Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800.ihm reden soll: so weiß ich nicht, soll mir dies durch das Setzen des irdischen Zweckes, der hernach für mich wie billig wieder aufgehoben wird, gekommen sein, oder soll ich es von Anfang an, als ich nach meiner Bestimmung fragte, schon gehabt haben? Jn dem festen und ruhigen Besitz jener Wahrheiten und Ansichten, die das letzte Resultat des Werkes sind, stört mich das nicht; es ist für diese nur ein schöner Ueberfluß: denn wenn ich nur weiß, die übersinnliche Welt von der sinnlichen, und meinen eigentlichen Zweck von dem, der mir als das Objektive dabei vorschwebt, zu unterscheiden, so habe ich zur Genüge für mein Handeln, und bedarf nun des Uebrigen nicht. Jn einem Kantischen Buche würde es mir sogar Vergnügen machen, so zwischen dem, was sie die Bedürfnisse der praktischen Vernunft nennen, herumgeführt zu werden; nur hier wirft es mich aus der Einheit des Ganzen heraus. Wenn nun aber auch von der Frage nach der Bestimmung ausgegangen werden sollte, wie kann man um diese zu beantworten von der äußeren Natur und ihrem Zusammenhange ausgehn? Geschieht dies um, weil von dieser Ansicht aus keine befriedigende Beantwortung derselben möglich ist, den Jdealismus herbeizuführen? Es scheint nicht: denn jene Frage wird ja auch nicht aus dem Jdealismus beantwortet, sondern weil dieser für sich eben so unzulänglich ist -- aus der innern Stimme des Gewissens unmittelbar. Wozu also vorher jenes beides? Es scheint sogar dem angegebnen Zwecke des Buchs zu widersprechen: denn wenn der theoretische Jdealismus ihm reden soll: so weiß ich nicht, soll mir dies durch das Setzen des irdischen Zweckes, der hernach fuͤr mich wie billig wieder aufgehoben wird, gekommen sein, oder soll ich es von Anfang an, als ich nach meiner Bestimmung fragte, schon gehabt haben? Jn dem festen und ruhigen Besitz jener Wahrheiten und Ansichten, die das letzte Resultat des Werkes sind, stoͤrt mich das nicht; es ist fuͤr diese nur ein schoͤner Ueberfluß: denn wenn ich nur weiß, die uͤbersinnliche Welt von der sinnlichen, und meinen eigentlichen Zweck von dem, der mir als das Objektive dabei vorschwebt, zu unterscheiden, so habe ich zur Genuͤge fuͤr mein Handeln, und bedarf nun des Uebrigen nicht. Jn einem Kantischen Buche wuͤrde es mir sogar Vergnuͤgen machen, so zwischen dem, was sie die Beduͤrfnisse der praktischen Vernunft nennen, herumgefuͤhrt zu werden; nur hier wirft es mich aus der Einheit des Ganzen heraus. Wenn nun aber auch von der Frage nach der Bestimmung ausgegangen werden sollte, wie kann man um diese zu beantworten von der aͤußeren Natur und ihrem Zusammenhange ausgehn? Geschieht dies um, weil von dieser Ansicht aus keine befriedigende Beantwortung derselben moͤglich ist, den Jdealismus herbeizufuͤhren? Es scheint nicht: denn jene Frage wird ja auch nicht aus dem Jdealismus beantwortet, sondern weil dieser fuͤr sich eben so unzulaͤnglich ist — aus der innern Stimme des Gewissens unmittelbar. Wozu also vorher jenes beides? Es scheint sogar dem angegebnen Zwecke des Buchs zu widersprechen: denn wenn der theoretische Jdealismus <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0302" n="290"/> ihm reden soll: so weiß ich nicht, soll mir dies durch das Setzen des irdischen Zweckes, der hernach fuͤr mich wie billig wieder aufgehoben wird, gekommen sein, oder soll ich es von Anfang an, als ich nach meiner Bestimmung fragte, schon gehabt haben? Jn dem festen und ruhigen Besitz jener Wahrheiten und Ansichten, die das letzte Resultat des Werkes sind, stoͤrt mich das nicht; es ist fuͤr diese nur ein schoͤner Ueberfluß: denn wenn ich nur weiß, die uͤbersinnliche Welt von der sinnlichen, und meinen eigentlichen Zweck von dem, der mir als das Objektive dabei vorschwebt, zu unterscheiden, so habe ich zur Genuͤge fuͤr mein Handeln, und bedarf nun des Uebrigen nicht. Jn einem Kantischen Buche wuͤrde es mir sogar Vergnuͤgen machen, so zwischen dem, was sie die Beduͤrfnisse der praktischen Vernunft nennen, herumgefuͤhrt zu werden; nur hier wirft es mich aus der Einheit des Ganzen heraus. Wenn nun aber auch von der Frage nach der Bestimmung ausgegangen werden sollte, wie kann man um diese zu beantworten von der aͤußeren Natur und ihrem Zusammenhange ausgehn? Geschieht dies um, weil von dieser Ansicht aus keine befriedigende Beantwortung derselben moͤglich ist, den Jdealismus herbeizufuͤhren? Es scheint nicht: denn jene Frage wird ja auch nicht aus dem Jdealismus beantwortet, sondern weil dieser fuͤr sich eben so unzulaͤnglich ist — aus der innern Stimme des Gewissens unmittelbar. Wozu also vorher jenes beides? Es scheint sogar dem angegebnen Zwecke des Buchs zu widersprechen: denn wenn der theoretische Jdealismus </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [290/0302]
ihm reden soll: so weiß ich nicht, soll mir dies durch das Setzen des irdischen Zweckes, der hernach fuͤr mich wie billig wieder aufgehoben wird, gekommen sein, oder soll ich es von Anfang an, als ich nach meiner Bestimmung fragte, schon gehabt haben? Jn dem festen und ruhigen Besitz jener Wahrheiten und Ansichten, die das letzte Resultat des Werkes sind, stoͤrt mich das nicht; es ist fuͤr diese nur ein schoͤner Ueberfluß: denn wenn ich nur weiß, die uͤbersinnliche Welt von der sinnlichen, und meinen eigentlichen Zweck von dem, der mir als das Objektive dabei vorschwebt, zu unterscheiden, so habe ich zur Genuͤge fuͤr mein Handeln, und bedarf nun des Uebrigen nicht. Jn einem Kantischen Buche wuͤrde es mir sogar Vergnuͤgen machen, so zwischen dem, was sie die Beduͤrfnisse der praktischen Vernunft nennen, herumgefuͤhrt zu werden; nur hier wirft es mich aus der Einheit des Ganzen heraus. Wenn nun aber auch von der Frage nach der Bestimmung ausgegangen werden sollte, wie kann man um diese zu beantworten von der aͤußeren Natur und ihrem Zusammenhange ausgehn? Geschieht dies um, weil von dieser Ansicht aus keine befriedigende Beantwortung derselben moͤglich ist, den Jdealismus herbeizufuͤhren? Es scheint nicht: denn jene Frage wird ja auch nicht aus dem Jdealismus beantwortet, sondern weil dieser fuͤr sich eben so unzulaͤnglich ist — aus der innern Stimme des Gewissens unmittelbar. Wozu also vorher jenes beides? Es scheint sogar dem angegebnen Zwecke des Buchs zu widersprechen: denn wenn der theoretische Jdealismus
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