Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799.Akademien in ein Bild bringen) Gemählde würden zu Gedichten, Gedichte zu Musiken; und wer weiß? so eine feyerliche Kirchenmusik stiege auf einmal wieder als ein Tempel in die Luft. Waller. Es wäre nicht das erste Mal. Sie treffen, ohne daran zu denken, auf die Fabel vom Amphion, die der wackre Z. so gern hat, weil er zugleich die Baukunst und die Musik übt. Louise. Für alle Künste, wie sie heißen mögen, ist nun doch die Sprache das allgemeine Organ der Mittheilung; daß ich bey Wallers Gleichniß stehen bleibe, die gangbare Münze, worein alle geistigen Güter umgesetzt werden können. Also plaudern muß man, plaudern! -- Aber mich däucht, unser Gespräch fängt an im Kreise herumzugehen. Kommen Sie, Reinhold, Jhr Portefeuille zu! Sie werden heute doch nicht mehr an dem Ringer arbeiten. Lassen Sie uns ins Freye hinaus, in das Gebüsch; und weil Sie so sehr für das Ausüben, für das Hervorbringen sind, so wollen wir nicht länger vom Plaudern über Kunstwerke plaudern, sondern ich will Jhnen etwas schon fertig Geplaudertes zum Besten geben. Reinhold. Ey, das wäre! Da bin ich gleich dabey. Sie wissen, ich bin kein großer Leser, aber wenn man mir vorlesen will und mit so gefälliger Stimme -- Louise. Schade was für die Stimme! Es ist nur, weil Sie unterdessen bequem mit dem Bleystift oder der Feder etwas auf das Papier kritzeln können, was Jhnen zu lassen unmöglich ist. Akademien in ein Bild bringen) Gemaͤhlde wuͤrden zu Gedichten, Gedichte zu Musiken; und wer weiß? so eine feyerliche Kirchenmusik stiege auf einmal wieder als ein Tempel in die Luft. Waller. Es waͤre nicht das erste Mal. Sie treffen, ohne daran zu denken, auf die Fabel vom Amphion, die der wackre Z. so gern hat, weil er zugleich die Baukunst und die Musik uͤbt. Louise. Fuͤr alle Kuͤnste, wie sie heißen moͤgen, ist nun doch die Sprache das allgemeine Organ der Mittheilung; daß ich bey Wallers Gleichniß stehen bleibe, die gangbare Muͤnze, worein alle geistigen Guͤter umgesetzt werden koͤnnen. Also plaudern muß man, plaudern! — Aber mich daͤucht, unser Gespraͤch faͤngt an im Kreise herumzugehen. Kommen Sie, Reinhold, Jhr Portefeuille zu! Sie werden heute doch nicht mehr an dem Ringer arbeiten. Lassen Sie uns ins Freye hinaus, in das Gebuͤsch; und weil Sie so sehr fuͤr das Ausuͤben, fuͤr das Hervorbringen sind, so wollen wir nicht laͤnger vom Plaudern uͤber Kunstwerke plaudern, sondern ich will Jhnen etwas schon fertig Geplaudertes zum Besten geben. Reinhold. Ey, das waͤre! Da bin ich gleich dabey. Sie wissen, ich bin kein großer Leser, aber wenn man mir vorlesen will und mit so gefaͤlliger Stimme — Louise. Schade was fuͤr die Stimme! Es ist nur, weil Sie unterdessen bequem mit dem Bleystift oder der Feder etwas auf das Papier kritzeln koͤnnen, was Jhnen zu lassen unmoͤglich ist. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0058" n="50"/> Akademien in ein Bild bringen) Gemaͤhlde wuͤrden zu Gedichten, Gedichte zu Musiken; und wer weiß? so eine feyerliche Kirchenmusik stiege auf einmal wieder als ein Tempel in die Luft.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Waller</hi>. Es waͤre nicht das erste Mal. Sie treffen, ohne daran zu denken, auf die Fabel vom Amphion, die der wackre Z. so gern hat, weil er zugleich die Baukunst und die Musik uͤbt.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Louise</hi>. Fuͤr alle Kuͤnste, wie sie heißen moͤgen, ist nun doch die Sprache das allgemeine Organ der Mittheilung; daß ich bey Wallers Gleichniß stehen bleibe, die gangbare Muͤnze, worein alle geistigen Guͤter umgesetzt werden koͤnnen. Also plaudern muß man, plaudern! — Aber mich daͤucht, unser Gespraͤch faͤngt an im Kreise herumzugehen. Kommen Sie, Reinhold, Jhr Portefeuille zu! Sie werden heute doch nicht mehr an dem Ringer arbeiten. Lassen Sie uns ins Freye hinaus, in das Gebuͤsch; und weil Sie so sehr fuͤr das Ausuͤben, fuͤr das Hervorbringen sind, so wollen wir nicht laͤnger vom Plaudern uͤber Kunstwerke plaudern, sondern ich will Jhnen etwas schon fertig Geplaudertes zum Besten geben.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Reinhold</hi>. Ey, das waͤre! Da bin ich gleich dabey. Sie wissen, ich bin kein großer Leser, aber wenn man mir vorlesen will und mit so gefaͤlliger Stimme — </p><lb/> <p><hi rendition="#g">Louise</hi>. Schade was fuͤr die Stimme! Es ist nur, weil Sie unterdessen bequem mit dem Bleystift oder der Feder etwas auf das Papier kritzeln koͤnnen, was Jhnen zu lassen unmoͤglich ist.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [50/0058]
Akademien in ein Bild bringen) Gemaͤhlde wuͤrden zu Gedichten, Gedichte zu Musiken; und wer weiß? so eine feyerliche Kirchenmusik stiege auf einmal wieder als ein Tempel in die Luft.
Waller. Es waͤre nicht das erste Mal. Sie treffen, ohne daran zu denken, auf die Fabel vom Amphion, die der wackre Z. so gern hat, weil er zugleich die Baukunst und die Musik uͤbt.
Louise. Fuͤr alle Kuͤnste, wie sie heißen moͤgen, ist nun doch die Sprache das allgemeine Organ der Mittheilung; daß ich bey Wallers Gleichniß stehen bleibe, die gangbare Muͤnze, worein alle geistigen Guͤter umgesetzt werden koͤnnen. Also plaudern muß man, plaudern! — Aber mich daͤucht, unser Gespraͤch faͤngt an im Kreise herumzugehen. Kommen Sie, Reinhold, Jhr Portefeuille zu! Sie werden heute doch nicht mehr an dem Ringer arbeiten. Lassen Sie uns ins Freye hinaus, in das Gebuͤsch; und weil Sie so sehr fuͤr das Ausuͤben, fuͤr das Hervorbringen sind, so wollen wir nicht laͤnger vom Plaudern uͤber Kunstwerke plaudern, sondern ich will Jhnen etwas schon fertig Geplaudertes zum Besten geben.
Reinhold. Ey, das waͤre! Da bin ich gleich dabey. Sie wissen, ich bin kein großer Leser, aber wenn man mir vorlesen will und mit so gefaͤlliger Stimme —
Louise. Schade was fuͤr die Stimme! Es ist nur, weil Sie unterdessen bequem mit dem Bleystift oder der Feder etwas auf das Papier kritzeln koͤnnen, was Jhnen zu lassen unmoͤglich ist.
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