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Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799.

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mir hinwegnehmen sollte. Aber wie soll man der Sprache mächtig werden, um das Höchste des Ausdruckes wiederzugeben? Das wirkt so unmittelbar, und geht gleich vom Auge in die Seele, man kommt nicht auf Worte dabey, man hat keine nöthig, um zu erkennen, was in unzweifelhafter Klarheit dasteht, und gar nicht anders als es ist, genommen werden kann.

Reinhold. Endlich wird doch einmal die Unzulänglichkeit der Sprache eingestanden.

Waller. Wirkt nicht hier ein wenig die Scheu vor dem heiligen Namen bey Jhnen, daß Sie einige Umstände machen, und sich nicht so getrost mittheilen, wie ein Mensch doch über alles thun darf, wovon er verdient, daß es ihm lieb ist?

Louise. Es kann seyn, und ich habe schon gewünscht, überall nicht zu wissen, dieses Bild sey von Raphael, obwohl ich es doch bald hätte errathen müssen. Jn der Reihe der andern Gemählde habe ich es niemals gesehn, weil es immer unten für die Schüler auf der Staffeley stand: aber wie es sich schon durch die einfache Zusammensetzung der drey großen Figuren unterscheiden müßte für den ersten Blick! Jn beyden Sälen ist nichts ähnliches und unter dem Vortrefflichen nichts verständlicheres, selbst für das ganz unkünstlerische Gemüth. Vieles will doch mit einem geübten Sinne gefaßt seyn, der sich in den Sinn des Mahlers oder der Mahlerey überhaupt zu versetzen weiß; aber hier trifft eben das erste und letzte zusammen.

mir hinwegnehmen sollte. Aber wie soll man der Sprache maͤchtig werden, um das Hoͤchste des Ausdruckes wiederzugeben? Das wirkt so unmittelbar, und geht gleich vom Auge in die Seele, man kommt nicht auf Worte dabey, man hat keine noͤthig, um zu erkennen, was in unzweifelhafter Klarheit dasteht, und gar nicht anders als es ist, genommen werden kann.

Reinhold. Endlich wird doch einmal die Unzulaͤnglichkeit der Sprache eingestanden.

Waller. Wirkt nicht hier ein wenig die Scheu vor dem heiligen Namen bey Jhnen, daß Sie einige Umstaͤnde machen, und sich nicht so getrost mittheilen, wie ein Mensch doch uͤber alles thun darf, wovon er verdient, daß es ihm lieb ist?

Louise. Es kann seyn, und ich habe schon gewuͤnscht, uͤberall nicht zu wissen, dieses Bild sey von Raphael, obwohl ich es doch bald haͤtte errathen muͤssen. Jn der Reihe der andern Gemaͤhlde habe ich es niemals gesehn, weil es immer unten fuͤr die Schuͤler auf der Staffeley stand: aber wie es sich schon durch die einfache Zusammensetzung der drey großen Figuren unterscheiden muͤßte fuͤr den ersten Blick! Jn beyden Saͤlen ist nichts aͤhnliches und unter dem Vortrefflichen nichts verstaͤndlicheres, selbst fuͤr das ganz unkuͤnstlerische Gemuͤth. Vieles will doch mit einem geuͤbten Sinne gefaßt seyn, der sich in den Sinn des Mahlers oder der Mahlerey uͤberhaupt zu versetzen weiß; aber hier trifft eben das erste und letzte zusammen.

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[125/0133] mir hinwegnehmen sollte. Aber wie soll man der Sprache maͤchtig werden, um das Hoͤchste des Ausdruckes wiederzugeben? Das wirkt so unmittelbar, und geht gleich vom Auge in die Seele, man kommt nicht auf Worte dabey, man hat keine noͤthig, um zu erkennen, was in unzweifelhafter Klarheit dasteht, und gar nicht anders als es ist, genommen werden kann. Reinhold. Endlich wird doch einmal die Unzulaͤnglichkeit der Sprache eingestanden. Waller. Wirkt nicht hier ein wenig die Scheu vor dem heiligen Namen bey Jhnen, daß Sie einige Umstaͤnde machen, und sich nicht so getrost mittheilen, wie ein Mensch doch uͤber alles thun darf, wovon er verdient, daß es ihm lieb ist? Louise. Es kann seyn, und ich habe schon gewuͤnscht, uͤberall nicht zu wissen, dieses Bild sey von Raphael, obwohl ich es doch bald haͤtte errathen muͤssen. Jn der Reihe der andern Gemaͤhlde habe ich es niemals gesehn, weil es immer unten fuͤr die Schuͤler auf der Staffeley stand: aber wie es sich schon durch die einfache Zusammensetzung der drey großen Figuren unterscheiden muͤßte fuͤr den ersten Blick! Jn beyden Saͤlen ist nichts aͤhnliches und unter dem Vortrefflichen nichts verstaͤndlicheres, selbst fuͤr das ganz unkuͤnstlerische Gemuͤth. Vieles will doch mit einem geuͤbten Sinne gefaßt seyn, der sich in den Sinn des Mahlers oder der Mahlerey uͤberhaupt zu versetzen weiß; aber hier trifft eben das erste und letzte zusammen.

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Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1799/133>, abgerufen am 28.11.2024.