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Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800.

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Daphnis.

Jst doch auch in den Küssen, den eitelen, süßes Ergötzen.

Mädchen.

5 Sieh, ich wasche den Mund, und reinigend spey' ich den Kuß weg.

Daphnis.

Wäschst du die Lippen dir ab? Gieb wieder sie, daß ich sie küsse.

Mädchen.

Kälber zu küssen, das stehet dir an; kein jüngferlich Mädchen.

Daphnis.

Rühme dich nicht: wie ein Traum geht flüchtige Jugend vorüber.

Mädchen.

Wird doch die Traube Rosin', und die trockene Rose noch duftet.

Daphnis.

10 Komm in den Oelwald hier, damit ich ein Wörtchen dir sage.

Mädchen.

Nein, ich will nicht; auch erst betrogst du mit schmeichelndem Wort mich.

Daphnis.

Komm dort unter die Ulmen, und höre da meine Syringe.

Mädchen.

Labe dein eignes Gemüth, des Kläglichen freuet sich niemand.

Daphnis.

Ey! ey! fürchte den Zorn der Paphia, Mädchen, doch endlich.

Daphnis.

Jst doch auch in den Kuͤssen, den eitelen, suͤßes Ergoͤtzen.

Maͤdchen.

5 Sieh, ich wasche den Mund, und reinigend spey' ich den Kuß weg.

Daphnis.

Waͤschst du die Lippen dir ab? Gieb wieder sie, daß ich sie kuͤsse.

Maͤdchen.

Kaͤlber zu kuͤssen, das stehet dir an; kein juͤngferlich Maͤdchen.

Daphnis.

Ruͤhme dich nicht: wie ein Traum geht fluͤchtige Jugend voruͤber.

Maͤdchen.

Wird doch die Traube Rosin', und die trockene Rose noch duftet.

Daphnis.

10 Komm in den Oelwald hier, damit ich ein Woͤrtchen dir sage.

Maͤdchen.

Nein, ich will nicht; auch erst betrogst du mit schmeichelndem Wort mich.

Daphnis.

Komm dort unter die Ulmen, und hoͤre da meine Syringe.

Maͤdchen.

Labe dein eignes Gemuͤth, des Klaͤglichen freuet sich niemand.

Daphnis.

Ey! ey! fuͤrchte den Zorn der Paphia, Maͤdchen, doch endlich.

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[219/0231] Daphnis. Jst doch auch in den Kuͤssen, den eitelen, suͤßes Ergoͤtzen. Maͤdchen. 5 Sieh, ich wasche den Mund, und reinigend spey' ich den Kuß weg. Daphnis. Waͤschst du die Lippen dir ab? Gieb wieder sie, daß ich sie kuͤsse. Maͤdchen. Kaͤlber zu kuͤssen, das stehet dir an; kein juͤngferlich Maͤdchen. Daphnis. Ruͤhme dich nicht: wie ein Traum geht fluͤchtige Jugend voruͤber. Maͤdchen. Wird doch die Traube Rosin', und die trockene Rose noch duftet. Daphnis. 10 Komm in den Oelwald hier, damit ich ein Woͤrtchen dir sage. Maͤdchen. Nein, ich will nicht; auch erst betrogst du mit schmeichelndem Wort mich. Daphnis. Komm dort unter die Ulmen, und hoͤre da meine Syringe. Maͤdchen. Labe dein eignes Gemuͤth, des Klaͤglichen freuet sich niemand. Daphnis. Ey! ey! fuͤrchte den Zorn der Paphia, Maͤdchen, doch endlich.

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Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1800/231>, abgerufen am 15.05.2024.