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Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799.

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Vulkan auf ihren Armen halten; der alte Ocean sitzt kolossalisch in der Ferne dahinter, mit lang fließendem Bart und einem Kranze von Seethier-Köpfen.

Ganz eigen ist die Zeichnung von der Leukothea gedacht, die dem Ulysses ihre Binde giebt; nicht genau nach der Geschichte, allein die Vortheile der Abweichung fallen sogleich in die Augen. Dort setzt sich die Göttin auf den Rand des Fahrzeuges nieder, worin Ulysses noch schifft: Hier ist es schon zertrümmert, und er schwimmt rücklings, einen Balken umarmend. Sie ist in gerader Richtung aus dem Meer empor gestiegen, ohne Bekleidung, die Schenkel und Beine an einander geschlossen, nur die Spitzen der Füße sind noch in das Wasser eingetaucht. Mit beyden über dem Haupt erhobnen Armen löst sie das mehrmals um ihre Haare, die zum Theil schon an beyden Seiten bis unter die Hüften flattern, gewundne Band. Ob xredemno dieses bedeuten könne, und es alsdann nicht vielmehr agudesme heißen müßte, mag der Künstler mit dem Philologen ausmachen. Jn der Abbildung der Scylla ist die Jdee des Dichters zuverläßig nicht getroffen, sie soll bey ihm offenbar ganz thierisches Ungeheuer seyn, mit sechs Köpfen und langen Drachenhälsen. Hier ist sie menschlich und zwar männlich gebildet, drey Gesichter sind sichtbar, und vier Arme, in deren jedem sie einen zappelnden Gefährten des Ulysses hält; unterhalb des Leibes gehn aus gewundnen Schweifen eines Seethiers bellende Hundsköpfe hervor, die, wie man weiß, ein neuer Zusatz sind. Jndessen ist die Gestalt immer geschickter zusammengesetzt, als man sie zuweilen sieht,

Vulkan auf ihren Armen halten; der alte Ocean sitzt kolossalisch in der Ferne dahinter, mit lang fließendem Bart und einem Kranze von Seethier-Koͤpfen.

Ganz eigen ist die Zeichnung von der Leukothea gedacht, die dem Ulysses ihre Binde giebt; nicht genau nach der Geschichte, allein die Vortheile der Abweichung fallen sogleich in die Augen. Dort setzt sich die Goͤttin auf den Rand des Fahrzeuges nieder, worin Ulysses noch schifft: Hier ist es schon zertruͤmmert, und er schwimmt ruͤcklings, einen Balken umarmend. Sie ist in gerader Richtung aus dem Meer empor gestiegen, ohne Bekleidung, die Schenkel und Beine an einander geschlossen, nur die Spitzen der Fuͤße sind noch in das Wasser eingetaucht. Mit beyden uͤber dem Haupt erhobnen Armen loͤst sie das mehrmals um ihre Haare, die zum Theil schon an beyden Seiten bis unter die Huͤften flattern, gewundne Band. Ob ξρηδεμνο dieses bedeuten koͤnne, und es alsdann nicht vielmehr αγυδεσμη heißen muͤßte, mag der Kuͤnstler mit dem Philologen ausmachen. Jn der Abbildung der Scylla ist die Jdee des Dichters zuverlaͤßig nicht getroffen, sie soll bey ihm offenbar ganz thierisches Ungeheuer seyn, mit sechs Koͤpfen und langen Drachenhaͤlsen. Hier ist sie menschlich und zwar maͤnnlich gebildet, drey Gesichter sind sichtbar, und vier Arme, in deren jedem sie einen zappelnden Gefaͤhrten des Ulysses haͤlt; unterhalb des Leibes gehn aus gewundnen Schweifen eines Seethiers bellende Hundskoͤpfe hervor, die, wie man weiß, ein neuer Zusatz sind. Jndessen ist die Gestalt immer geschickter zusammengesetzt, als man sie zuweilen sieht,

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[239/0249] Vulkan auf ihren Armen halten; der alte Ocean sitzt kolossalisch in der Ferne dahinter, mit lang fließendem Bart und einem Kranze von Seethier-Koͤpfen. Ganz eigen ist die Zeichnung von der Leukothea gedacht, die dem Ulysses ihre Binde giebt; nicht genau nach der Geschichte, allein die Vortheile der Abweichung fallen sogleich in die Augen. Dort setzt sich die Goͤttin auf den Rand des Fahrzeuges nieder, worin Ulysses noch schifft: Hier ist es schon zertruͤmmert, und er schwimmt ruͤcklings, einen Balken umarmend. Sie ist in gerader Richtung aus dem Meer empor gestiegen, ohne Bekleidung, die Schenkel und Beine an einander geschlossen, nur die Spitzen der Fuͤße sind noch in das Wasser eingetaucht. Mit beyden uͤber dem Haupt erhobnen Armen loͤst sie das mehrmals um ihre Haare, die zum Theil schon an beyden Seiten bis unter die Huͤften flattern, gewundne Band. Ob ξρηδεμνο dieses bedeuten koͤnne, und es alsdann nicht vielmehr αγυδεσμη heißen muͤßte, mag der Kuͤnstler mit dem Philologen ausmachen. Jn der Abbildung der Scylla ist die Jdee des Dichters zuverlaͤßig nicht getroffen, sie soll bey ihm offenbar ganz thierisches Ungeheuer seyn, mit sechs Koͤpfen und langen Drachenhaͤlsen. Hier ist sie menschlich und zwar maͤnnlich gebildet, drey Gesichter sind sichtbar, und vier Arme, in deren jedem sie einen zappelnden Gefaͤhrten des Ulysses haͤlt; unterhalb des Leibes gehn aus gewundnen Schweifen eines Seethiers bellende Hundskoͤpfe hervor, die, wie man weiß, ein neuer Zusatz sind. Jndessen ist die Gestalt immer geschickter zusammengesetzt, als man sie zuweilen sieht,

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Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1799/249>, abgerufen am 21.11.2024.