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Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799.

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Spuren des Heidenthums auszurotten suchte, bemüht gewesen seyn Gesänge dem Untergange zu entreißen, in denen ohne Zweifel das Lob der Helden mit heidnischer Mythologie verwebt war? Die Germanischen Sprachen aus dem ersten Jahrhundert nach Christi Geburt waren schwerlich im achten noch verständlich; und hätten sie sich mit dem Fortgange der Zeit umgewandelt, und wären etwa in der Sprache des Kero und Otfried abgefaßt gewesen: wie könnten wir ihrer Aechtheit und ihres Alterthums gewiß seyn? Endlich, wie lautet das einzige vorhandne Zeugniß des Eginhart über diese Sache? "Barbara et antiquissima carmina, quibus veterum regum actus et bella canebantur, scripsit memoriaeque mandavit." Wo ist hier nur eine Spur, die auf jene ältesten Zeiten der heidnischen Germanier hinwiese? Barbara heißt nach dem damaligen Sprachgebrauch nichts weiter als nicht lateinisch; Gedichte, die vor zwey oder dreyhundert Jahren entstanden sind, kommen uns schon sehr alt vor: wie viel mehr, wo es keine rechte Zeitrechnung giebt, und die mündliche Ueberlieferung alles in eine unbestimmte Ferne wegrückt! Kurz, Eginhart konnte sich nicht anders ausdrücken, wenn von Gedichten die Rede war, welche die Geschichte der älteren Fränkischen, Burgundischen oder Longobardischen Könige enthielten. -- Aber wie, wenn der Jnhalt der auf Karls Befehl aufgeschriebnen Lieder, in einer späteren Bearbeitung, wirklich auf uns gekommen, schon längst bekannt, und das Nachsuchen also doppelt vergeblich wäre? Das Lied der Nibelungen bezieht sich

Spuren des Heidenthums auszurotten suchte, bemuͤht gewesen seyn Gesaͤnge dem Untergange zu entreißen, in denen ohne Zweifel das Lob der Helden mit heidnischer Mythologie verwebt war? Die Germanischen Sprachen aus dem ersten Jahrhundert nach Christi Geburt waren schwerlich im achten noch verstaͤndlich; und haͤtten sie sich mit dem Fortgange der Zeit umgewandelt, und waͤren etwa in der Sprache des Kero und Otfried abgefaßt gewesen: wie koͤnnten wir ihrer Aechtheit und ihres Alterthums gewiß seyn? Endlich, wie lautet das einzige vorhandne Zeugniß des Eginhart uͤber diese Sache? “Barbara et antiquissima carmina, quibus veterum regum actus et bella canebantur, scripsit memoriaeque mandavit.” Wo ist hier nur eine Spur, die auf jene aͤltesten Zeiten der heidnischen Germanier hinwiese? Barbara heißt nach dem damaligen Sprachgebrauch nichts weiter als nicht lateinisch; Gedichte, die vor zwey oder dreyhundert Jahren entstanden sind, kommen uns schon sehr alt vor: wie viel mehr, wo es keine rechte Zeitrechnung giebt, und die muͤndliche Ueberlieferung alles in eine unbestimmte Ferne wegruͤckt! Kurz, Eginhart konnte sich nicht anders ausdruͤcken, wenn von Gedichten die Rede war, welche die Geschichte der aͤlteren Fraͤnkischen, Burgundischen oder Longobardischen Koͤnige enthielten. — Aber wie, wenn der Jnhalt der auf Karls Befehl aufgeschriebnen Lieder, in einer spaͤteren Bearbeitung, wirklich auf uns gekommen, schon laͤngst bekannt, und das Nachsuchen also doppelt vergeblich waͤre? Das Lied der Nibelungen bezieht sich

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[308/0318] Spuren des Heidenthums auszurotten suchte, bemuͤht gewesen seyn Gesaͤnge dem Untergange zu entreißen, in denen ohne Zweifel das Lob der Helden mit heidnischer Mythologie verwebt war? Die Germanischen Sprachen aus dem ersten Jahrhundert nach Christi Geburt waren schwerlich im achten noch verstaͤndlich; und haͤtten sie sich mit dem Fortgange der Zeit umgewandelt, und waͤren etwa in der Sprache des Kero und Otfried abgefaßt gewesen: wie koͤnnten wir ihrer Aechtheit und ihres Alterthums gewiß seyn? Endlich, wie lautet das einzige vorhandne Zeugniß des Eginhart uͤber diese Sache? “Barbara et antiquissima carmina, quibus veterum regum actus et bella canebantur, scripsit memoriaeque mandavit.” Wo ist hier nur eine Spur, die auf jene aͤltesten Zeiten der heidnischen Germanier hinwiese? Barbara heißt nach dem damaligen Sprachgebrauch nichts weiter als nicht lateinisch; Gedichte, die vor zwey oder dreyhundert Jahren entstanden sind, kommen uns schon sehr alt vor: wie viel mehr, wo es keine rechte Zeitrechnung giebt, und die muͤndliche Ueberlieferung alles in eine unbestimmte Ferne wegruͤckt! Kurz, Eginhart konnte sich nicht anders ausdruͤcken, wenn von Gedichten die Rede war, welche die Geschichte der aͤlteren Fraͤnkischen, Burgundischen oder Longobardischen Koͤnige enthielten. — Aber wie, wenn der Jnhalt der auf Karls Befehl aufgeschriebnen Lieder, in einer spaͤteren Bearbeitung, wirklich auf uns gekommen, schon laͤngst bekannt, und das Nachsuchen also doppelt vergeblich waͤre? Das Lied der Nibelungen bezieht sich

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Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1799/318>, abgerufen am 24.11.2024.