Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800.Dieß, Pöbel, ist das Feur vor dem dir graut. Die lang verschloßne Kraft ist aufgelodert; Kein Wasser kann sie still'n, sie brennt zu laut. Jn sich hat sich der Geist von sich gefodert, Des Wissens Tief' entsteigt neugrün die Erde; Der alte Schutt bleib' immerhin vermodert. Der Meister sinnt schon freudig von Geberde, Sein Haupt als Priester der Natur umkrönend, Und spricht zur schönen Hierarchie sein Werde. Vom Himmel floß dieß Zauberlicht, und tönend Begleitet der das Schöpferwort, deß Kraft Zur Mitte dringt, den alten Krieg versöhnend. Auch ich sprachs aus und sah, wo keiner gafft Jn jenem Licht der Bildung Weltenbau, Sah lebend, was zum Schein der Tod gerafft. Am Boden funkelt hell der Liebe Thau, Der Künste Saft durchströmt die Wunderpflanze, Zum Dach wölbt Fantasie ihr lichtes Blau. Es wächst und blüht der Säulen Chor im Glanze; Des mystschen Tempels Sinn einst zu enthüllen, Weihn am Altar sich die mit mystschem Tanze, Aus deren Blick schon Hieroglyphen quillen, Und schwören alle bey den ewgen Rosen: (Auch mir seys höchstes Ziel, den Eid erfüllen!) Mit Flammen soll der Jüngling fröhlich kosen, Des Mannes Fuß ersteigt des Weltalls Stufen, Dem Stab des Meisters schweigt der Meere Tosen. Wohl seyd ihr taub, sonst hört ihr jetzt mein Rufen! Der Tempel grünt in euch; in euch noch leben Die Kräfte so das Alterthum erschufen. Dringt Jüngling' ein! Ernennt durch tapfres Streben Euch selbst zu Herrn und Fürsten jeder Kunst; Dieß, Poͤbel, ist das Feur vor dem dir graut. Die lang verschloßne Kraft ist aufgelodert; Kein Wasser kann sie still'n, sie brennt zu laut. Jn sich hat sich der Geist von sich gefodert, Des Wissens Tief' entsteigt neugruͤn die Erde; Der alte Schutt bleib' immerhin vermodert. Der Meister sinnt schon freudig von Geberde, Sein Haupt als Priester der Natur umkroͤnend, Und spricht zur schoͤnen Hierarchie sein Werde. Vom Himmel floß dieß Zauberlicht, und toͤnend Begleitet der das Schoͤpferwort, deß Kraft Zur Mitte dringt, den alten Krieg versoͤhnend. Auch ich sprachs aus und sah, wo keiner gafft Jn jenem Licht der Bildung Weltenbau, Sah lebend, was zum Schein der Tod gerafft. Am Boden funkelt hell der Liebe Thau, Der Kuͤnste Saft durchstroͤmt die Wunderpflanze, Zum Dach woͤlbt Fantasie ihr lichtes Blau. Es waͤchst und bluͤht der Saͤulen Chor im Glanze; Des mystschen Tempels Sinn einst zu enthuͤllen, Weihn am Altar sich die mit mystschem Tanze, Aus deren Blick schon Hieroglyphen quillen, Und schwoͤren alle bey den ewgen Rosen: (Auch mir seys hoͤchstes Ziel, den Eid erfuͤllen!) Mit Flammen soll der Juͤngling froͤhlich kosen, Des Mannes Fuß ersteigt des Weltalls Stufen, Dem Stab des Meisters schweigt der Meere Tosen. Wohl seyd ihr taub, sonst hoͤrt ihr jetzt mein Rufen! Der Tempel gruͤnt in euch; in euch noch leben Die Kraͤfte so das Alterthum erschufen. Dringt Juͤngling' ein! Ernennt durch tapfres Streben Euch selbst zu Herrn und Fuͤrsten jeder Kunst; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0179" n="167"/> <l>Dieß, Poͤbel, ist das Feur vor dem dir graut.</l><lb/> <l>Die lang verschloßne Kraft ist aufgelodert;</l><lb/> <l>Kein Wasser kann sie still'n, sie brennt zu laut.