Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite

der Sache und die Gesetze der Behandlung sehen dürfen, und dann auch im Ausdrucke ungewöhnlich und vielen unverständlich seyn müssen. Am liebsten aber wird er doch seine Thätigkeit nicht theilen und sich in die große Gesellschaft aller gebildeten Menschen mischen, weil er hier am unmittelbarsten an der ewig fortgehenden Schöpfung der Harmonie und der Humanität Theil nehmen kann. Er wird sich dann auch nicht durch eine ungesellige und unnatürliche Sprache auszeichnen wollen. Er braucht das gar nicht und kann sich doch nie unter die Menge verlieren. Denn wo sie Enthusiasmus beseelt, da bildet sich aus den gewöhnlichsten, einfachsten und verständlichsten Worten und Redensarten wie von selbst eine Sprache in der Sprache. Wo dann das Ganze wie aus einem Gusse ist, da fühlt der gleichartige Sinn den lebendigen Hauch und sein begeisterndes Wehen und der ungleichartige Sinn wird doch nicht gestört Denn das ist das schönste an diesem schönen Sanskrit eines Hemsterhuys oder Plato, daß nur die es verstehen, diees verstehen sollen.

Vor der Entweihung muß man sich dabey nicht fürchten. Niemals wenn es Beruf ist sich mitzutheilen oder öffentlich darzustellen. Ueberhaupt thäte, wer von dieser Furcht nicht frey ist, am besten, nur gleich diese Welt zu verlassen. Das ist meine geringste Sorge.

Gern also will ich, wenn es mir Zeit scheint, versuchen, was ich Dir mündlich andeuten wollte, auch schriftlich zu behandeln, und auch für andere Dilettanten,

der Sache und die Gesetze der Behandlung sehen duͤrfen, und dann auch im Ausdrucke ungewoͤhnlich und vielen unverstaͤndlich seyn muͤssen. Am liebsten aber wird er doch seine Thaͤtigkeit nicht theilen und sich in die große Gesellschaft aller gebildeten Menschen mischen, weil er hier am unmittelbarsten an der ewig fortgehenden Schoͤpfung der Harmonie und der Humanitaͤt Theil nehmen kann. Er wird sich dann auch nicht durch eine ungesellige und unnatuͤrliche Sprache auszeichnen wollen. Er braucht das gar nicht und kann sich doch nie unter die Menge verlieren. Denn wo sie Enthusiasmus beseelt, da bildet sich aus den gewoͤhnlichsten, einfachsten und verstaͤndlichsten Worten und Redensarten wie von selbst eine Sprache in der Sprache. Wo dann das Ganze wie aus einem Gusse ist, da fuͤhlt der gleichartige Sinn den lebendigen Hauch und sein begeisterndes Wehen und der ungleichartige Sinn wird doch nicht gestoͤrt Denn das ist das schoͤnste an diesem schoͤnen Sanskrit eines Hemsterhuys oder Plato, daß nur die es verstehen, diees verstehen sollen.

Vor der Entweihung muß man sich dabey nicht fuͤrchten. Niemals wenn es Beruf ist sich mitzutheilen oder oͤffentlich darzustellen. Ueberhaupt thaͤte, wer von dieser Furcht nicht frey ist, am besten, nur gleich diese Welt zu verlassen. Das ist meine geringste Sorge.

Gern also will ich, wenn es mir Zeit scheint, versuchen, was ich Dir muͤndlich andeuten wollte, auch schriftlich zu behandeln, und auch fuͤr andere Dilettanten,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0044" n="36"/>
der Sache und die Gesetze der Behandlung sehen du&#x0364;rfen, und dann auch im Ausdrucke ungewo&#x0364;hnlich und vielen unversta&#x0364;ndlich seyn mu&#x0364;ssen. Am liebsten aber wird er doch seine Tha&#x0364;tigkeit nicht theilen und sich in die große Gesellschaft aller gebildeten Menschen mischen, weil er hier am unmittelbarsten an der ewig fortgehenden Scho&#x0364;pfung der Harmonie und der Humanita&#x0364;t Theil nehmen kann. Er wird sich dann auch nicht durch eine ungesellige und unnatu&#x0364;rliche Sprache auszeichnen wollen. Er braucht das gar nicht und kann sich doch nie unter die Menge verlieren. Denn wo sie Enthusiasmus beseelt, da bildet sich aus den gewo&#x0364;hnlichsten, einfachsten und versta&#x0364;ndlichsten Worten und Redensarten wie von selbst eine <hi rendition="#g">Sprache in der Sprache</hi>. Wo dann das Ganze wie aus einem Gusse ist, da fu&#x0364;hlt der gleichartige Sinn den lebendigen Hauch und sein begeisterndes Wehen und der ungleichartige Sinn wird doch nicht gesto&#x0364;rt Denn das ist das scho&#x0364;nste an diesem scho&#x0364;nen Sanskrit eines Hemsterhuys oder Plato, daß nur die es verstehen, diees verstehen sollen.</p><lb/>
          <p>Vor der <hi rendition="#g">Entweihung</hi> muß man sich dabey nicht fu&#x0364;rchten. Niemals wenn es <hi rendition="#g">Beruf</hi> ist sich mitzutheilen oder o&#x0364;ffentlich darzustellen. Ueberhaupt tha&#x0364;te, wer von dieser Furcht nicht frey ist, am besten, nur gleich diese Welt zu verlassen. Das ist meine geringste Sorge.</p><lb/>
          <p>Gern also will ich, wenn es mir Zeit scheint, versuchen, was ich Dir mu&#x0364;ndlich andeuten wollte, auch schriftlich zu behandeln, und auch fu&#x0364;r andere Dilettanten,
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[36/0044] der Sache und die Gesetze der Behandlung sehen duͤrfen, und dann auch im Ausdrucke ungewoͤhnlich und vielen unverstaͤndlich seyn muͤssen. Am liebsten aber wird er doch seine Thaͤtigkeit nicht theilen und sich in die große Gesellschaft aller gebildeten Menschen mischen, weil er hier am unmittelbarsten an der ewig fortgehenden Schoͤpfung der Harmonie und der Humanitaͤt Theil nehmen kann. Er wird sich dann auch nicht durch eine ungesellige und unnatuͤrliche Sprache auszeichnen wollen. Er braucht das gar nicht und kann sich doch nie unter die Menge verlieren. Denn wo sie Enthusiasmus beseelt, da bildet sich aus den gewoͤhnlichsten, einfachsten und verstaͤndlichsten Worten und Redensarten wie von selbst eine Sprache in der Sprache. Wo dann das Ganze wie aus einem Gusse ist, da fuͤhlt der gleichartige Sinn den lebendigen Hauch und sein begeisterndes Wehen und der ungleichartige Sinn wird doch nicht gestoͤrt Denn das ist das schoͤnste an diesem schoͤnen Sanskrit eines Hemsterhuys oder Plato, daß nur die es verstehen, diees verstehen sollen. Vor der Entweihung muß man sich dabey nicht fuͤrchten. Niemals wenn es Beruf ist sich mitzutheilen oder oͤffentlich darzustellen. Ueberhaupt thaͤte, wer von dieser Furcht nicht frey ist, am besten, nur gleich diese Welt zu verlassen. Das ist meine geringste Sorge. Gern also will ich, wenn es mir Zeit scheint, versuchen, was ich Dir muͤndlich andeuten wollte, auch schriftlich zu behandeln, und auch fuͤr andere Dilettanten,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1799/44
Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1799/44>, abgerufen am 03.12.2024.