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Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800.

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die bereitwillig anerkennen, die weder vom Mystizismus noch vom Spinosa sonderlich viel verstehn.

Jch kann nicht schließen, ohne noch einmal zum Studium der Physik aufzufodern, aus deren dynamischen Paradoxien jetzt die heiligsten Offenbarungen der Natur von allen Seiten ausbrechen.

Und so laßt uns denn, beym Licht und Leben! nicht länger zögern, sondern jeder nach seinem Sinn die große Entwickelung beschleunigen, zu der wir berufen sind. Seyd der Größe des Zeitalters würdig, und der Nebel wird von Euren Augen sinken; es wird helle vor Euch werden. Alles Denken ist ein Diviniren, aber der Mensch fängt erst eben an, sich seiner divinatorischen Kraft bewußt zu werden. Welche unermeßliche Erweiterungen wird sie noch erfahren; und eben jetzt. Mich däucht wer das Zeitalter, das heißt jenen großen Proceß allgemeiner Verjüngung, jene Principien der ewigen Revoluzion verstünde, dem müßte es gelingen können, die Pole der Menschheit zu ergreifen und das Thun der ersten Menschen, wie den Charakter der goldnen Zeit die noch kommen wird, zu erkennen und zu wissen. Dann würde das Geschwätz aufhören, und der Mensch inne werden, was er ist, und würde die Erde verstehn und die Sonne.

Dieses ist es, was ich mit der neuen Mythologie meyne.



Antonio. Jch erinnerte mich während Jhrer Vorlesung an zwey Bemerkungen, die ich oft habe

die bereitwillig anerkennen, die weder vom Mystizismus noch vom Spinosa sonderlich viel verstehn.

Jch kann nicht schließen, ohne noch einmal zum Studium der Physik aufzufodern, aus deren dynamischen Paradoxien jetzt die heiligsten Offenbarungen der Natur von allen Seiten ausbrechen.

Und so laßt uns denn, beym Licht und Leben! nicht laͤnger zoͤgern, sondern jeder nach seinem Sinn die große Entwickelung beschleunigen, zu der wir berufen sind. Seyd der Groͤße des Zeitalters wuͤrdig, und der Nebel wird von Euren Augen sinken; es wird helle vor Euch werden. Alles Denken ist ein Diviniren, aber der Mensch faͤngt erst eben an, sich seiner divinatorischen Kraft bewußt zu werden. Welche unermeßliche Erweiterungen wird sie noch erfahren; und eben jetzt. Mich daͤucht wer das Zeitalter, das heißt jenen großen Proceß allgemeiner Verjuͤngung, jene Principien der ewigen Revoluzion verstuͤnde, dem muͤßte es gelingen koͤnnen, die Pole der Menschheit zu ergreifen und das Thun der ersten Menschen, wie den Charakter der goldnen Zeit die noch kommen wird, zu erkennen und zu wissen. Dann wuͤrde das Geschwaͤtz aufhoͤren, und der Mensch inne werden, was er ist, und wuͤrde die Erde verstehn und die Sonne.

Dieses ist es, was ich mit der neuen Mythologie meyne.



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[105/0113] die bereitwillig anerkennen, die weder vom Mystizismus noch vom Spinosa sonderlich viel verstehn. Jch kann nicht schließen, ohne noch einmal zum Studium der Physik aufzufodern, aus deren dynamischen Paradoxien jetzt die heiligsten Offenbarungen der Natur von allen Seiten ausbrechen. Und so laßt uns denn, beym Licht und Leben! nicht laͤnger zoͤgern, sondern jeder nach seinem Sinn die große Entwickelung beschleunigen, zu der wir berufen sind. Seyd der Groͤße des Zeitalters wuͤrdig, und der Nebel wird von Euren Augen sinken; es wird helle vor Euch werden. Alles Denken ist ein Diviniren, aber der Mensch faͤngt erst eben an, sich seiner divinatorischen Kraft bewußt zu werden. Welche unermeßliche Erweiterungen wird sie noch erfahren; und eben jetzt. Mich daͤucht wer das Zeitalter, das heißt jenen großen Proceß allgemeiner Verjuͤngung, jene Principien der ewigen Revoluzion verstuͤnde, dem muͤßte es gelingen koͤnnen, die Pole der Menschheit zu ergreifen und das Thun der ersten Menschen, wie den Charakter der goldnen Zeit die noch kommen wird, zu erkennen und zu wissen. Dann wuͤrde das Geschwaͤtz aufhoͤren, und der Mensch inne werden, was er ist, und wuͤrde die Erde verstehn und die Sonne. Dieses ist es, was ich mit der neuen Mythologie meyne. Antonio. Jch erinnerte mich waͤhrend Jhrer Vorlesung an zwey Bemerkungen, die ich oft habe

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Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1800/113>, abgerufen am 15.05.2024.