</l><lb/> <l>Jn sich hat sich der Geist von sich gefodert,</l><lb/> <l>Des Wissens Tief' entsteigt neugruͤn die Erde;</l><lb/> <l>Der alte Schutt bleib' immerhin vermodert.</l><lb/> <l>Der Meister sinnt schon freudig von Geberde,</l><lb/> <l>Sein Haupt als Priester der Natur umkroͤnend,</l><lb/> <l>Und spricht zur schoͤnen Hierarchie sein Werde.</l><lb/> <l>Vom Himmel floß dieß Zauberlicht, und toͤnend</l><lb/> <l>Begleitet der das Schoͤpferwort, deß Kraft</l><lb/> <l>Zur Mitte dringt, den alten Krieg versoͤhnend.</l><lb/> <l>Auch ich sprachs aus und sah, wo keiner gafft</l><lb/> <l>Jn jenem Licht der Bildung Weltenbau,</l><lb/> <l>Sah lebend, was zum Schein der Tod gerafft.</l><lb/> <l>Am Boden funkelt hell der Liebe Thau,</l><lb/> <l>Der Kuͤnste Saft durchstroͤmt die Wunderpflanze,</l><lb/> <l>Zum Dach woͤlbt Fantasie ihr lichtes Blau.</l><lb/> <l>Es waͤchst und bluͤht der Saͤulen Chor im Glanze;</l><lb/> <l>Des mystschen Tempels Sinn einst zu enthuͤllen,</l><lb/> <l>Weihn am Altar sich die mit mystschem Tanze,</l><lb/> <l>Aus deren Blick schon Hieroglyphen quillen,</l><lb/> <l>Und schwoͤren alle bey den ewgen Rosen:</l><lb/> <l>(Auch mir seys hoͤchstes Ziel, den Eid erfuͤllen!)</l><lb/> <l>Mit Flammen soll der Juͤngling froͤhlich kosen,</l><lb/> <l>Des Mannes Fuß ersteigt des Weltalls Stufen,</l><lb/> <l>Dem Stab des Meisters schweigt der Meere Tosen.</l><lb/> <l>Wohl seyd ihr taub, sonst hoͤrt ihr jetzt mein Rufen!</l><lb/> <l>Der Tempel gruͤnt in euch; in euch noch leben</l><lb/> <l>Die Kraͤfte so das Alterthum erschufen.</l><lb/> <l>Dringt Juͤngling' ein! 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Die lang verschloßne Kraft ist aufgelodert;
Kein Wasser kann sie still'n, sie brennt zu laut.
Jn sich hat sich der Geist von sich gefodert,
Des Wissens Tief' entsteigt neugruͤn die Erde;
Der alte Schutt bleib' immerhin vermodert.
Der Meister sinnt schon freudig von Geberde,
Sein Haupt als Priester der Natur umkroͤnend,
Und spricht zur schoͤnen Hierarchie sein Werde.
Vom Himmel floß dieß Zauberlicht, und toͤnend
Begleitet der das Schoͤpferwort, deß Kraft
Zur Mitte dringt, den alten Krieg versoͤhnend.
Auch ich sprachs aus und sah, wo keiner gafft
Jn jenem Licht der Bildung Weltenbau,
Sah lebend, was zum Schein der Tod gerafft.
Am Boden funkelt hell der Liebe Thau,
Der Kuͤnste Saft durchstroͤmt die Wunderpflanze,
Zum Dach woͤlbt Fantasie ihr lichtes Blau.
Es waͤchst und bluͤht der Saͤulen Chor im Glanze;
Des mystschen Tempels Sinn einst zu enthuͤllen,
Weihn am Altar sich die mit mystschem Tanze,
Aus deren Blick schon Hieroglyphen quillen,
Und schwoͤren alle bey den ewgen Rosen:
(Auch mir seys hoͤchstes Ziel, den Eid erfuͤllen!)
Mit Flammen soll der Juͤngling froͤhlich kosen,
Des Mannes Fuß ersteigt des Weltalls Stufen,
Dem Stab des Meisters schweigt der Meere Tosen.
Wohl seyd ihr taub, sonst hoͤrt ihr jetzt mein Rufen!
Der Tempel gruͤnt in euch; in euch noch leben
Die Kraͤfte so das Alterthum erschufen.
Dringt Juͤngling' ein! Ernennt durch tapfres Streben
Euch selbst zu Herrn und Fuͤrsten jeder Kunst;
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Zitationshilfe: | Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1800/179>, abgerufen am 16.02.2025. |