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Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800.

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Tugend ist zur Energie gewordne Vernunft.



Die Symmetrie und Organisazion der Geschichte lehrt uns, daß die Menschheit, so lange sie war und wurde, wirklich schon ein Jndividuum, eine Person war und wurde. Jn dieser großen Person der Menschheit ist Gott Mensch geworden.



Das Leben und die Kraft der Poesie besteht darin, daß sie aus sich herausgeht, ein Stück von der Religion losreißt, und dann in sich zurückgeht, indem sie es sich aneignet. Eben so ist es auch mit der Philosophie.



Witz ist die Erscheinung, der äußre Blitz der Fantasie. Daher seine Göttlichkeit, und das Witzähnliche der Mystik.



Plato's Philosophie ist eine würdige Vorrede zur künftigen Religion.



Der Mensch ist ein schaffender Rückblick der Natur auf sich selbst.



Frey ist der Mensch, wenn er Gott hervorbringt oder sichtbar macht, und dadurch wird er unsterblich.



Die Religion ist schlechthin unergründlich. Man kann in ihr überall ins Unendliche immer tiefer graben.



Tugend ist zur Energie gewordne Vernunft.



Die Symmetrie und Organisazion der Geschichte lehrt uns, daß die Menschheit, so lange sie war und wurde, wirklich schon ein Jndividuum, eine Person war und wurde. Jn dieser großen Person der Menschheit ist Gott Mensch geworden.



Das Leben und die Kraft der Poesie besteht darin, daß sie aus sich herausgeht, ein Stuͤck von der Religion losreißt, und dann in sich zuruͤckgeht, indem sie es sich aneignet. Eben so ist es auch mit der Philosophie.



Witz ist die Erscheinung, der aͤußre Blitz der Fantasie. Daher seine Goͤttlichkeit, und das Witzaͤhnliche der Mystik.



Plato's Philosophie ist eine wuͤrdige Vorrede zur kuͤnftigen Religion.



Der Mensch ist ein schaffender Ruͤckblick der Natur auf sich selbst.



Frey ist der Mensch, wenn er Gott hervorbringt oder sichtbar macht, und dadurch wird er unsterblich.



Die Religion ist schlechthin unergruͤndlich. Man kann in ihr uͤberall ins Unendliche immer tiefer graben.



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[8/0016] Tugend ist zur Energie gewordne Vernunft. Die Symmetrie und Organisazion der Geschichte lehrt uns, daß die Menschheit, so lange sie war und wurde, wirklich schon ein Jndividuum, eine Person war und wurde. Jn dieser großen Person der Menschheit ist Gott Mensch geworden. Das Leben und die Kraft der Poesie besteht darin, daß sie aus sich herausgeht, ein Stuͤck von der Religion losreißt, und dann in sich zuruͤckgeht, indem sie es sich aneignet. Eben so ist es auch mit der Philosophie. Witz ist die Erscheinung, der aͤußre Blitz der Fantasie. Daher seine Goͤttlichkeit, und das Witzaͤhnliche der Mystik. Plato's Philosophie ist eine wuͤrdige Vorrede zur kuͤnftigen Religion. Der Mensch ist ein schaffender Ruͤckblick der Natur auf sich selbst. Frey ist der Mensch, wenn er Gott hervorbringt oder sichtbar macht, und dadurch wird er unsterblich. Die Religion ist schlechthin unergruͤndlich. Man kann in ihr uͤberall ins Unendliche immer tiefer graben.

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Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1800/16>, abgerufen am 29.04.2024.