Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800.auf Vernichtung des Jrdischen. Dazu kommt, daß in der letzten für gewisse Mysterien denn doch Bilder von der unheiligen und so viel möglich wegzuräumenden Sache entlehnt werden mußten. Bey den meisten ausgelassenen Stellen in der Guerre des Dieux ist die angegebne Beziehung auf den Gegenstand nicht zu verkennen; indessen wenn der Muthwille einmal im Gange ist, so läßt er sich nicht nach Maß und Gewicht bestimmen, und einiges in dieser Art muß also schon als opus superrogatorium in den Kauf gehen. Die Parodie der sieben Sakramente, p. 94 u. f. ist einer der frevelhaftesten aber auch der witzigsten Einfälle. Nicht weniger komisch ist der Uebertritt der Satyren und ihre Umschaffung in Mönche. Die Geschichte eines liebenden Paares, das ein Gelübde ewiger Enthaltung gethan hat, und jedesmal wenn der schalkhafte Amor im Begriff ist, sie es vergessen zu machen, durch eine religiöse Erinnerung abgemahnt wird, ist allerliebst gedacht und ausgeführt. Charakteristisch und mit der ganzen Behandlungsart übereinstimmend, ist die Scheu des Dichters, auch da wo er über die Gränzen der Natur abschweift (wie in der Schilderung des weiblichen Klosterlebens) bis zum äußersten zu kommen, und die der Decenz so furchtbaren Worte auszusprechen: allein sie ist weder in moralischer noch poetischer Hinsicht zu loben. Denn fürs erste verhüllen diese Schleyer gar nichts (ungefähr eben so viel als die Veränderung in der neuen Ausgabe, nach der ich citire, wo die schlimmsten Stellen im Text weggelassen, und hinten angedruckt auf Vernichtung des Jrdischen. Dazu kommt, daß in der letzten fuͤr gewisse Mysterien denn doch Bilder von der unheiligen und so viel moͤglich wegzuraͤumenden Sache entlehnt werden mußten. Bey den meisten ausgelassenen Stellen in der Guerre des Dieux ist die angegebne Beziehung auf den Gegenstand nicht zu verkennen; indessen wenn der Muthwille einmal im Gange ist, so laͤßt er sich nicht nach Maß und Gewicht bestimmen, und einiges in dieser Art muß also schon als opus superrogatorium in den Kauf gehen. Die Parodie der sieben Sakramente, p. 94 u. f. ist einer der frevelhaftesten aber auch der witzigsten Einfaͤlle. Nicht weniger komisch ist der Uebertritt der Satyren und ihre Umschaffung in Moͤnche. Die Geschichte eines liebenden Paares, das ein Geluͤbde ewiger Enthaltung gethan hat, und jedesmal wenn der schalkhafte Amor im Begriff ist, sie es vergessen zu machen, durch eine religioͤse Erinnerung abgemahnt wird, ist allerliebst gedacht und ausgefuͤhrt. Charakteristisch und mit der ganzen Behandlungsart uͤbereinstimmend, ist die Scheu des Dichters, auch da wo er uͤber die Graͤnzen der Natur abschweift (wie in der Schilderung des weiblichen Klosterlebens) bis zum aͤußersten zu kommen, und die der Decenz so furchtbaren Worte auszusprechen: allein sie ist weder in moralischer noch poetischer Hinsicht zu loben. Denn fuͤrs erste verhuͤllen diese Schleyer gar nichts (ungefaͤhr eben so viel als die Veraͤnderung in der neuen Ausgabe, nach der ich citire, wo die schlimmsten Stellen im Text weggelassen, und hinten angedruckt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0278" n="266"/> auf Vernichtung des Jrdischen. Dazu kommt, daß in der letzten fuͤr gewisse Mysterien denn doch Bilder von der unheiligen und so viel moͤglich wegzuraͤumenden Sache entlehnt werden mußten.</p><lb/> <p>Bey den meisten ausgelassenen Stellen in der Guerre des Dieux ist die angegebne Beziehung auf den Gegenstand nicht zu verkennen; indessen wenn der Muthwille einmal im Gange ist, so laͤßt er sich nicht nach Maß und Gewicht bestimmen, und einiges in dieser Art muß also schon als opus superrogatorium in den Kauf gehen. Die Parodie der sieben Sakramente, p. 94 u. f. ist einer der frevelhaftesten aber auch der witzigsten Einfaͤlle. Nicht weniger komisch ist der Uebertritt der Satyren und ihre Umschaffung in Moͤnche. Die Geschichte eines liebenden Paares, das ein Geluͤbde ewiger Enthaltung gethan hat, und jedesmal wenn der schalkhafte Amor im Begriff ist, sie es vergessen zu machen, durch eine religioͤse Erinnerung abgemahnt wird, ist allerliebst gedacht und ausgefuͤhrt. Charakteristisch und mit der ganzen Behandlungsart uͤbereinstimmend, ist die Scheu des Dichters, auch da wo er uͤber die Graͤnzen der Natur abschweift (wie in der Schilderung des weiblichen Klosterlebens) bis zum aͤußersten zu kommen, und die der Decenz so furchtbaren Worte auszusprechen: allein sie ist weder in moralischer noch poetischer Hinsicht zu loben. Denn fuͤrs erste verhuͤllen diese Schleyer gar nichts (ungefaͤhr eben so viel als die Veraͤnderung in der neuen Ausgabe, nach der ich citire, wo die schlimmsten Stellen im Text weggelassen, und hinten angedruckt </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [266/0278]
auf Vernichtung des Jrdischen. Dazu kommt, daß in der letzten fuͤr gewisse Mysterien denn doch Bilder von der unheiligen und so viel moͤglich wegzuraͤumenden Sache entlehnt werden mußten.
Bey den meisten ausgelassenen Stellen in der Guerre des Dieux ist die angegebne Beziehung auf den Gegenstand nicht zu verkennen; indessen wenn der Muthwille einmal im Gange ist, so laͤßt er sich nicht nach Maß und Gewicht bestimmen, und einiges in dieser Art muß also schon als opus superrogatorium in den Kauf gehen. Die Parodie der sieben Sakramente, p. 94 u. f. ist einer der frevelhaftesten aber auch der witzigsten Einfaͤlle. Nicht weniger komisch ist der Uebertritt der Satyren und ihre Umschaffung in Moͤnche. Die Geschichte eines liebenden Paares, das ein Geluͤbde ewiger Enthaltung gethan hat, und jedesmal wenn der schalkhafte Amor im Begriff ist, sie es vergessen zu machen, durch eine religioͤse Erinnerung abgemahnt wird, ist allerliebst gedacht und ausgefuͤhrt. Charakteristisch und mit der ganzen Behandlungsart uͤbereinstimmend, ist die Scheu des Dichters, auch da wo er uͤber die Graͤnzen der Natur abschweift (wie in der Schilderung des weiblichen Klosterlebens) bis zum aͤußersten zu kommen, und die der Decenz so furchtbaren Worte auszusprechen: allein sie ist weder in moralischer noch poetischer Hinsicht zu loben. Denn fuͤrs erste verhuͤllen diese Schleyer gar nichts (ungefaͤhr eben so viel als die Veraͤnderung in der neuen Ausgabe, nach der ich citire, wo die schlimmsten Stellen im Text weggelassen, und hinten angedruckt
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