Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799.Ach, wo blieb, Apelles, dein blitzender Gott Alexandros? Und der Gesellin Bild, welches sie selbst dir erwarb? Die du behende den Wellen enthobst mit träufelndem Haar noch, Welch auftobendes Meer schlang uns die Göttin hinab? Viel zu zart war die Kunst, die im Zaubernetze den Schein hascht, Unerdrückt zu bestehn Lasten vernichtender Zeit. Riß ja doch, aus härterem Stoff erschaffen zum Denkmal, Jhrer Schwester Gebild' auch die Vergänglichkeit hin. Ob sie schon ernst und gewaltig aus Phidias Haupte hervorsprang, Pallas Athene, die Brust Gorgogeharnischt, behelmt Mit jungfräulicher Sphinx: doch mußte des sterblichen Vaters Tochter ihm nach in die Gruft, welche nicht Himmlischen ziemt. Damals foderte Dienst vom Köstlichen, jugendlich stolz noch Wählend, des Bildners Kunst; kleidete, sicher des Siegs lieber den prahlenden Stoff, die Riesengestalt ins Geschmeide Goldes und Elfenbeins: unter der Stirn Majestät Blitzt ein edles Gestein die gebietenden Blicke der Göttin. Aber die irdische Pracht rächte zerstörend sich bald. Zwar auch vieles verging, aus dem Kern der Parischen Klüfte, Ach, wo blieb, Apelles, dein blitzender Gott Alexandros? Und der Gesellin Bild, welches sie selbst dir erwarb? Die du behende den Wellen enthobst mit traͤufelndem Haar noch, Welch auftobendes Meer schlang uns die Goͤttin hinab? Viel zu zart war die Kunst, die im Zaubernetze den Schein hascht, Unerdruͤckt zu bestehn Lasten vernichtender Zeit. Riß ja doch, aus haͤrterem Stoff erschaffen zum Denkmal, Jhrer Schwester Gebild' auch die Vergaͤnglichkeit hin. Ob sie schon ernst und gewaltig aus Phidias Haupte hervorsprang, Pallas Athene, die Brust Gorgogeharnischt, behelmt Mit jungfraͤulicher Sphinx: doch mußte des sterblichen Vaters Tochter ihm nach in die Gruft, welche nicht Himmlischen ziemt. Damals foderte Dienst vom Koͤstlichen, jugendlich stolz noch Waͤhlend, des Bildners Kunst; kleidete, sicher des Siegs lieber den prahlenden Stoff, die Riesengestalt ins Geschmeide Goldes und Elfenbeins: unter der Stirn Majestaͤt Blitzt ein edles Gestein die gebietenden Blicke der Goͤttin. Aber die irdische Pracht raͤchte zerstoͤrend sich bald. Zwar auch vieles verging, aus dem Kern der Parischen Kluͤfte, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0197" n="187"/> <l>Ach, wo blieb, Apelles, dein blitzender Gott Alexandros?</l><lb/> <l>Und der Gesellin Bild, welches sie selbst dir erwarb?</l><lb/> <l>Die du behende den Wellen enthobst mit traͤufelndem Haar noch,</l><lb/> <l>Welch auftobendes Meer schlang uns die Goͤttin hinab?</l><lb/> <l>Viel zu zart war die Kunst, die im Zaubernetze den Schein hascht,</l><lb/> <l>Unerdruͤckt zu bestehn Lasten vernichtender Zeit.</l><lb/> <l>Riß ja doch, aus haͤrterem Stoff erschaffen zum Denkmal,</l><lb/> <l>Jhrer Schwester Gebild' auch die Vergaͤnglichkeit hin.</l><lb/> <l>Ob sie schon ernst und gewaltig aus Phidias Haupte hervorsprang,</l><lb/> <l>Pallas Athene, die Brust Gorgogeharnischt, behelmt</l><lb/> <l>Mit jungfraͤulicher Sphinx: doch mußte des sterblichen Vaters</l><lb/> <l>Tochter ihm nach in die Gruft, welche nicht Himmlischen ziemt.</l><lb/> <l>Damals foderte Dienst vom Koͤstlichen, jugendlich stolz noch</l><lb/> <l>Waͤhlend, des Bildners Kunst; kleidete, sicher des Siegs</l><lb/> <l>lieber den prahlenden Stoff, die Riesengestalt ins Geschmeide</l><lb/> <l>Goldes und Elfenbeins: unter der Stirn Majestaͤt</l><lb/> <l>Blitzt ein edles Gestein die gebietenden Blicke der Goͤttin.</l><lb/> <l>Aber die irdische Pracht raͤchte zerstoͤrend sich bald.</l><lb/> <l>Zwar auch vieles verging, aus dem Kern der Parischen Kluͤfte,</l><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [187/0197]
Ach, wo blieb, Apelles, dein blitzender Gott Alexandros?
Und der Gesellin Bild, welches sie selbst dir erwarb?
Die du behende den Wellen enthobst mit traͤufelndem Haar noch,
Welch auftobendes Meer schlang uns die Goͤttin hinab?
Viel zu zart war die Kunst, die im Zaubernetze den Schein hascht,
Unerdruͤckt zu bestehn Lasten vernichtender Zeit.
Riß ja doch, aus haͤrterem Stoff erschaffen zum Denkmal,
Jhrer Schwester Gebild' auch die Vergaͤnglichkeit hin.
Ob sie schon ernst und gewaltig aus Phidias Haupte hervorsprang,
Pallas Athene, die Brust Gorgogeharnischt, behelmt
Mit jungfraͤulicher Sphinx: doch mußte des sterblichen Vaters
Tochter ihm nach in die Gruft, welche nicht Himmlischen ziemt.
Damals foderte Dienst vom Koͤstlichen, jugendlich stolz noch
Waͤhlend, des Bildners Kunst; kleidete, sicher des Siegs
lieber den prahlenden Stoff, die Riesengestalt ins Geschmeide
Goldes und Elfenbeins: unter der Stirn Majestaͤt
Blitzt ein edles Gestein die gebietenden Blicke der Goͤttin.
Aber die irdische Pracht raͤchte zerstoͤrend sich bald.
Zwar auch vieles verging, aus dem Kern der Parischen Kluͤfte,
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