Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799.aus, den Geist der Kunst (mit Jhrer Erlaubniß, Reinhold) anf mechanische Griffe herunterzusetzen. Reinhold. Jedem Handwerke wird ja seine besondre Sprache vergönnt. Es sind doch nützliche Abbreviaturen, womit man sich am geschwindesten verständigen kann. Waller. Nur werden sie gar zu oft gemißbraucht, um damit den Kenner zu spielen, da sie nichts weiter beweisen, als daß einer den Buchstaben des Buchstabens inne hat. Louise. Die Beschreibungen von dem Höchsten und Göttlichsten, die solche zungenfertige, achselzuckende Kenner geben, sind in der That Skelette, todtgeschlagne Bilder, in der Vorrathskammer ihrer dürren Köpfe in den Rauch gehängt. Waller. Genug von ihnen. Haben Sie bey Jhren Darstellungen kein Vorbild vor Augen gehabt? Louise. Nicht daß ich wüßte. Waller. Kennen Sie Diderots Salon de peinture? Louise. Ob ich das kenne? Jch habe mir aber seine durch und durch geistvollen Schilderungen jetzt mit Fleiß entfernt. Sehen Sie, fürs erste bin ich keine Französin, und dann bin ich eine Frau, und möchte nicht gern für kocket gehalten werden. Diderot kockettirt offenbar mit seinem Feuer, seinem leichten Gesellschaftstone, selbst mit seiner brusquerie. Ferner ist es ganz etwas andres: einige der vorzüglichsten Gemählde in einer der ersten Sammlungen, oder eine Ausstellung beschreiben, wo reines und unreines aus, den Geist der Kunst (mit Jhrer Erlaubniß, Reinhold) anf mechanische Griffe herunterzusetzen. Reinhold. Jedem Handwerke wird ja seine besondre Sprache vergoͤnnt. Es sind doch nuͤtzliche Abbreviaturen, womit man sich am geschwindesten verstaͤndigen kann. Waller. Nur werden sie gar zu oft gemißbraucht, um damit den Kenner zu spielen, da sie nichts weiter beweisen, als daß einer den Buchstaben des Buchstabens inne hat. Louise. Die Beschreibungen von dem Hoͤchsten und Goͤttlichsten, die solche zungenfertige, achselzuckende Kenner geben, sind in der That Skelette, todtgeschlagne Bilder, in der Vorrathskammer ihrer duͤrren Koͤpfe in den Rauch gehaͤngt. Waller. Genug von ihnen. Haben Sie bey Jhren Darstellungen kein Vorbild vor Augen gehabt? Louise. Nicht daß ich wuͤßte. Waller. Kennen Sie Diderots Salon de peinture? Louise. Ob ich das kenne? Jch habe mir aber seine durch und durch geistvollen Schilderungen jetzt mit Fleiß entfernt. Sehen Sie, fuͤrs erste bin ich keine Franzoͤsin, und dann bin ich eine Frau, und moͤchte nicht gern fuͤr kocket gehalten werden. Diderot kockettirt offenbar mit seinem Feuer, seinem leichten Gesellschaftstone, selbst mit seiner brusquerie. Ferner ist es ganz etwas andres: einige der vorzuͤglichsten Gemaͤhlde in einer der ersten Sammlungen, oder eine Ausstellung beschreiben, wo reines und unreines <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0060" n="52"/> aus, den Geist der Kunst (mit Jhrer Erlaubniß, Reinhold) anf mechanische Griffe herunterzusetzen.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Reinhold</hi>. Jedem Handwerke wird ja seine besondre Sprache vergoͤnnt. Es sind doch nuͤtzliche Abbreviaturen, womit man sich am geschwindesten verstaͤndigen kann.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Waller</hi>. Nur werden sie gar zu oft gemißbraucht, um damit den Kenner zu spielen, da sie nichts weiter beweisen, als daß einer den Buchstaben des Buchstabens inne hat.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Louise</hi>. Die Beschreibungen von dem Hoͤchsten und Goͤttlichsten, die solche zungenfertige, achselzuckende Kenner geben, sind in der That Skelette, todtgeschlagne Bilder, in der Vorrathskammer ihrer duͤrren Koͤpfe in den Rauch gehaͤngt.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Waller</hi>. Genug von ihnen. Haben Sie bey Jhren Darstellungen kein Vorbild vor Augen gehabt?</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Louise</hi>. Nicht daß ich wuͤßte.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Waller</hi>. Kennen Sie Diderots Salon de peinture?</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Louise</hi>. Ob ich das kenne? Jch habe mir aber seine durch und durch geistvollen Schilderungen jetzt mit Fleiß entfernt. Sehen Sie, fuͤrs erste bin ich keine Franzoͤsin, und dann bin ich eine Frau, und moͤchte nicht gern fuͤr kocket gehalten werden. Diderot kockettirt offenbar mit seinem Feuer, seinem leichten Gesellschaftstone, selbst mit seiner brusquerie. Ferner ist es ganz etwas andres: einige der vorzuͤglichsten Gemaͤhlde in einer der ersten Sammlungen, oder eine Ausstellung beschreiben, wo reines und unreines </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [52/0060]
aus, den Geist der Kunst (mit Jhrer Erlaubniß, Reinhold) anf mechanische Griffe herunterzusetzen.
Reinhold. Jedem Handwerke wird ja seine besondre Sprache vergoͤnnt. Es sind doch nuͤtzliche Abbreviaturen, womit man sich am geschwindesten verstaͤndigen kann.
Waller. Nur werden sie gar zu oft gemißbraucht, um damit den Kenner zu spielen, da sie nichts weiter beweisen, als daß einer den Buchstaben des Buchstabens inne hat.
Louise. Die Beschreibungen von dem Hoͤchsten und Goͤttlichsten, die solche zungenfertige, achselzuckende Kenner geben, sind in der That Skelette, todtgeschlagne Bilder, in der Vorrathskammer ihrer duͤrren Koͤpfe in den Rauch gehaͤngt.
Waller. Genug von ihnen. Haben Sie bey Jhren Darstellungen kein Vorbild vor Augen gehabt?
Louise. Nicht daß ich wuͤßte.
Waller. Kennen Sie Diderots Salon de peinture?
Louise. Ob ich das kenne? Jch habe mir aber seine durch und durch geistvollen Schilderungen jetzt mit Fleiß entfernt. Sehen Sie, fuͤrs erste bin ich keine Franzoͤsin, und dann bin ich eine Frau, und moͤchte nicht gern fuͤr kocket gehalten werden. Diderot kockettirt offenbar mit seinem Feuer, seinem leichten Gesellschaftstone, selbst mit seiner brusquerie. Ferner ist es ganz etwas andres: einige der vorzuͤglichsten Gemaͤhlde in einer der ersten Sammlungen, oder eine Ausstellung beschreiben, wo reines und unreines
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1799 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1799/60 |
Zitationshilfe: | Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1799/60>, abgerufen am 16.02.2025. |