingt es ein paarmal. Die aufgeworfne Nase, das runde vortretende Knie, die starken Lippen des geoͤffneten Mundes, alles deutet auf

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[121/0129] “Joseph und Potiphars Frau von Cignani. Beyde Figuren nur bis zu den Knieen: der enge Raum des achteckigen Bildes ist schicklich gewaͤhlt, um die Bedraͤngniß des keuschen Juͤnglings in einer solchen Naͤhe fuͤhlbar zu machen. Potiphars Frau sitzt links auf Polstern eines Ruhbettes, ihr Oberleib unbekleidet; uͤber den Huͤften umgiebt sie lose ein blaͤulichtes mit goldnen Blumen gesticktes Gewand, und zieht sich um das rechte sichtbare Knie anschließender zusammen. Jhr vorgebeugter Leib naͤhert sich diesem; beyde Arme sind ganz ausgestreckt: der linke hinter Joseph kommt an seiner linken Schulter nur mit den Fingern, welche sie halten, zum Vorschein; der rechte greift in seinen rothen Mantel uͤber dem dunkelblauen Gewande, der aber schon heruntergefallen nur noch uͤber einem Arme haͤngt. Das Nackte an ihr ist uͤppig, aber nicht von schoͤnen Formen, die Bruͤste zeigen sich in einer unguͤnstigen Lage, durch die heftigen Bewegungen der Arme zusammengedraͤngt. Jm Taumel der Begierde vergißt sie sogar der Sorge fuͤr ihren Reiz, auf die sie sich sonst, nach dem buhlerischen Gesicht zu urtheilen, wohl versteht. Eine entschiedne kecke Bruͤnette, keine Spur von weiblicher Scheu, die sie zuruͤckhalten koͤnnte; sie ist ganz auf ihren entfliehenden Raub gerichtet. Jhr schwarzes, nicht lockiges Haar ist vorn gescheitelt, und hinten zusammen gebunden, eine breite goldne Schnur durchschlingt es ein paarmal. Die aufgeworfne Nase, das runde vortretende Knie, die starken Lippen des geoͤffneten Mundes, alles deutet auf

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Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1799/129>, abgerufen am 29.11.2024.