Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800.wird aus dem Elidiren nur ein Eludiren. Und da nicht vorauszusetzen ist, daß das Volk diesen beiden Kämpfen ohne Gelächter zugesehen habe und zusehen werde: So wäre dem Kaiser sowohl als dem Metakritiker als Präservativ, das Horazische: Populus me sibilat, at mihi plaudo, ipse domi zu empfehleu. B. Ob jede Philosophie, die sich als eine solche wirklich coustituirt, früher oder später aus den Grenzen der Schule herauszugehen verbunden ist, und auch -- sie wolle nun oder nicht -- zu Folge des natürlichen Laufes der Dinge unfehlbar herausgehn wird; das kann wohl, selbst für den, welcher Philosophie und Leben mehr als billig einander entgegensetzt, keine Frage sein. Nicht nur muß jedes neue System nothwendig die Moral und die Politik umgestalten, und also allen Menschen, wie tief sie auch ins Leben verwickelt sein, etwas zu sagen haben: sondern es ergreift auch die empirischen Wissenschaften, verändert ihre Pole und wirkt also auf ihren ganzen innern Zustand und alles was sie erzeugen; ja auch die Dichter müßen mit der Zeit Notiz davon nehmen, und den Widerschein des neuen Lichtes in ihrem Kreise verbreiten. Dies alles kann nicht geschehen, ohne daß die gemeinschaftliche Ursache dieser Erscheinungen genöthigt werde, aus ihrem Dunkel hervorzutreten, und diejenige Popularität, welche auf diesem Wege zwar nur wird aus dem Elidiren nur ein Eludiren. Und da nicht vorauszusetzen ist, daß das Volk diesen beiden Kaͤmpfen ohne Gelaͤchter zugesehen habe und zusehen werde: So waͤre dem Kaiser sowohl als dem Metakritiker als Praͤservativ, das Horazische: Populus me sibilat, at mihi plaudo, ipse domi zu empfehleu. B. Ob jede Philosophie, die sich als eine solche wirklich coustituirt, fruͤher oder spaͤter aus den Grenzen der Schule herauszugehen verbunden ist, und auch — sie wolle nun oder nicht — zu Folge des natuͤrlichen Laufes der Dinge unfehlbar herausgehn wird; das kann wohl, selbst fuͤr den, welcher Philosophie und Leben mehr als billig einander entgegensetzt, keine Frage sein. Nicht nur muß jedes neue System nothwendig die Moral und die Politik umgestalten, und also allen Menschen, wie tief sie auch ins Leben verwickelt sein, etwas zu sagen haben: sondern es ergreift auch die empirischen Wissenschaften, veraͤndert ihre Pole und wirkt also auf ihren ganzen innern Zustand und alles was sie erzeugen; ja auch die Dichter muͤßen mit der Zeit Notiz davon nehmen, und den Widerschein des neuen Lichtes in ihrem Kreise verbreiten. Dies alles kann nicht geschehen, ohne daß die gemeinschaftliche Ursache dieser Erscheinungen genoͤthigt werde, aus ihrem Dunkel hervorzutreten, und diejenige Popularitaͤt, welche auf diesem Wege zwar nur <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0295" n="283"/> wird aus dem <hi rendition="#g">Elidiren</hi> nur ein <hi rendition="#g">Eludiren</hi>. Und da nicht vorauszusetzen ist, daß das Volk diesen beiden Kaͤmpfen ohne Gelaͤchter zugesehen habe und zusehen werde: So waͤre dem Kaiser sowohl als dem Metakritiker als Praͤservativ, das Horazische: Populus me sibilat, at mihi plaudo, ipse domi zu empfehleu.</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">B.</hi> </salute> </closer><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="3"> <p>Ob jede Philosophie, die sich als eine solche wirklich coustituirt, fruͤher oder spaͤter aus den Grenzen der Schule herauszugehen verbunden ist, und auch — sie wolle nun oder nicht — zu Folge des natuͤrlichen Laufes der Dinge unfehlbar herausgehn wird; das kann wohl, selbst fuͤr den, welcher Philosophie und Leben mehr als billig einander entgegensetzt, keine Frage sein. Nicht nur muß jedes neue System nothwendig die Moral und die Politik umgestalten, und also allen Menschen, wie tief sie auch ins Leben verwickelt sein, etwas zu sagen haben: sondern es ergreift auch die empirischen Wissenschaften, veraͤndert ihre Pole und wirkt also auf ihren ganzen innern Zustand und alles was sie erzeugen; ja auch die Dichter muͤßen mit der Zeit Notiz davon nehmen, und den Widerschein des neuen Lichtes in ihrem Kreise verbreiten. Dies alles kann nicht geschehen, ohne daß die gemeinschaftliche Ursache dieser Erscheinungen genoͤthigt werde, aus ihrem Dunkel hervorzutreten, und diejenige Popularitaͤt, welche auf diesem Wege zwar nur </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [283/0295]
wird aus dem Elidiren nur ein Eludiren. Und da nicht vorauszusetzen ist, daß das Volk diesen beiden Kaͤmpfen ohne Gelaͤchter zugesehen habe und zusehen werde: So waͤre dem Kaiser sowohl als dem Metakritiker als Praͤservativ, das Horazische: Populus me sibilat, at mihi plaudo, ipse domi zu empfehleu.
B.
Ob jede Philosophie, die sich als eine solche wirklich coustituirt, fruͤher oder spaͤter aus den Grenzen der Schule herauszugehen verbunden ist, und auch — sie wolle nun oder nicht — zu Folge des natuͤrlichen Laufes der Dinge unfehlbar herausgehn wird; das kann wohl, selbst fuͤr den, welcher Philosophie und Leben mehr als billig einander entgegensetzt, keine Frage sein. Nicht nur muß jedes neue System nothwendig die Moral und die Politik umgestalten, und also allen Menschen, wie tief sie auch ins Leben verwickelt sein, etwas zu sagen haben: sondern es ergreift auch die empirischen Wissenschaften, veraͤndert ihre Pole und wirkt also auf ihren ganzen innern Zustand und alles was sie erzeugen; ja auch die Dichter muͤßen mit der Zeit Notiz davon nehmen, und den Widerschein des neuen Lichtes in ihrem Kreise verbreiten. Dies alles kann nicht geschehen, ohne daß die gemeinschaftliche Ursache dieser Erscheinungen genoͤthigt werde, aus ihrem Dunkel hervorzutreten, und diejenige Popularitaͤt, welche auf diesem Wege zwar nur
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