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Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799.

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Litterarischer Reichsanzeiger
oder
Archiv der Zeit und ihres Geschmacks.



Künftige Schriften.

Ein Gelehrter, den unsre Nazion als den vielseitigsten Conrector verehrt, der bereits zwey Modejournale herausgiebt, und als Amanuensis eines berühmteren Schriftstellers einem dritten, etwas aus der Mode gekommenen, das Leben durch den Phosphor der Neuigkeiten fristet, der außerdem seine vielhändige Wirksamkeit über ein halb Duzend Zeitschriften und Zeitungen verbreitet, ist zu einem ganz neuen Journal der Journalistik oder der Kunst Journale zu stiften und zu erhalten, entschlossen. Niemand wird bey der litterarischen Sitte unsers Zeitalters, seine Gedanken in schnell umlaufenden Heften zu kolportiren, die jeder Schriftsteller, der wirken will, mitmachen muß, an der Wichtigkeit dieser Kunst zweifeln, eben so wenig an der Befugniß des Herausgebers sie ans Licht zu stellen. Wie er überall klassische Brocken bey sich trägt und sie selbst auf den Putztischen der Damen auskramt, so, daß nicht selten auf den Schmetterlingsflügeln seiner Eleganz etwas von dem bekannten Staube klebt, der ihre Flüchtigkeit durch die gehörige Schwere mäßigt; so heißt auch diesmal sein Motto:

Opportuna mea est cunctis natura figuris
Jn quamcumque voles, verte

Nur die schließenden Worte des Distichons: decorus ero bleiben weg, und aus guten Gründen. Da ein Deutsches Journal fast nicht ohne einen mythologischen Namen bestehen kann, so daß beynahe der ganze Göttervorrath des Heidenthums, bis auf die Parcen und Furien nach, erschöpft worden ist, so dürfte vielleicht Vertumnus, von dem jene Zeilen reden, auf dem Titel prangen, welches dann zu einer Abhandlung über diese

Litterarischer Reichsanzeiger
oder
Archiv der Zeit und ihres Geschmacks.



Kuͤnftige Schriften.

Ein Gelehrter, den unsre Nazion als den vielseitigsten Conrector verehrt, der bereits zwey Modejournale herausgiebt, und als Amanuensis eines beruͤhmteren Schriftstellers einem dritten, etwas aus der Mode gekommenen, das Leben durch den Phosphor der Neuigkeiten fristet, der außerdem seine vielhaͤndige Wirksamkeit uͤber ein halb Duzend Zeitschriften und Zeitungen verbreitet, ist zu einem ganz neuen Journal der Journalistik oder der Kunst Journale zu stiften und zu erhalten, entschlossen. Niemand wird bey der litterarischen Sitte unsers Zeitalters, seine Gedanken in schnell umlaufenden Heften zu kolportiren, die jeder Schriftsteller, der wirken will, mitmachen muß, an der Wichtigkeit dieser Kunst zweifeln, eben so wenig an der Befugniß des Herausgebers sie ans Licht zu stellen. Wie er uͤberall klassische Brocken bey sich traͤgt und sie selbst auf den Putztischen der Damen auskramt, so, daß nicht selten auf den Schmetterlingsfluͤgeln seiner Eleganz etwas von dem bekannten Staube klebt, der ihre Fluͤchtigkeit durch die gehoͤrige Schwere maͤßigt; so heißt auch diesmal sein Motto:

Opportuna mea est cunctis natura figuris
Jn quamcumque voles, verte

Nur die schließenden Worte des Distichons: decorus ero bleiben weg, und aus guten Gruͤnden. Da ein Deutsches Journal fast nicht ohne einen mythologischen Namen bestehen kann, so daß beynahe der ganze Goͤttervorrath des Heidenthums, bis auf die Parcen und Furien nach, erschoͤpft worden ist, so duͤrfte vielleicht Vertumnus, von dem jene Zeilen reden, auf dem Titel prangen, welches dann zu einer Abhandlung uͤber diese

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[328/0338] Litterarischer Reichsanzeiger oder Archiv der Zeit und ihres Geschmacks. Kuͤnftige Schriften. Ein Gelehrter, den unsre Nazion als den vielseitigsten Conrector verehrt, der bereits zwey Modejournale herausgiebt, und als Amanuensis eines beruͤhmteren Schriftstellers einem dritten, etwas aus der Mode gekommenen, das Leben durch den Phosphor der Neuigkeiten fristet, der außerdem seine vielhaͤndige Wirksamkeit uͤber ein halb Duzend Zeitschriften und Zeitungen verbreitet, ist zu einem ganz neuen Journal der Journalistik oder der Kunst Journale zu stiften und zu erhalten, entschlossen. Niemand wird bey der litterarischen Sitte unsers Zeitalters, seine Gedanken in schnell umlaufenden Heften zu kolportiren, die jeder Schriftsteller, der wirken will, mitmachen muß, an der Wichtigkeit dieser Kunst zweifeln, eben so wenig an der Befugniß des Herausgebers sie ans Licht zu stellen. Wie er uͤberall klassische Brocken bey sich traͤgt und sie selbst auf den Putztischen der Damen auskramt, so, daß nicht selten auf den Schmetterlingsfluͤgeln seiner Eleganz etwas von dem bekannten Staube klebt, der ihre Fluͤchtigkeit durch die gehoͤrige Schwere maͤßigt; so heißt auch diesmal sein Motto: Opportuna mea est cunctis natura figuris Jn quamcumque voles, verte Nur die schließenden Worte des Distichons: decorus ero bleiben weg, und aus guten Gruͤnden. Da ein Deutsches Journal fast nicht ohne einen mythologischen Namen bestehen kann, so daß beynahe der ganze Goͤttervorrath des Heidenthums, bis auf die Parcen und Furien nach, erschoͤpft worden ist, so duͤrfte vielleicht Vertumnus, von dem jene Zeilen reden, auf dem Titel prangen, welches dann zu einer Abhandlung uͤber diese

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Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1799/338>, abgerufen am 25.11.2024.