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Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799.

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Ganzen (von deren Möglichkeit sogar hier nicht einmal die Frage seyn kann); sondern eine, um etwas Bestimmtes zu nennen, der Moral gleichnamige Größe.

Daß beide gänzlich von einander geschieden werden sollen, hat er so viel ich weiß, zuerst so absolut gefordert; und das ist dann einer von den Punkten, wo es sich zeigt, daß der Redner ganz gegen Jakobi ist, mit dem er nach einer allgemeinen Ansicht auf dasselbe auszugehn scheinen könnte. Denn auch Jakobi will wie der Redner das Daseyn der Religion (nicht dieser oder jener, noch weniger einer allgemeinen Religion die also gar keine wäre, sondern der Religion schlechthin) offenbaren und andeuten. Wie es die Absicht seiner philosophischen Schriften ist, zu zeigen, daß die isolirte Philosophie ohne Religion das Jnnerste der Menschheit zerstöre, so ists die ähnliche Tendenz seiner Romane, mit der Poesie zu verfahren, und wie er dort erst alle Philosophie auf Spinosismus reducirt, so weiß er auch hier von keiner andern Poesie als vom Werther, und muß alles was ihm so erscheinen soll, erst die Gestalt annehmen. Dies ist freylich eine subjektive Ansicht; doch an dieser Zufälligkeit würde sich gewiß niemand sehr stoßen, der im Wesentlichen mit ihm einstimmte. Wohl aber der, welcher Religion für das eigentliche Organ hielte, um sich über das Zeitalter zu erheben und die Opposizion gegen dasselbe zu koncentriren, daran, daß alle Winke die uns Jakobi über sein Eigentliches und Eigenstes giebt, auf eine etwas dürftige und mittelmäßige Mystik schließen lassen, daß alle Spuren und Aeußerungen von Religion bey

Ganzen (von deren Moͤglichkeit sogar hier nicht einmal die Frage seyn kann); sondern eine, um etwas Bestimmtes zu nennen, der Moral gleichnamige Groͤße.

Daß beide gaͤnzlich von einander geschieden werden sollen, hat er so viel ich weiß, zuerst so absolut gefordert; und das ist dann einer von den Punkten, wo es sich zeigt, daß der Redner ganz gegen Jakobi ist, mit dem er nach einer allgemeinen Ansicht auf dasselbe auszugehn scheinen koͤnnte. Denn auch Jakobi will wie der Redner das Daseyn der Religion (nicht dieser oder jener, noch weniger einer allgemeinen Religion die also gar keine waͤre, sondern der Religion schlechthin) offenbaren und andeuten. Wie es die Absicht seiner philosophischen Schriften ist, zu zeigen, daß die isolirte Philosophie ohne Religion das Jnnerste der Menschheit zerstoͤre, so ists die aͤhnliche Tendenz seiner Romane, mit der Poesie zu verfahren, und wie er dort erst alle Philosophie auf Spinosismus reducirt, so weiß er auch hier von keiner andern Poesie als vom Werther, und muß alles was ihm so erscheinen soll, erst die Gestalt annehmen. Dies ist freylich eine subjektive Ansicht; doch an dieser Zufaͤlligkeit wuͤrde sich gewiß niemand sehr stoßen, der im Wesentlichen mit ihm einstimmte. Wohl aber der, welcher Religion fuͤr das eigentliche Organ hielte, um sich uͤber das Zeitalter zu erheben und die Opposizion gegen dasselbe zu koncentriren, daran, daß alle Winke die uns Jakobi uͤber sein Eigentliches und Eigenstes giebt, auf eine etwas duͤrftige und mittelmaͤßige Mystik schließen lassen, daß alle Spuren und Aeußerungen von Religion bey

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[295/0305] Ganzen (von deren Moͤglichkeit sogar hier nicht einmal die Frage seyn kann); sondern eine, um etwas Bestimmtes zu nennen, der Moral gleichnamige Groͤße. Daß beide gaͤnzlich von einander geschieden werden sollen, hat er so viel ich weiß, zuerst so absolut gefordert; und das ist dann einer von den Punkten, wo es sich zeigt, daß der Redner ganz gegen Jakobi ist, mit dem er nach einer allgemeinen Ansicht auf dasselbe auszugehn scheinen koͤnnte. Denn auch Jakobi will wie der Redner das Daseyn der Religion (nicht dieser oder jener, noch weniger einer allgemeinen Religion die also gar keine waͤre, sondern der Religion schlechthin) offenbaren und andeuten. Wie es die Absicht seiner philosophischen Schriften ist, zu zeigen, daß die isolirte Philosophie ohne Religion das Jnnerste der Menschheit zerstoͤre, so ists die aͤhnliche Tendenz seiner Romane, mit der Poesie zu verfahren, und wie er dort erst alle Philosophie auf Spinosismus reducirt, so weiß er auch hier von keiner andern Poesie als vom Werther, und muß alles was ihm so erscheinen soll, erst die Gestalt annehmen. Dies ist freylich eine subjektive Ansicht; doch an dieser Zufaͤlligkeit wuͤrde sich gewiß niemand sehr stoßen, der im Wesentlichen mit ihm einstimmte. Wohl aber der, welcher Religion fuͤr das eigentliche Organ hielte, um sich uͤber das Zeitalter zu erheben und die Opposizion gegen dasselbe zu koncentriren, daran, daß alle Winke die uns Jakobi uͤber sein Eigentliches und Eigenstes giebt, auf eine etwas duͤrftige und mittelmaͤßige Mystik schließen lassen, daß alle Spuren und Aeußerungen von Religion bey

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Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1799/305>, abgerufen am 23.11.2024.