Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite

ihm so sehr das schwächliche Gepräge dieses gebrechlichen Zeitalters verrathen, in dem alle Religion gänzlich erloschen ist, bis auf wenige Funken, die vielleicht hie und da noch schlummern unter dem Aschenhaufen der Mode, der kameralistischen Politik und der diesen nachgebildeten Aufklärung und Erziehung.

Nicht wahr, ich habe hier eine Saite berührt, wo Du von ganzem Herzen einstimmst, mags Religion heißen oder Jrreligion, oder wie es will? Du wirst sie auch beym Verfasser oft herrlich berührt finden, und so müssen Eure Geister, Jhr mögt Euch stellen wie Jhr wollt, wenigstens durch gemeinsamen Krieg in Frieden mit einander seyn; zu meiner nicht geringen Freude."



Das ist nun so ziemlich meine exoterische und also -- mit Rücksicht auf die angeredeten Verächter und den repräsentativen Charakter des Freundes Nr. 1. -- irreligiöse Meynung über dieses Buch; obgleich es seyn kann, daß sich eine oder die andre religiöse Ansicht eingeschlichen hat. Nur muß ich noch zur Ergänzung anfügen, daß ich in der Sphäre des Verfassers durchaus einig mit ihm bin, und nichts anders wünschte wie es ist; also eben darum nicht über ihn urtheilen kann, es müßte denn durch die That geschehn. Auch liegt es in der Natur der Sache, daß folgender zweyter Brief sehr mißverständlich und bey weitem nicht so verständlich seyn wird, wie der erste, weil das, was er enthält, mehr zur esoterischen Ansicht gehört.

ihm so sehr das schwaͤchliche Gepraͤge dieses gebrechlichen Zeitalters verrathen, in dem alle Religion gaͤnzlich erloschen ist, bis auf wenige Funken, die vielleicht hie und da noch schlummern unter dem Aschenhaufen der Mode, der kameralistischen Politik und der diesen nachgebildeten Aufklaͤrung und Erziehung.

Nicht wahr, ich habe hier eine Saite beruͤhrt, wo Du von ganzem Herzen einstimmst, mags Religion heißen oder Jrreligion, oder wie es will? Du wirst sie auch beym Verfasser oft herrlich beruͤhrt finden, und so muͤssen Eure Geister, Jhr moͤgt Euch stellen wie Jhr wollt, wenigstens durch gemeinsamen Krieg in Frieden mit einander seyn; zu meiner nicht geringen Freude.”



Das ist nun so ziemlich meine exoterische und also — mit Ruͤcksicht auf die angeredeten Veraͤchter und den repraͤsentativen Charakter des Freundes Nr. 1. — irreligioͤse Meynung uͤber dieses Buch; obgleich es seyn kann, daß sich eine oder die andre religioͤse Ansicht eingeschlichen hat. Nur muß ich noch zur Ergaͤnzung anfuͤgen, daß ich in der Sphaͤre des Verfassers durchaus einig mit ihm bin, und nichts anders wuͤnschte wie es ist; also eben darum nicht uͤber ihn urtheilen kann, es muͤßte denn durch die That geschehn. Auch liegt es in der Natur der Sache, daß folgender zweyter Brief sehr mißverstaͤndlich und bey weitem nicht so verstaͤndlich seyn wird, wie der erste, weil das, was er enthaͤlt, mehr zur esoterischen Ansicht gehoͤrt.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0306" n="296"/>
ihm so sehr das schwa&#x0364;chliche Gepra&#x0364;ge dieses gebrechlichen Zeitalters verrathen, in dem alle Religion ga&#x0364;nzlich erloschen ist, bis auf wenige Funken, die vielleicht hie und da noch schlummern unter dem Aschenhaufen der Mode, der kameralistischen Politik und der diesen nachgebildeten Aufkla&#x0364;rung und Erziehung.</p><lb/>
          <p>Nicht wahr, ich habe hier eine Saite beru&#x0364;hrt, wo Du von ganzem Herzen einstimmst, mags Religion heißen oder Jrreligion, oder wie es will? Du wirst sie auch beym Verfasser oft herrlich beru&#x0364;hrt finden, und so mu&#x0364;ssen Eure Geister, Jhr mo&#x0364;gt Euch stellen wie Jhr wollt, wenigstens durch gemeinsamen Krieg in Frieden mit einander seyn; zu meiner nicht geringen Freude.&#x201D;</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p>Das ist nun so ziemlich meine exoterische und also &#x2014; mit Ru&#x0364;cksicht auf die angeredeten Vera&#x0364;chter und den repra&#x0364;sentativen Charakter des Freundes Nr. 1. &#x2014; irreligio&#x0364;se Meynung u&#x0364;ber dieses Buch; obgleich es seyn kann, daß sich eine oder die andre religio&#x0364;se Ansicht eingeschlichen hat. Nur muß ich noch zur Erga&#x0364;nzung anfu&#x0364;gen, daß ich in der Spha&#x0364;re des Verfassers durchaus einig mit ihm bin, und nichts anders wu&#x0364;nschte wie es ist; also eben darum nicht u&#x0364;ber ihn urtheilen kann, es mu&#x0364;ßte denn durch die That geschehn. Auch liegt es in der Natur der Sache, daß folgender zweyter Brief sehr mißversta&#x0364;ndlich und bey weitem nicht so versta&#x0364;ndlich seyn wird, wie der erste, weil das, was er entha&#x0364;lt, mehr zur esoterischen Ansicht geho&#x0364;rt.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[296/0306] ihm so sehr das schwaͤchliche Gepraͤge dieses gebrechlichen Zeitalters verrathen, in dem alle Religion gaͤnzlich erloschen ist, bis auf wenige Funken, die vielleicht hie und da noch schlummern unter dem Aschenhaufen der Mode, der kameralistischen Politik und der diesen nachgebildeten Aufklaͤrung und Erziehung. Nicht wahr, ich habe hier eine Saite beruͤhrt, wo Du von ganzem Herzen einstimmst, mags Religion heißen oder Jrreligion, oder wie es will? Du wirst sie auch beym Verfasser oft herrlich beruͤhrt finden, und so muͤssen Eure Geister, Jhr moͤgt Euch stellen wie Jhr wollt, wenigstens durch gemeinsamen Krieg in Frieden mit einander seyn; zu meiner nicht geringen Freude.” Das ist nun so ziemlich meine exoterische und also — mit Ruͤcksicht auf die angeredeten Veraͤchter und den repraͤsentativen Charakter des Freundes Nr. 1. — irreligioͤse Meynung uͤber dieses Buch; obgleich es seyn kann, daß sich eine oder die andre religioͤse Ansicht eingeschlichen hat. Nur muß ich noch zur Ergaͤnzung anfuͤgen, daß ich in der Sphaͤre des Verfassers durchaus einig mit ihm bin, und nichts anders wuͤnschte wie es ist; also eben darum nicht uͤber ihn urtheilen kann, es muͤßte denn durch die That geschehn. Auch liegt es in der Natur der Sache, daß folgender zweyter Brief sehr mißverstaͤndlich und bey weitem nicht so verstaͤndlich seyn wird, wie der erste, weil das, was er enthaͤlt, mehr zur esoterischen Ansicht gehoͤrt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1799/306
Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1799/306>, abgerufen am 23.11.2024.