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Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799.

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künstliche Hülfsmittel und Zubereitung unverständlich seyn muß.

Schwierigkeiten schrecken Dich so leicht nicht ab, und einige Anstrengung würdest Du nicht scheuen; doch würde es Dir schwer werden Dich an eine Theilung Deines Wesens zu gewöhnen. Ohne eine Mittelsperson vielleicht ganz unmöglich. Es müßte jemand seyn, der über dem künstlichen Denken die feinere Ausbildung des bloß natürlichen nicht vergessen hätte, dem es gleich interessant wäre dem Plato von fern mit Andacht zu folgen, oder in die Ansicht eines einfachen Menschen einzugehen, der nur so denkt, wie er lebt und ist. Für einige Philosophen getraute ich mir wohl diese Mittelsperson zu seyn, und sie Dir und jedem, der nur sich selbst durch die Philosophie bilden will, um ein beträchtliches näher zu rücken.

Jch habe oft den Gedanken gehabt, ob es nicht möglich seyn sollte, die Schriften des berühmten Kant, der so oft über die Unvollkommenheit seiner Darstellung klagt, verständlich zu machen, ohne seinen Reichthum zu schmälern, oder ihm, wie es in Auszügen zu geschehen pflegt, Witz und Originalität zu rauben. Wäre es erlaubt seine Werke, versteht sich nach seinen eigenen Jdeen, etwas besser zu ordnen; besonders im Periodenbau, und in Rücksicht der Episoden und Wiederholungen: so müßten sie so verständlich dadurch werden können, wie etwa Lessings. Man brauchte sich dazu keine größere Freyheiten zu erlauben, als ungefähr die, welche die alten Kritiker sich mit den classischen Dichtern nahmen, und ich denke man würde dann sehen daß

kuͤnstliche Huͤlfsmittel und Zubereitung unverstaͤndlich seyn muß.

Schwierigkeiten schrecken Dich so leicht nicht ab, und einige Anstrengung wuͤrdest Du nicht scheuen; doch wuͤrde es Dir schwer werden Dich an eine Theilung Deines Wesens zu gewoͤhnen. Ohne eine Mittelsperson vielleicht ganz unmoͤglich. Es muͤßte jemand seyn, der uͤber dem kuͤnstlichen Denken die feinere Ausbildung des bloß natuͤrlichen nicht vergessen haͤtte, dem es gleich interessant waͤre dem Plato von fern mit Andacht zu folgen, oder in die Ansicht eines einfachen Menschen einzugehen, der nur so denkt, wie er lebt und ist. Fuͤr einige Philosophen getraute ich mir wohl diese Mittelsperson zu seyn, und sie Dir und jedem, der nur sich selbst durch die Philosophie bilden will, um ein betraͤchtliches naͤher zu ruͤcken.

Jch habe oft den Gedanken gehabt, ob es nicht moͤglich seyn sollte, die Schriften des beruͤhmten Kant, der so oft uͤber die Unvollkommenheit seiner Darstellung klagt, verstaͤndlich zu machen, ohne seinen Reichthum zu schmaͤlern, oder ihm, wie es in Auszuͤgen zu geschehen pflegt, Witz und Originalitaͤt zu rauben. Waͤre es erlaubt seine Werke, versteht sich nach seinen eigenen Jdeen, etwas besser zu ordnen; besonders im Periodenbau, und in Ruͤcksicht der Episoden und Wiederholungen: so muͤßten sie so verstaͤndlich dadurch werden koͤnnen, wie etwa Lessings. Man brauchte sich dazu keine groͤßere Freyheiten zu erlauben, als ungefaͤhr die, welche die alten Kritiker sich mit den classischen Dichtern nahmen, und ich denke man wuͤrde dann sehen daß

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[30/0038] kuͤnstliche Huͤlfsmittel und Zubereitung unverstaͤndlich seyn muß. Schwierigkeiten schrecken Dich so leicht nicht ab, und einige Anstrengung wuͤrdest Du nicht scheuen; doch wuͤrde es Dir schwer werden Dich an eine Theilung Deines Wesens zu gewoͤhnen. Ohne eine Mittelsperson vielleicht ganz unmoͤglich. Es muͤßte jemand seyn, der uͤber dem kuͤnstlichen Denken die feinere Ausbildung des bloß natuͤrlichen nicht vergessen haͤtte, dem es gleich interessant waͤre dem Plato von fern mit Andacht zu folgen, oder in die Ansicht eines einfachen Menschen einzugehen, der nur so denkt, wie er lebt und ist. Fuͤr einige Philosophen getraute ich mir wohl diese Mittelsperson zu seyn, und sie Dir und jedem, der nur sich selbst durch die Philosophie bilden will, um ein betraͤchtliches naͤher zu ruͤcken. Jch habe oft den Gedanken gehabt, ob es nicht moͤglich seyn sollte, die Schriften des beruͤhmten Kant, der so oft uͤber die Unvollkommenheit seiner Darstellung klagt, verstaͤndlich zu machen, ohne seinen Reichthum zu schmaͤlern, oder ihm, wie es in Auszuͤgen zu geschehen pflegt, Witz und Originalitaͤt zu rauben. Waͤre es erlaubt seine Werke, versteht sich nach seinen eigenen Jdeen, etwas besser zu ordnen; besonders im Periodenbau, und in Ruͤcksicht der Episoden und Wiederholungen: so muͤßten sie so verstaͤndlich dadurch werden koͤnnen, wie etwa Lessings. Man brauchte sich dazu keine groͤßere Freyheiten zu erlauben, als ungefaͤhr die, welche die alten Kritiker sich mit den classischen Dichtern nahmen, und ich denke man wuͤrde dann sehen daß

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Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1799/38>, abgerufen am 21.11.2024.